Liese Pumpernickel's Weihnachtsgeschichte

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Liese Pumpernickel war ein aufgewecktes kleines Mädchen. Sie war weder arm noch reich, aber sie war immer unzufrieden. Liese wollte immer wieder etwas Neues und wenn sie es hatte, dann lag es schon nach kurzer Zeit in einer Ecke und war für sie langweilig geworden. 

"Bitte Mama", sagte sie, "schreib doch endlich für mich einen Brief an das Christkind, damit es auch nichts vergisst, wenn es zu mir kommt!" Weil Liese Pumpernickel noch nicht selber schreiben konnte, holte die Mutter Papier und Bleistift und setzte sich mit Liese an den großen Tisch im Wohnzimmer und schrieb alles so auf, wie Liese es wollte. 

"Liebes Christkind!
Ich kann es gar nicht mehr erwarten, bis Du kommst. Bitte vergiss auch nichts von all dem, was ich mir von Dir wünsche! Ich möchte keine Kleider für meine alte Puppe, die gefällt mir nicht mehr. Ich möchte eine neue und größere Puppe, mit vielen Kleidern zum Anziehen. Ich möchte auch einen Puppenwagen dazu und eine Tragetasche. Ein Kinderklavier und eine Kinderfernseher. Eine Schreibtafel und viele Kreiden dazu, aber bunte, weil weiß langweilig ist. Ein Puppenhaus mit Möbel, ein Bügeleisen, einen Staubsauger, einen Mixer und einen neuen Schianzug. Ich habe zwar einen Schianzug, aber der gefällt mir nicht. Ich möchte einen roten mit weißen Tupfen, genauso einen, wie meinen Freundin Lili. Dann möchte ich noch ein Schaukelpferd mit einem Schweif aus richtigen Haaren und einen richtigen Sattel dazu. Dann möchte ich auf jeden Fall viel viel Schokolade und Zuckerln. Kekse brauchst Du mir keine bringen, die bäckt meine Mama selbst. Und ich möchte auch, dass Du zu allererst zu mir kommst, die anderen Kinder können warten, ich möchte das erste Kind sein, zu dem das Christkind kommt. 
So nun weißt Du alles und ich hoffe, dass Du auch nichts vergisst.
Viele Grüße, Liese Pumpernickel.
"

Lieses Mama hat alles so aufgeschrieben, wie Liese es ihr angesagt hatte. Sie sagte gar nichts dazu. Liese Pumpernickel steckte den Brief in ein Kuvert und legte ihn über Nacht aufs Fensterbrett. 

Als Liese am nächsten Morgen erwachte, lief sie sofort ans Fenster, um zu sehen, ob das Christkind den Brief geholt hat. Tatsächlich war ihr Brief weg, aber ein anderer lag da. Es ar ein goldenes Kuvert. "Schnell Mama, lies mir vor, was da drinnen steht." Die Mutter öffnete den Brief und da Stadt in goldenen Buchstaben folgendes: 

"An Liese Pumpernickel vom Christkind!
Liebe Liese, wenn ich auch jetzt die letzten Tage for dem Hl. Abend sehr viel zu tun habe, so muss ich Dir doch ein paar Zeilen schreiben. Ich war sehr überrascht über Deinen unendlich langen Wunschbrief. Auch war ich ein wenig enttäuscht darüber. Ich habe von vielen Kindern Weihnachtsbriefe bekommen, aber keiner war so lang wie Deiner. Und so habe ich mir erlaubt, heute nacht, wie Du geschlafen hast, alle Deine Spielsachen, die in Deinem Zimmer herumlagen, mit in die Himmelswerkstatt zu nehmen. Dort werden sie wieder wie neu hergerichtet und an ärmere und bescheidenere Kinder am Hl. Abend verteilt. Du möchtest die Sachen ja doch nur, damit Du eben in ihren Besitz kommst. Wenn Du sie hast, dann freuen sie Dich nicht mehr und Du möchtest wieder etwas anderes. Es tut mir leid, dass ich Dir nicht mehr sagen kann, aber das Himmelsgesetz schreibt einmal vier, dass nur die Kinder vom Christkind beschenkt werden, die bescheiden sind und sich auch im Herzen freuen, die auch anderen Menschen Freude bereiten und nicht nur an sich selbst denken.
"

Mehr stand nicht in diesem Brief vom Christkind. Liese Pumpernickel lief gleich zurück in ihr Zimmer, um nach ihren Spielsachen zu sehen. Tatsächlich, alles war weg. Sogar die alte Puppe. Sie besaß kein einziges Spielzeug mehr. Lise Pumpernickel weinte ganz fürchterlich, ja sie ärgerte sich sogar über das Christkind. Sie setzte sich den ganzen Tag wie ein Trotzkopf in eine Ecke. Sie wollte mit niemandem reden, nicht einmal ihre Freundin Lili wollte sie sehen. 

Lise merkte in ihrem Kummer und Selbstmitleid gar nicht, dass es schon längst Abend geworden war. Nicht einmal der schöne Sternenhimmel konnte sie versöhnen oder gar anregen, über alles nachzudenken. Sie war einfach "sauer"!

Als die Mutter ins Zimmer kam, war Liese in der Ecke, in der sie kauerte, eingeschlafen. Die Mutter legte sie ins Bett und ließ sie schlafen. Da hatte Liese Pumpernickel einen sonderbaren Traum. Zwei Engelrein aus der Himmelswerkstatt holten sie ab und sie machten eine Reise. Sie selbst konnte auch fliegen und war federleicht. Sie flogen über alle Häuser der Stadt hinweg. Sie durfte alle Briefe einsammeln, die die Kinder dem Christkind geschrieben hatten und aufs Fensterbrett legten. Dann flogen sie direkt in den Himmel hinein. Sie durfte die Briefe aufmachen und da ja Liese Pumpernickel noch nicht selber lesen konnte, haben die Engelein die Briefe laut vorgelesen. 

Da wunderte sich Liese sehr, weil alle Briefe gar nicht so lang waren. Einige Kinder wünschten sich gar keine Spielsachen, sondern warme Kleider zum Anziehen. Andere Kinder wünschten sich nur, dass der Opa, die Oma, der Papa oder die Mama wieder bald gesund werden sollten, mehr wollten sie gar nicht. Dann führten die Engelein Liese Pumpernickel in die Himmelswerkstatt und siehe da, da waren auch alle ihre Spielsachen. Ihre alte Puppe war auch da, sie war kaum wieder zu erkennen, so schön sah sie aus. Es tat ihr jetzt richtig leid, dass sie die Puppe immer so herum geschmissen hatte. 

Auch ihre Holzeisenbahn war wieder ganz. Wie oft hatte sie all ihr Spielsachen einfach in eine Ecke geschmissen, weil sie zornig war, weil sie aufräumen sollte. Dabei ist immer etwas kaputt gegangen. Als Liese Pumpernickel aus dem Staunen nicht mehr heraus kam, stand plötzlich das Christkind selbst vor ihr. Sie erschrak sehr und schämte sich auch, dass sie immer so unzufrieden war. 

"Nun Liese," sagte das Christkind, "meinst Du nicht auch, dass es besser ist, jedem Kind etwas zu schenken und nicht einem Kind gleich so viel? Ich habe dich nie beten gesehen oder mit anderen Spielkameraden teilen. Immer wolltest Du alleine alles haben. 
Ich habe auch nie gesehen, dass Du Deiner Mama bei der Arbeit geholfen hast, immer hast Du gesagt - nein, das will ich nicht tun! Du warst nie bereit, einem anderen eine Freude zu machen, ja nicht einmal Deine Schokolade hast Du geteilt. Weißt du Liese Pumpernickel, Weihnachten ist ein Fest, wo man in erster Linie anderen Freude bereitet, wo man selber bereit ist, zu schenken. Und richtiges Schenken heißt eigentlich, etwas hergeben, was man selbst haben oder behalten will." 

Und gerade, als Liese dem Christkind sagen wollte, wie leid ihr das alles tut, ist sie aus ihrem Traum aufgewacht und sie war wieder in ihrem Zimmer und all die Spielsachen waren immer noch nicht da. Aber sie war nicht mehr so traurig darüber. Sie war auch nicht mehr zornig. Von da an betete sie jeden Abend zum Christkind. Sie bat das Christkind, es soll all die Sachen ja gut verteilen, dass auch viele Kinder davon bekommen sollen. Sie selbst wünschte sich nur noch einen Weihnachtsbaum mit vielen Lichtern. Und als es nun endlich so weit war und das Christkind am Hl. Abend kam, war Liese Pumpernickel sehr überrascht. Da stand ein wunderschöner Weihnachtsbaum hell erleuchtet und ihre Puppe, die wieder so schön und neu aussah, saß unter dem Lichterbaum.  Sie hatte auch neue Kleider an. Sie hatte die Puppe auf einmal richtig lieb gewonnen. 

Vor lauter Freude darüber hatte sie gar nicht bemerkt, dass das Christkind auch ein Schaukelpferd mit einem Schweif aus richtigen Haaren und einen richtigen Satten gebracht hatte. An dem Schaukelpferd hing ein kleiner Zettel, darauf stand: "Weil ich weiß, dass Du Dich jetzt auch von Herzen freuen kannst und auch bereit bist, anderen eine Freude zu m machen, bringe ich Dir diese Gaben. Viele Liebe Grüße und viel Freude im Herzen, wünscht Dir das Christkind."

Und so war für Liese Pumpernickel das Weihnachtsfest doch noch zu einem richtigen Freudenfest geworden. 
(Autorin: Ingrid Rieck)

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