Nach den Wetterkapriolen
Nerven bewahren bei Weinlese, Vorfreude auf Top-Jahrgang
Die südsteirischen Winzerinnen und Winzer befinden sich mitten in der Weinlese. Nach einem wettertechnisch sehr herausforderndem Jahr bleibt es spannend. Mengenmäßig ist ein Rekordjahr ausgeschlossen.
STEIERMARK. Während bei der Kastanienernte, die demnächst startet, heuer von einer sehr guten Ernte ausgegangen wird, reagieren die steirischen Winzerinnen und Winzer abwartend. Seit dieser Woche geht es rund in den südsteirischen Weingärten. So steckt auch Bernhard Malli vom Weingut Malli auf der Einöd mitten in der Lese.
"Wir haben am Montag begonnen und werden rund zehn bis zwölf Tage mit der Weinlese beschäftigt sein. Die Qualität der Trauben, die uns geblieben sind, sind super", meint Bernhard Malli, der damit auch die starken Ausfälle aufgrund des verregneten Frühjahrs anspricht. Er rechnet heuer mit einer Spur "leichterer Weine".
Was seine Erntehelferinnen und Erntehelfer betrifft, ist der südsteirische Winzer zufrieden. Ihm zur Seite steht vorwiegend treues Personal, das ihn seit Jahren unterstützt. "Ich hoffe, sie bleiben noch lange fit."
"Nicht die Nerven verlieren"
Als spannende Zeit bezeichnet die Weinlese auch Kellermeister Mario Weber vom Weingut Kodolitsch am Seggauberg. "Die nächsten Tage werden sicher sehr spannend, aber nur nicht die Nerven verlieren", lautet sein Credo.
Ins selbe Horn stößt auch Winzerkollege Peter Kieslinger vom Weingut Kieslinger am Kogelberg. "Das wesentliche im heurigen Jahr ist, dass durch das regnerische Blühwetter verschieden reife Trauben am Stock sind und das ist bei der Lese die große Herausforderung. Dass man reife Trauben von nicht so reifen Trauben unterscheidet und diese gesondert erntet. Erntehelfer könnten wir immer mehr brauchen und man hat auch gemerkt, dass man heuer für Erntehelfer wesentlich mehr zahlen muss als im Vorjahr, im Schnitt über 20 Prozent, höher sind dadurch natürlich auch die Erntekosten. Insgesamt ist der Ertrag geringer, wichtig ist nun, dass man im Weingarten und Keller sauber arbeitet und die Trauben rasch ins Kühle bringt, dann wird auch die Qualität hervorragend.
Seit voriger Woche bei der Weinlese ist auch Jungwinzer Mathias Prugmaier vom Weingut Assigal am Seggauberg. "Das Wetter war heuer eine sehr große Herausforderung. Zum Glück sind wir von Hagel und Hangrutschung verschont geblieben", ist Prugmaier froh. Tendenziell geht auch er von einer geringeren Ernte aus. Besonders wichtig sei heuer das geschulte Auge der Leserinnen und Leser, da die Trauben genau begutachet werden müssen (Stichwort Fäulnis).
Intensive Fingerarbeit
Vom Hagel gleich zweimal getroffen wurden heuer Weingärten vom Weingut Menhart am Seggauberg. "Der Sachverständige schätzte einen Ausfall von 50 bis 70 Prozent und das trifft auf den Anlagen ohne Hagelnetz ziemlich zu", meint Karl Menhart, der damit heuer mit einer wesentlich geringeren Traubenernte rechnen muss.
"Die Trauben, die durch ein Hagelnetz geschützt wurden, sind einwandfrei", ist Menhart froh, auch wenn die Lese heuer sehr mühsam ist: "Viele Beeren wurden angeschlagen und müssen genau herausgepickt werden, aber sonst ist die Traubenqualität sehr vielversprechend."
Ein "sehr steirischer Jahrgang"
Das derzeit sehr sonnige Herbstwetter spielt den Winzerinnen und Winzern derzeit perfekt in die Karten. "Es wird heuer ein kleinerer Jahrgang sein, aber ich bin mit der Qualität der Trauben sehr zufrieden", gibt sich Wein Steiermark-Präsident Stefan Potzinger vom Weigut Potzinger in Gabersdorf optimistisch. Potzinger erwartet heuer einen "sehr steirischen Jahrgang", im positiven Sinne so "wie er früher einmal war".
Insgesamt wird die Hauptlesezeit in der Südsteiermark bis Mitte Oktober abgeschlossen sein.
Das Erntejahr 2023 im Überlblick:
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