Land/St. Johann, Moorrevitalisierung
„Give me Moor“ – Tiroler Moorschutz in der Praxis

Johannes Rass, Felix Lassacher, René Zumtobel beim Lokalaugenschein am Moor. | Foto: Kogler
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  • Johannes Rass, Felix Lassacher, René Zumtobel beim Lokalaugenschein am Moor.
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Seit 2022 in Tirol 7,5 Hektar beeinträchtigte Moorflächen revitalisiert; Lokalaugenschein in Schwentling, Hinterkaiser St. Johann.

TIROL, ST. JOHANN. Moore schützen, Moore wiederherstellen, Moore als wertvollen Lebensraum etablieren – der Schutz der bedeutenden Feuchtgebiete wird in Tirol großgeschrieben. Seit Projektstart im Jahr 2022 wurden bereits rund 7,5 Hektar Moorfläche revitalisiert. In den kommenden Jahren sollen weitere Flächen hinzukommen.
Ein kürzlich abgeschlossenes Projekt mit rund 10.000 Quadratmetern wurde in Schwentling (St. Johann, Hinterkaiser) bei einem Lokalaugenschein mit Naturschutzlandesrat René Zumtobel vorgestellt.

„In der Vergangenheit wurden Moore oft trockengelegt, um die Flächen bewirtschaften oder bebauen zu können. Heute wissen wir, wie bedeutend diese Landschaftsart für das Klima und die Biodiversität ist und können entsprechende Maßnahmen ergreifen um diese Lebens- und Naturräume zu sichern oder wiederherzustellen“,

sagt Zumtobel.

Moorrevitalisierung lohnt sich doppelt

Große Bedeutung haben intakte Moorlandschaften einerseits für den Klimaschutz und andererseits für die Artenvielfalt. 30 Prozent des weltweit erdgebundenen Kohlenstoffs werden in Mooren gespeichert – und das obwohl sie nur rund drei Prozent der Erdoberfläche bedecken. Intakte Moore leisten damit und durch die kühlende Verdunstungswirkung einen wichtigen Beitrag zum lokalen und regionalen Klima. Im Gegensatz dazu haben trockengelegte Moore negative Folgen für Umwelt und Klima

„Auch für die Biodiversität sind Moore ein wesentlicher Faktor“,

sagt Felix Lassacher von der Abt. Umweltschutz des Landes:

„Hier kommen beispielsweise zahlreiche Tormoose, Wollgräser, Heidekraut, verschiedene Seggen und Simsengewächse oder der seltene ‚Rundblättrige Sonnentau‘ vor. Das Moor ist auch Heimat zahlreicher Insektenarten.“

7,5 Hektar wurden in Tirol revitalisiert

Seit 2022 konnten in Tirol bereits rund 7,5 Hektar Moorfläche wiederhergestellt werden, darunter Moorflächen am Schwarzsee , Teilflächen in der Schwemm und im Piller Moor.

Das Maßnahmenkonzept „Tiroler Moorschutzstrategie“ setzt dabei die in der „Moorschutzstrategie Österreich 2030+“ vorgesehenen Maßnahmen in die Praxis um. Gebiete mit dringendem Handlungsbedarf werden identifiziert; dann wird mit den GrundeigentümerInnen Kontakt aufgenommen, um eine Revitalisierung zu ermöglichen. Dafür stellte das Land Tirol insgesamt rund 400.000 Euro zur Verfügung. Weitere Mittel flossen in die Kartierung um Datenlücken zur Verbreitung und zu den Standorten der Moore zu schließen.

Moorrevitalisierung St. Johann

Grundeigentümer Johannes Rass aus St. Johann ist proaktiv an das Land Tirol herangetreten und hat seine Fläche für die Revitalisierung zur Verfügung gestellt. Das Projekt im Ausmaß von 10.000 Quadratmetern wurde nun erfolgreich abgeschlossen.

„Die Auswirkungen des Klimawandels und der Rückgang der Artenvielfalt sind auch für uns Landwirte spürbar. Ich wollte aktiv einen Beitrag leisten und habe die Fläche daher zur Verfügung gestellt. Es freut mich, wenn ich der Natur wieder etwas zurückgeben kann“,

berichtet Rass. Im Rahmen dieser Moorrenaturierung bzw. -revitalisierung wurden Fichten entfernt, die vorhandenen Entwässerungsgräben geschlossen, fünf Spunwände errichtet und die Fläche dadurch wieder mit Nässe versorgt. Auch Neophyten wurden vom Landwirt inzwischen entfernt. In funktionierenden Mooren haben Neuphyten keine Lebensgrundlage.
Die Aufforstung mit Fichten war in den 1960er-Jahren erfolgt, ebenfalls die Entwässerung des Moors.

"Herr Rass ist für mich ein Held und wir setzen hier gemeinsam ein Vorzeigeprojekt um",

so Zumtobel. Bis sich das Hochmoor vollständig erholt hat, werden noch Jahre vergehen, weiß Lassacher.
In St. Johann zeigt sich auch der Waldaufseher angetan von der Revitalisierung und will weitere Flächen dafür suchen. Auch die Zusammenarbeit mit den ÖBf bei dieser Thematik gestalte sich sehr positiv, so Lassacher.
Fotos: Kogler, Land Tirol, Christanell, Feuersinger
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