Einrichtungs- und Elektrofachhandel
Maßnahmen für die Zukunft müssen jetzt gesetzt werden

Gremialobmann Christian Mühlthaler und Roman Eberharter zur Situation des Tiroler Elektro- und Einrichtungsfachhandel. | Foto: die Fotografen
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"Die Landesenergieversorger dürfen nicht zum Sargnagel der heimischen Wirtschaft werden." Mit diesem klaren Appell richtet sich der Tiroler Einrichtungs- und Elektrofachhandel an LH Anton Mattle und die TIWAG. Ausschlaggebend dafür ist die Konjunkturentwicklung.

INNSBRUCK. Gremialobmann Christian Mühlthaler und sein Stellvertreter Roman Eberharter blicken auf besorgniserregende Zahlen der Konjunkturentwicklung für den Tiroler Einrichtungs- und Elektrofachhandel im ersten Halbjahr 2023. 27,1 Prozent minus im Vergleich zum Vorjahr 2022 sprechen eine deutliche Sprache. Die Gründe für diese Entwicklung sind mannigfaltig. Während viele Bereiche in den Kompetenzbereich des Bundes fallen, erwarten die WK-Vertreter aber entsprechende Handlungen in Sachen Energiepreise in Tirol. Für LH Anton Mattle und die TIWAG-Spitze besteht ein dringender Handlungsbedarf, sind die beiden Unternehmer überzeugt.

Problemstellungen

Das Landesgremium Elektro- und Einrichtungsfachhandel zählt derzeit rund 1.300 aktive Mitgliedsbetriebe mit insgesamt 4.300 Beschäftigten. "Dabei muss betont werden, dass aufgrund der vielen negativen Entwicklungen in den Vorjahren unsere Mitgliederzahl bereits im Sinken ist", erklärt Roman Eberharter. "Mit einer weiteren Marktbereinigung von 10 bis 15 Prozent in den nächsten Jahren muss leider gerechnet werden." Diese Ausdünnung von Fach- und Kleinunternehmen hat jedoch weitreichende Auswirkungen. Viele diese Unternehmen sind wichtige Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens in den Gemeinden: als Arbeitgeber, aber auch als Sponsor und Partner von Vereinen. "Die Basis für den Handel muss auch von politischer Seite aus nicht nur gewünscht, sondern auch gegeben sein", betont Christian Mühlthaler. "Um die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten, bedarf es dringende Schritte durch die Politik."

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Elektrofachhandel

Die Herausforderungen für den stationären Elektrofachhandel sind vielfältig. "Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer versuchen sich auf vielen Wegen für die Zukunft zu rüsten. Gleichzeitig stehen sie aber bürokratischen Auswüchsen hilflos gegenüber", schilder Mühlthaler. So kämpft der Handel mit unfairen Wettbewerbsbedingung und Benachteiligungen. Die Speichermedienvergütung oder die Künstlersozialversicherungsabgabe führen für die Händler zu Nachteilen gegenüber beispielsweise deutschen Anbieten. "Aber auch bei den angedachten Hilfsmaßnahmen ist der Erfolg sehr eingeschränkt", kritisiert Mühlthaler den bürokratischen Ablauf des Energiekostenzuschusses II: "Zu komplex, nicht durchschaubar, unklare Richtlinien, bürokratische Hürden, hoher Arbeitsaufwand und entsprechende Kosten für den Steuerberater für zu einer geringen Beteiligung", erklärt Mühlthaler den überschaubaren Anteil von 85.000 Ansuchen bei rund 500.000 betroffenen Unternehmen in Österreich. Der stationäre Elektrohandel ist sich seiner Chancen für die Zukunft durchaus bewusst. Erfahrung, Beratung, Service und Betreuung spielen bei den heimischen Elektrofachhändlern eine wichtige Rolle. Auch im digitalen Bereich gibt es Strategien. "Um diese aber erfolgreich umsetzen zu können, bedarf es Maßnahmen der verantwortlichen Politik", ", erinnert Mühlthaler an das umfassende Forderungspaket der Wirtschaftskammer.

Einrichtungsfachhandel

Der Einrichtungsfachhandel ist vor allem durch den rückläufigen Wohnbau sowie hohe Inflation betroffen. Roman Eberharter fordert die sofortige Aussetzung der KIM-Verordnung (Verordnung für nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien). "Diese Verordnung trifft die falsche Zielgruppe und hat enorme Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft", ist Eberharter überzeugt. "Der bestehende Bauschwund trifft nicht nur die Bauwirtschaft, sondern alle damit verbundenen Unternehmen von Handwerk bis zum Handel", erklärt der Unternehmer dazu. "Keine neuen Wohnungen bedeutet eben keinen neuen Bodenbelag, keine Türen, kein Bad, keine Einrichtung." Für die Zukunft sich Eberharter im Einrichtungsfachhandel Perspektiven in der Digitalisierung sowie im Smart Living Bereich, aber auch in der Spezialisierung auf neue Wohntrends, Restaurierung und Reparatur oder Möbelvermietung.

"Es besteht die Gefahr von Personalabbau, Geschäftsschließungen und Insolvenzen", erklären Mühlthaler und Eberharter abschließend. "Dieser Gefahr treten wir aktiv entgegen. Aber neben dem Einsatz und den Willen zu Veränderungen durch unsere Unternehmerinnen und Unternehmer ist auch die Politik mit konkreten Handlungen und Impulsprogrammen gefordert." 

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