Region Tirol, Kitzbühel/Lebens- u. Wirtschaftsraum
Der Bergbau prägt noch bis heute

- Hl. Geist Schacht: mit 886 Metern tiefster Schacht der Welt im Bergbaugebiet Rerobichl in Oberndorf.
- Foto: Kogler
- hochgeladen von Klaus Kogler
Reiche Bergbaugeschichte ist (mit-)prägend für die Region Kitzbühel; noch heute Spuren der Geschichte spür- und erlebbar.
BEZIRK KITZBÜHEL. In der späten Bronzezeit (1100 bis 800 v. Chr.) wurde das Gebiet um Kitzbühel von Menschen besiedelt, die hier auch nach Kupfererz schürften. Die Schätze aus dem Boden sollten in der historischen Entwicklung der Region vom Pillerseetal, dem Leukental, dem Brixental und auch im Kaiserwinkl eine tragende Rolle spielen – bis in die Gegenwart. In Hochfilzen etwa wird noch heute Abbau und Verarbeitung betrieben (Magnesit, Dolomit).
Insgesamt waren 14 der heutigen 20 Bezirksgemeinden direkt oder indirekt ins Bergbaugeschehen involviert.
Tiefster Schacht
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Bergbau in Kitzbühel systematisch vorangetrieben und ein umfassendes Bergrecht erlassen. Ein Zentrum des Bergbaus wurde der Rerobichl im heutigen Oberndorf, wo mit dem Hl. Geist Schacht der damals tiefste Schacht der Welt gegraben wurde. Mit 886 Metern reichte er unter Adria-Niveau. Daneben wurde in Jochberg, im Brixental, im Pillerseetal und im Kaiserwinkl nach Bodenschätzen geschürft. Noch heute findet man Zeugen des historischen Bergbaus, auch in Form von Museen und Bergwerken. In der Folge hier ein Überblick.
> Aurach: Bereits 1000 bis 800 v. Chr. wurde Kupfer auf der Kelchalpe abgebaut. Ein Großteil dieser Metallvorkommen wurde exportiert. Relikte aus dieser Zeit sind heute im Museum Kitzbühel zu sehen.
> Brixen: Um 3000 v. Chr. drangen die Kelten ins Brixental vor. In der Folge wurde Kupferbergbau betrieben.
> Fieberbrunn: Vor 500 Jahren war der Bergbau auf Silber und später auf Eisenerz vorherrschend. Mit dem Eisenerz wurde eisen und der später weltbekannte Pillerseestahl hergestellt. In Fieberbrunn florierte ein Hüttenwerk (errichtet um 1540). Von der Qualität des Stahls zeugen noch heute Glieder der Kettenbrücke in Innsbruck und das stählerne Kreuz am Wildseeloder. Die Stahlerzeugung wurde 1908 eingestellt. Vieles erinnert im Ort an die Bergbauzeit: Schloss Rosenegg, Knappen-Kapelle, Weg-/Weilerbezeichnungen.
> Going: Im Ortsteil Prama waren Bergknappen (Abbaugebiet Rerobichl, angrenzend an Going) angesiedelt.
> Hochfilzen: 1957 wurde das Magnesitwerk errichtet. Der Betrieb gehört heute zum Weltmarktführer für Feuerfeststoffe RHI Magnesita. Bis heute wird Magnesit und Dolomit im Ortsgebiet gewonnen, zudem auch am historischen (Fieberbrunner) Weißenstein.
> Jochberg: Hier befand sich schon um 1500 v. Chr. ein Bergbauzentrum; die Anfänge des Bergbaus dürften jedoch noch weiter zurückreichen. Geschürft wurden Silber und Kupfer. Verhüttet wrude im Weiler "Hütten". Bis 1926 war der Bergbau in Betrieb, die Hütte bis 1874. Das Schaubergwerk Kupferplatte (Erbstollen "Zum Hl. Geist", mittlerweile geschlossen) und der Über-Tage-Knappenweg erinnern an die reiche Bergbaugeschichte. Die Knappschaft ist im Ort aktiv, ebenso die Knappenmusikkapelle. Im örtlichen Museum wird zudem die Geschichte bewahrt und erlebbar.
> Kirchdorf: Der Ort entwickelte sich im 16. Jahrhundert zum Bergbaudorf. Es wurden eine Schmelze, ein Hammer- und Gußwerk sowie eine Schmiede errichtet. Die Fugger verarbeiteten in Litzlfelden Kupfererze vom Oberndorfer Abbau.
> Reith: Auch Reith war in den Silber- und Kupfer-Bergbau am Rerobichl und Astberg (15. – 18. Jhdt.) involviert.
> Westendorf: Im 16. Jahrhundert herrschte rund um Westendorf reger Bergbau; im 16. und 17. Jahrhundert wurde im Windautal nach Kupfer, Bleiglanz und Schwefelkies geschürft.
> Kössen: In Kössen wurden Blei und Eisen geschürft. 1549 wurde der "Kössentaler Berg- und Schmelzwerkshandel gegründet, der sich auf die Verarbeitung von Erzen spezialisierte. Zudem wurde ein Hütte im ortsteil "Hütte" betrieben. Diese war bis ins 19. Jahrhundert aktiv. Auch industrieller Draht wurde gefertigt, die Produktion jedoch um 1880 eingestellt.
> Schwendt: Im Mittelalter wurde im Kaiserwinkler Ort Bergbau betrieben. Man fand Blei und Eisen. Der Abbau wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingestellt.
> St. Johann: Durch den Bergbau in Oberndorf, das damals zum Gemeindegebiet von St. Johann gehörte, erlangte der Ort großen Reichtum. 1621 wurde St. Johann zum Dekanatssitz; viele barocke Kulturdenkmäler gaben dem Ort den Beinamen "Barockes St. Johann", was noch heute von touristischer Bedeutung ist.
> Kitzbühel: Der Bergbau prägte Kitzbühel, das 1271 das Stadtrecht erhielt. Bereits in seiner Vor-Tiroler-Zeit (ab 1504) erlangte der Ort mit umfassendem Bergrecht große Bedeutung für das gesamte bayerische Herzogtum. Das städtische Museum bietet einen Einblick in die Geschichte und Kultur der Region, nicht zuletzt in die Bergbauhistorie, und viele bauliche Zeugen im Stadtgebiet weisen auch heute darauf hin.
> Oberndorf: Im 16. Jahrhundert wurde mit dem tiefsten Schacht der Welt (wie oben erwähnt) ein Meisterwerk des Bergbaus geschaffen. Auch riesige Wasserräder zeugten vom Geschick der Ingenieure. Mit Bartolomäus Ludwig Edler stammte Mitte des 18. Jahrhunderts der höchste Bergbaubeamte der gesamten Monarchie aus Oberndorf. Zur Hochblüte arbeiteten mehr als 1.500 Menschen im Bergbau.
Der Silberbergbau (ab 1540) wurde 1774 eingestellt und danach mehrfach wieder aufgenommen worden. Wenige Jahre hindurch wurde sogar Salz gewonnen.
Auch heute sind noch Silber- und Kupfervorkommen in tiefen Schichten vorhanden. Ausführlich dokumentiert ist die Geschichte im Rerobichl Bergbau-Museum des aktiven Knappenvereins Oberndorf. Auch die Bergkapelle, der Knappenplatz und ein Bergwerkslehrpfad weisen heute in die reiche Geschichte. Seit 1955 gibt es wieder einen Bergbau in Oberndorf: Im Hartsteinwerk Kitzbühel wird Diabas abgebaut und verarbeitet (u. a. für Straßenbau, Bahnschotter).
Buchtipp:
Neuhauser/Pamer/Maier/Torggler: Bergbau in Tirol, Tyrolia 2022.
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