Durchwegs zufriedenstellende bis sehr gute Ernten

 Durchwegs gute Ernte, aber Klimawandel und Märkte fordern die Bauern sehr. Im Bild: Landesrat Johann Seitinger, Präsident Franz Titschenbacher und Kammerdirektor Werner Brugner (v.l.n.r.). | Foto: Credit©LK/Danner
  • Durchwegs gute Ernte, aber Klimawandel und Märkte fordern die Bauern sehr. Im Bild: Landesrat Johann Seitinger, Präsident Franz Titschenbacher und Kammerdirektor Werner Brugner (v.l.n.r.).
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Titschenbacher: Bauern brauchen faire Chancen auf den Märkten. Landwirtschaftskammer wird anonyme Testeinkäufe in Supermärkten verstärken und Ergebnisse veröffentlichen.
Klimawandel erschwert Arbeit der Bauern und erhöht die Produktionskosten. Die heurige Ernte ist nahezu eingebracht und je nach Sparte zufriedenstellend bis sehr gut ausgefallen. „Die Erntemengen sind insbesondere bei Wein, Kürbiskernen, Äpfeln gentechnikfreiem Soja, Mais, Hirse sowie überwiegend bei Grünfutter, Silage und Heu sehr gut. Die laufende Chinakohl-Ernte fällt trockenheitsbedingt niedrig aus, unterdurchschnittlich waren die Erträge auch bei Getreide. Durchschnittlich werden sie bei den EU-herkunftsgeschützten Produkten Käferbohnen und Kren sein“, führt Präsident Franz Titschenbacher aus. Von seiner zerstörerischen Seite mit außergewöhnlich häufigen und heftigen Starkregen, zeigte sich der Klimawandel: Tausende Hektar an Kürbissen, Mais oder Getreide wurden in der um drei Wochen verzögerten Anbauzeit überschwemmt, die aus den Boden sprießenden jungen Pflänzchen erstickten im Stauwasser. Titschenbacher: „Die Klimakrise erschwert die Arbeit der Bauern erheblich und erhöht auch die Produktionskosten.“

Zukunftsweisende Wege im Kampf gegen den Klimawandel eingeschlagen

Gentechnikfreier Soja, Hirse statt Mais, mehr Eiweiß vom Grünland. Die heimischen Bauern setzen unterstützt durch die Landwirtschaftskammer auf klimafitten Ackerbau mit wassersparenden Kulturen wie Hirse
(+ 12 Prozent) sowie auf Humusaufbau, damit der Boden das Wasser noch besser speichern kann und um Trockenperioden besser zu überstehen. Um Sojaimporte aus Übersee zu verringern, erhöhen sie den Anbau von gentechnikfreiem Soja auf 8.327 Hektar (+ 11 Prozent) kontinuierlich. Darüber hinaus steigern die Rinderbauern den Eiweißertrag vom Grünland um zehn Prozent und mischen neue hitze- und trockenheitstolerantere Gräser ins Grünland des Berggebietes, um gegen Trockenperioden besser gewappnet zu sein und um länger frisches und junges Futter für die Tiere zu haben.

Titschenbacher: "Perspektiven und faire Chancen auf den Märkten."

Die im Großen und Ganzen gute Ernte wird von einer massiven Preismisere insbesondere bei Äpfeln und Schweinefleisch überschattet. „Unsere bäuerlichen Familienbetriebe brauchen wieder Perspektiven und faire Chancen auf den Märkten“, unterstreicht Präsident Franz Titschenbacher. Und weiter: „Als Lebensmittelproduzenten steht den Bauern eine starke Stellung in der Wertschöpfungskette zu. Den unlauteren Handelspraktiken, zulasten der Bauern, ist ein Riegel vorzuschieben.“ Dazu laufen auf europäischer Ebene entsprechende gesetzliche Initiativen, die rasch umzusetzen sind.

Brugner: "Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb, anonyme Testeinkäufe, Bundeswettbewerbsbehörde."

„Ein großes Problem für die Landwirtschaft sind auch die irreführenden Herkunftsangaben von Lebensmitteln“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Hier ist die Landwirtschaftskammer als Mitglied des Schutzverbandes gegen unlauteren Wettbewerb aktiv. Brugner: „Bei irreführender Kennzeichnung, also wenn Österreich auf der Verpackung suggeriert wird, tatsächlich aber ausländische Lebensmittel drinnen sind, war der Schutzverband bereits mehrfach gerichtlich und außergerichtlich erfolgreich.“ Des Weiteren rät Brugner den Bauern, bei unlauteren Handelspraktiken mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer anonyme Beschwerden bei der Bundeswettbewerbsbehörde abzugeben. Außerdem wird die Landwirtschaftskammer ihre anonymen Testeinkäufe ausbauen und die Ergebnisse auch veröffentlichen. Ein besonderer Schwerpunkt wird in nächster Zeit in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Branchenverband Obst und Gemüse auf die Herkunft von Äpfeln und Apfelsaft gelegt.

EU-Budget: "Österreich muss Blockadehaltung aufgeben"

„Die klein- und mittelständische geprägte bäuerliche Landwirtschaft ist krisenresistent und darf nicht einer industriell gelenkten Landwirtschaft, die niemand will, geopfert werden“, unterstreicht Präsident Franz Titschenbacher. Die im Raum stehende 15-prozentige Kürzung der Mittel im EU-Programm „Ländliche Entwicklung“ würde die heimische bäuerliche Landwirtschaft hart treffen. Insbesondere der österreichische Weg der Ökologisierung und die Unterstützung der benachteiligten Gebiete sind in Gefahr und würden viele besonders umweltfreundlich wirtschaftende Betriebe sowie Bergbauern zum Zusperren zwingen. Deshalb verlangt Titschenbacher: „Dass die Bundesregierung ihre Blockadehaltung beim EU-Budget aufgibt.“

Internationale Märkte und ihre Auswirkungen auf die Steiermark

Für Agrarlandesrat Seitinger ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig zu erwähnen, dass eine gute Ernte zwar erfreulich, aber noch kein Garant für einen guten finanziellen Ertrag ist. „Die heimischen Bauern haben ihre Werkstatt unter freiem Himmel und sind, mehr als andere Wirtschaftsbereiche, ökologischen und politischen Risiken ausgesetzt. In keiner anderen Sparte wirken sich politische Einflüsse derart massiv auf den Markt aus wie in der Landwirtschaft wie zum Beispiel die Russland-Sanktionen, das Iran-Embargo oder der Absturz der türkischen Lira. Durch diese politischen Komplikationen verschieben sich innereuropäische Märkte derart negativ, dass sogar unser hochqualitativer Markt durch Niedrigpreise unter massiven Druck kommt.“ Daher appelliert Landesrat Seitinger an die Steirerinnen und Steirer auf unsere hohe Qualität und Frische zu setzen und ihrem eigenen Körper das Beste zuzuführen. Des Weiteren betont Landesrat Seitinger, dass zwar in verschiedenen Bereichen Kontingente und Quoten aufgehoben wurden, jedoch dadurch die volle Kraft des Marktes zum Tragen kommt. Dieser Situation darf man sich nicht verschließen. Abschließend legt Landesrat Seitinger ein besonderes Augenmerk auf die Rolle der Handelsketten im Zusammenhang mit ihrer Rolle als Direktproduzenten. „Auch Handelsketten haben in den letzten Jahren indirekt Eigenproduktionsstätten aufgebaut, um vorbei an bäuerlichen Strukturen ihren eigenen Marktbedarf decken zu können“, so Seitinger.

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