Stunde der Wintervögel 2022
Die Kohlmeise fliegt auf das Siegerpodest

In der Steiermark zeigten sich bei der letzten "Stunde der Wintervögel" auch zwei Drittel mehr Kohlmeisen (plus 59,8%). | Foto: Mike Lane
  • In der Steiermark zeigten sich bei der letzten "Stunde der Wintervögel" auch zwei Drittel mehr Kohlmeisen (plus 59,8%).
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Bei der "Stunde der Wintervögel" wurden heuer von mehr Teilnehmer:innen deutlich mehr Vögel gezählt.

23.464 Naturbegeisterte, das entspricht nochmals einer Steigerung von sieben Prozent (6,82%) gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2021 (21.863), meldeten insgesamt 580.885 Vögel aus dem winterlichen Siedlungsraum an die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Das war der höchste Wert, der bisher im Rahmen dieser Bürgerwissenschaft erreicht wurde. „Wir sind sehr stolz auf unsere ‚Stunde der Wintervögel‘, die Jahr für Jahr bekannter wird und immer mehr Menschen erreicht, die sich an wissenschaftlicher Forschung beteiligen. Seit 2011 sind inzwischen unglaubliche 128.082 Meldungen von 3.324.458 Wintervögeln bei uns eingelangt!“, freut sich Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich.

Die Kohlmeise fliegt auf das Siegerpodest

Die Kohlmeise flog nach ihrem letztjährigen Tief wiederum als häufigster Wintervogel in die heimischen Gärten. Im vergangenen Jahr waren aufgrund des Mastjahres der Buchen, Tannen, Eichen und Fichten viele samenfressende Vögel dem Siedlungsraum ferngeblieben.

Der Anpassungskünstler Kohlmeise war heuer aber wieder in neun von zehn Gärten anzutreffen (87,4%) und stellte mit fast 90.500 Individuen (90.463) rund 1/7 aller gezählten Vögel.

In den letzten zwölf Jahren reduzierte sich die registrierte Schwarmgröße, und auch ihr durchschnittlicher Winterbestand im Siedlungsraum war über die letzten zehn Jahre, bei stärkeren Schwankungen, tendenziell fallend (0,2/Jahr Vögel weniger).

Die Top-3-Vögel Kohlmeise, Haussperling und Feldsperling machten wie jedes Jahr mehr als 1/3 aller Vögel bei der Winterzählung aus (gesamt 229.424 Vögel). 

Vögel im Siedlungsraum

Die Anzahl der Vögel pro Garten (alle Vogelarten) lag heuer bei 31 (30,77), also unter dem langjährigen Durchschnitt von 38 Vögeln pro Garten, aber etwa auf ähnlichem Niveau wie in den beiden Vorjahren. Dabei gab es (wie in den meisten Jahren) ein deutliches Nord-Süd-Gefälle innerhalb Österreichs zu beobachten.

In der Steiermark (36,92 Vögel pro Garten) und in Kärnten (35,24) waren österreichweit die meisten Vögel pro Garten anzutreffen. Das hing mit den während den Zähltagen vorherrschenden winterlichen Bedingungen vor Ort zusammen. Des Weiteren dürften die Überwinterungsbedingungen für Vögel südlich des Alpenhauptkammes generell besser und attraktiver sein. Und auch der Zuzug von Erlenzeisigen und Bergfinken lässt die höhere Vogelanzahl im südlichen Österreich erklären.

Wurden bei der Wintervogelzählung von 2012 bis 2019 österreichweit noch rund 38 Vögel pro Garten festgestellt, sind es seit 2020 nur noch rund 30 Vögel pro Garten (30,26), 1/5 weniger (minus 21%). Der leichte Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2022: 30,77; 2021: 29,32 Vögel pro Garten) ist durch das außergewöhnlich starke Fernbleiben der Vögel im vergangenen Jahr zu erklären, als die samenfressenden Vögel aufgrund des Mastjahres der Buchen, Tannen, Eichen und Fichten und die hohe Verfügbarkeit an Baumsamen die Futterhäuschen im Siedlungsgebiet mieden und außergewöhnlich stark fernblieben.

Gründe für den Rückgang

Prinzipiell konnte von BirdLife Österreich bei der Stunde der Wintervögel ein Zusammenhang zwischen Winterhärte und Anzahl der gemeldeten Vögel festgestellt werden. Je kälter und schneereicher der Winter, umso mehr Vögel kommen zum Futterhaus. Weitere Erklärungsansätze für den Rückgang unserer Wintervögel im Garten sind ein geringerer Zuzug von Vögeln aus dem Norden oder Nordosten Europas aufgrund milderer Winter, wie auch eine mögliche bessere Nahrungsverfügbarkeit ebendort. Wetter- sowie nahrungsbedingte Wanderbewegungen der Vögel innerhalb Österreichs sowie das zyklische Auftreten der Baummast beeinflussen die Zahlen der Vögel im Siedlungsraum ebenso. Und auch die ungebremste Bodenversiegelung, der zunehmende Verlust alter Baumbestände und eine naturferne Gartengestaltung spielen vermutlich eine Rolle, warum kontinuierlich weniger Vögel im winterlichen Siedlungsraum gezählt werden.

Grünlinge (Grünfinken) im Sturzflug

Der winterliche Siedlungsbestand des Grünlings erreichte den niedrigsten Wert seit Beginn der Zählungen. War er vor zehn Jahren noch in der Hälfte aller Gärten vertreten, wurde er diesmal nur noch in 1/4 der Gärten Österreichs gesehen – er ist somit aus jedem zweiten Garten verschwunden. Hauptursache ist das sogenannte Grünlingssterben, eine Erkrankung, die durch Trichomonaden (einzellige Parasiten) hervorgerufen wird und seit dem Jahr 2012 primär in den Sommermonaten auftritt.

Stunde der Wintervögel 2023

„Mehr Beobachtungen liefern immer bessere Zahlenreihen, die es uns ermöglichen, Bestandstrend der häufigsten Vogelarten des winterlichen Siedlungsraums einzuschätzen und Ursachen über Änderungen in ihrem Auftreten auszumachen,“ so Gábor Wichmann von BirdLife Österreich. Um noch genauere Erkenntnisse über Österreichs Wintervögel zu gewinnen, bleibt die Wintervogelzählung fixer Bestandteil des BirdLife-Programms und daher kommt auch die nächste „Stunde der Wintervögel“ so sicher wie das Neue Jahr wieder, von 6. bis 8. Jänner 2023.

Die meisten Vögel pro Garten

In der Steiermark flogen mit gerundet 37 Vögeln pro Garten (36,92) fünf Prozent mehr Vögel ans Futterhaus als im Vorjahr. Dieser Wert lag mit einem Plus von sechs Vögeln weit über dem Österreichschnitt (31).

Die Überwinterungsbedingungen für Vögel dürften südlich des Alpenhauptkammes generell attraktiver sein. Insgesamt konnten 4.307 Steirer:innen, ähnlich viele wie im Vorjahr, für die Vogelzählung begeistert werden und zählten 127.211 Vögel.

  • Häufigste Wintervögel des steiermärkischen Siedlungsraumes waren die 16.537 Feldsperlinge, die in jedem zweiten Garten anzutreffen waren. Nahezu gleichauf die Kohlmeisen auf Platz zwei und die Haussperlinge auf Platz drei.

Die Erlenzeisige, jene Wintergäste aus dem Norden und Nordosteuropas, die im vergangenen Jahr massiv eingeflogen waren, fielen vom Podest und erreichten Platz acht. Die Meisen setzten ein starkes Zeichen, nachdem sie im vergangenen Jahr aufgrund der starken Verfügbarkeiten von Baumsamen außerhalb der Siedlungsräume den steirischen Gärten richtiggehend fernblieben.

  • Bei der diesjährigen Stunde der Wintervögel zeigten sich 1/3 mehr Blaumeisen pro Garten (plus 33,6%), wodurch sie drei Plätze gut machte und Platz sechs erreichte. Auch 2/3 mehr Kohlmeisen (plus 59,8%) zeigten sich in der grünen Mark.

Zahlen und Fakten

  • Einen siebenprozentigen Zuwachs an Teilnehmenden und deutlich mehr gezählte Wintervögel erzielte Österreichs größtes Citizen Science Projekt, die „Stunde der Wintervögel“. Die Anzahl der gezählten Vögel pro Garten stagnierte hingegen auf niedrigem Niveau. 
  • Häufigster Wintervogel in Österreich wurde die Kohlmeise, gefolgt von Haussperling und Feldsperling. Die Amsel lag auf Platz vier. Insgesamt wurden an den Zähltagen (6.-9.1.22) von rund 23.500 Menschen fast 600.000 Vögel an die Vogelschutzorganisation BirdLife gemeldet.

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