Bezirksschulinspektor Heinz Zechner: "Mehr Zeit für die Neue Mittelschule"

BSI Heinz Zechner nimmt in der WOCHE Leibnitz zur aktuellen Bildungsdiskussion Stellung. | Foto: KK
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Bei dem kürzlich veröffentlichten Evaluationsbericht der Neuen Mittelschule (NMS) handelt es sich um die Ergebnisse einer Untersuchung der ersten beiden Generationen dieser neuen Schulform (2008 bis 2013). Der Bericht wirft also einen Blick auf die Startphase. Die Schulen der Bildungsregion Südweststeiermark sind Generation 4 und 5 und wurden von dieser Untersuchung nicht erfasst. Die untersuchten Schulen sind vorwiegend Standorte in Ballungszentren, so genannte Brennpunktschulen. Schulen mit vielen SchülerInnen mit Behinderungen, SchülerInnen mit Migrationshintergrund und SchülerInnen mit Verhaltensauffälligkeiten. Viele begabte Kinder werden diesen Schulen von den gut erreichbaren Gymnasien abgezogen.

Bemerkenswert

Mir scheint es bemerkenswert, dass trotz der oben beschriebenen Voraussetzungen schon nach so kurzer Zeit Verbesserungen in einigen Bereichen sichtbar wurden. So wurde eine Verbesserung des Schulklimas und der Lernkultur festgestellt. Es gibt signifikant weniger Gewalt in der NMS, die SchülerInnen mit Migrationshintergrund erzielen bessere Lernergebnisse, und die Übertritte in weiterführende höhere Schulen sind um 5% (!) gestiegen. Bemerkenswert auch, dass in Schulen, die das Modell der NMS konsequent umgesetzt haben, generell bessere Ergebnisse erzielt wurden.

Voneinander lernen

Das Herzstück der NMS ist eine neue Lernkultur. SchülerInnen unterschiedlicher Begabungsniveaus lernen miteinander und voneinander. Es soll ein Paradigmenwechsel vom lehrerzentrierten Unterricht, einer „Beschallung“ der SchülerInnen auf einem Durchschnittsniveau, hin zu einem individuellen schülerzentrierten Lernen kommen. Verschwiegen werden soll nicht, dass dieses Modell dort schwieriger umzusetzen ist, wo die begabtesten SchülerInnen von den parallel geführten Gymnasien abgesogen werden (siehe oben!). Diese „Zugpferde“ fehlen dann in der NMS.

Falsche Erwartungshaltung

Es erscheint mir geradezu naiv, wenn man sich von diesem ersten Blick auf den Start eines grundlegenden Entwicklungsvorhabens schon weitreichende Verbesserungen erwartet hätte. Die handelnden Personen in der NMS wurden nicht ausgetauscht. Die NMS wird von den gleichen SchülerInnen aus den gleichen Elternhäusern besucht, wie die Hauptschule zuvor. Auch die LehrerInnen sind die gleichen geblieben. Man kann nicht erwarten, dass diese Menschen von heute auf morgen, so zu sagen auf Knopfdruck, eine neue Kultur leben. NMS ist keine Zauberformel!

Mehrkosten

Der NMS wird auch vorgeworfen, dass sie beträchtliche Mehrkosten verursacht. Diese Mehrkosten sind berechtigt, wenn man die Heterogenität ihrer SchülerInnen bedenkt. Begabte wollen entsprechend gefördert werden, weniger begabte brauchen Unterstützung. Die gesamte Bürde der Integration von SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen lastet ausschließlich auf diesem Schultyp. Zur Bewältigung dieser Aufgaben sind die sechs zusätzlichen Lehrerstunden pro Klasse notwendig. Daran darf nicht gerüttelt werden!

Schlüsse

Ein so umfassender Paradigmenwechsel in der Lernkultur braucht mehr Zeit. Es muss sichergestellt werden, dass das Modell der NMS an allen Standorten konsequent umgesetzt wird. Dabei ist die Schulaufsicht gefordert. Autonomie beim Einsatz der zusätzlichen Ressourcen ist bereits angedacht. Das Teamteaching soll nicht die einzige Möglichkeit bleiben, begabte SchülerInnen zu fördern und schwächere zu unterstützen. DirektorInnen und LehrerInnen dürfen sich nicht von dieser ersten Evaluation - und den Medienberichten darüber - entmutigen lassen.

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