Caritas-Haussammlung: Ein Stück Mut von Haus zu Haus tragen

"Wir brauchen Mut statt Angst in einer sich verändernden Gesellschaft", sagt Caritas-Direktor Herbert Beiglböck. | Foto: Jori Konstantinov
2Bilder
  • "Wir brauchen Mut statt Angst in einer sich verändernden Gesellschaft", sagt Caritas-Direktor Herbert Beiglböck.
  • Foto: Jori Konstantinov
  • hochgeladen von Roland Reischl

"Wir haben die Situation zum Glück gut meistern, alle Obdachlosen versorgen können", ist auch Caritas-Direktor Herbert Beiglböck erleichtert, dass sich dieser strenge Winter langsam dem Ende zuneigt. Gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen habe man sich gut aufgestellt, das "System funktioniert auch in Belastungssituationen".

Haussammlung gestartet

Damit dies so bleibt, braucht man allerdings die Unterstützung der Bevölkerung: Seit 1. Februar sind wieder rund 4.000 Menschen in der gesamten Steiermark unterwegs, um im Rahmen der Haussammlung (siehe Infos unten) Spenden einzuholen.
"Mut ist größer als Angst" lautet das Motto mit ernstem Hintergrund: "Es braucht Mut, weil sich das Klima in unserer Gesellschaft verändert hat", so Beiglböck. "Auch die Rückmeldungen gegenüber unseren Haussammlern werden schärfer, sie spiegeln das gesellschaftliche Bewusstsein wieder." Und damit kommt den Caritas-Haussamlern eine besondere Bedeutung zu: "Sie werden am Küchentisch in Sozialdiskussionen verwickelt. Sie sind einerseits Ventil für Ärger und Frust der Menschen. Sie sind aber auch verbindend in einer auseinanderdriftenden Gesellschaft", weiß Beiglböck um die besondere Aufgabe. Deshalb habe man auch eine eigene Hotline eingerichtet, einerseits zur Unterstützung der Haussammler, andererseits auch, um mit Kritikern der Aktion ins Gespräch zu kommen. Beiglböck wird sich übrigens auch selbst ans "Krisentelefon" setzen. An erster Stelle kommen dabei nach wie vor die Flüchtlingsvorwürfe: "Kritiker kennen da immer ,Beispiele‘, meistens vom Hörensagen", spricht Beiglböck die vor allem über Facebook verbreiteten Falschmeldungen an. "Wir müssen hier alles für eine differenzierte Wahrnehmung tun, wir müssen dem vielzitierten Postfaktischem Fakten gegenüberstellen", appelliert Beiglböck. Nachsatz: "Und wenn einer unserer Klienten unredliche Taten setzt, muss man das auch benennen."

Notschalfstelle in der Obersteiermark

Bleibt die Hoffnung auf ein gutes Ergebnis der Haussammlung (800.000 Euro waren es im Vorjahr), denn zu tun gibt es für die Caritas genug – zum Beispiel im Bereich des leistbaren Wohnens oder bei der Altersarmut. Und: "Wir planen die Errichtung einer Notschlafstelle in der Obersteiermark", verrät Beiglböck abschließend.

So wirkt Haussammlung 2017:

• Die Haussammlung 2017 findet vom 1. Februar bis zum Karfreitag am 14. April statt
• Rund 4.000 SammlerInnen werden auch heuer wieder in der ganzen Steiermark von Haus zu Haus unterwegs sein
• Im Vorjahr konnten bei der Haussammlung rund 800.000 Euro für Menschen in Not in der Steiermark gesammelt werden
• Der gesamte Erlös der Haussammlung kommt ausschließlich Menschen in Not in der Steiermark zugute
• 10 Prozent der Spenden verbleiben in den Pfarren vor Ort
• Die heurige Haussammlung steht unter dem Motto Mut > Angst
• Weitere Informationen finden Sie auf www.caritas-steiermark.at/haussammlung/

Hier kommen die Spenden an

Im Folgenden einige Beispiele für spendenfinanzierte Projekte der Caritas-Steiermark, die durch die Haussammlung unterstützt werden (mehr auf www.caritas-steiermark.at)

BEX – Beratungsstelle zur Existenzsicherung
- 4.929 betreute Personen und 8.435 Beratungen im Jahr 2016
Die Beratungsstelle zur Existenzsicherung (ehemals Sozialberatung) bietet kostenlose und diskrete Beratung, Begleitung und Unterstützung für Menschen in finanzieller und sozialer Not. Die BEX konnte im Vorjahr über 500.000 Euro an finanzieller Unterstützung für Menschen in Not in der Steiermark leisten.

Ressidorf – Obdachlosenheim

- 6.949 Nächtigungen im Jahr 2016
Das Ressidorf bietet u. a. die Betreuung von 20 Obdachsuchenden, Intervention bei Krisen bis hin zur Suche von Anschlusslösungen nach dem Aufenthalt im Ressidorf. Zudem werden bei Bedarf Menschen aus der umliegenden Umgebung betreut und täglich etwa 20 Mahlzeiten ausgegeben.

Arche 38 – Kontaktstelle, Notschlafstelle und Betreutes Wohnen
- 10.035 Nächtigungen von 833 Personen im Jahr 2016
Die Arche 38 ist eine Anlaufstelle für wohnungslose Männer in Graz. Die Angebotspalette der Arche 38 reicht von Basisversorgung über kurz- und mittelfristige Wohnversorgung bis hin zu individuellen Beratungsangeboten.

FranzisCa – Notschlafstelle für Frauen und Familien (ehemals Haus Elisabeth)
- 8.398 Nächtigungen von 339 Personen (89 davon Kinder) im Jahr 2016
Die FranzisCa Notschlafstelle ist eine erste Anlaufstelle für alle volljährigen Frauen und deren Kinder in Not. In weiterer Folge werden Frauen in Not und deren Kinder auch im Rahmen eines Betreuten Wohnens und einer Familienwohnung unterstützt.

Schlupfhaus – Jugendnotschlafstelle
- 270 KlientInnen, 1.286 Übernachtungen, 1.188 Beratungen im Jahr 2016
Das Schlupfhaus bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine einfach zugängliche Soforthilfe an, die u. a. ein Bett, Essen und eine Dusche umfasst und somit die Möglichkeit einer Verschnaufpause bietet.

Marienstüberl – Mittagstisch und Begegnungsstätte
- 96.758 ausgegebene Mahlzeiten im Jahr 2016 (u. a. 150 Mittagessen und 90 Frühstücke täglich)
Das Marienstüberl ist eine Begegnungsstätte für Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Täglich werden Bedürftige mit heißen Mahlzeiten, einer warmen Stube und einem offenen Ohr versorgt.

Marienambulanz – medizinische Erst- und Grundversorgung
- 2.393 PatientInnen und 9.427 Kontakte, bzw. Behandlungen im Jahr 2016
Die Marienambulanz bietet niederschwellige allgemeinmedizinische Erst- und Grundversorgung an.

Beratungszentrum für Schwangere
- Anlaufstelle für 3.300 Schwangere, Mütter und Väter im Jahr 2016
Das Beratungszentrum für Schwangere bietet ganzheitliche und umfassende Begleitung und Unterstützung während der Schwangerschaft und frühen Mutter- bzw. Elternschaft unter Berücksichtigung der psychischen, familiären, sozialen, rechtlichen und medizinischen Aspekte.

"Wir brauchen Mut statt Angst in einer sich verändernden Gesellschaft", sagt Caritas-Direktor Herbert Beiglböck. | Foto: Jori Konstantinov
Caritas-Direktor Herbert Beiglböck im Interview mit der WOCHE (CR Roland Reischl) | Foto: Jori Konstantinov
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.