Umfrage: Das sagen Leibnitzer Pädagogen zur Bildungsreform

Heinz Zechner | Foto: KK
3Bilder

Heinz Zechner, Pflichtschulinspektor:
Zur lange und großmächtig angekündigten Bildungsreform fällt mir ein Zitat des römischen Dichters Horaz (65 bis 8 v.Chr.) ein: „Der Berg kreißte - und gebar eine Maus.“ Bei den sieben Eckpunkten handelt es sich einerseits um Absichtserklärungen, bei denen weder Vorgangsweise und Organisation noch die Finanzierung geregelt sind (Stärkung des Kindergartens als Bildungseinrichtung, Modellregionen für eine Schule der 6 – 14-Jährigen, Schulorganisationspaket, …). Andererseits wurden in den Schulen unserer Regionen im Rahmen der bereits jetzt möglichen Autonomie und auf Grund engagierter Entwicklungsarbeit etliche geplante Innovationen bereits umgesetzt (Kooperation zwischen Kindergarten und Schule, Schuleingangsphase, sprachliche Förderung, alternative Leistungsbeurteilung, Mitsprache der Schulleitung in allen Personalfragen, Qualitätsentwicklung, …). Die großen bildungspolitischen Fragen wurden nicht angerührt: Akademisierung der KindergartenpädagogInnen, Teamteaching im Schuleingang, gemeinsame Schule aller 6 – 14-Jährigen, verpflichtende Ganztagesschule von 8 bis 16 Uhr, leistungsorientierte LehrerInnenbesoldung, Durchgriffsrecht der Bildungsministerin bis in jede Schule (im kleinen Österreich!). Die Polytechnische Schule wird in dem mir vorliegenden Papier mit keinem Wort erwähnt

Johann Kießner-Haiden, Direktor NMS Lebring:

Es wurde versucht, alle Bereiche von der Elementarpädagogik bis zu den Bildungsinnovationen zu berücksichtigen.

Positive Auswirkungen auf die NMS hat sicherlich das Autonomiepaket, da Lehrerressourcen und Stunden flexibler eingesetzt werden können. In Verbindung mit mehr Mitspracherecht der Leiter bei der Personalbewirtschaftung werden diese Maßnahmen sicherlich zur Qualitätssteigerung beitragen.

Leiterbestellung auf 5 Jahre:
Die Funktion des Schulleiters geht immer mehr in Richtung Management und erfordert zusätzliche spezielle Ausbildungen in diesem Bereich. Die Motivation, solche Ausbildungen zu machen oder eine umfangreiche Schulentwicklung einzuleiten, wird bei einem Verantwortungszeitraum von 5 Jahren sicherlich sinken.
Erfahrungsgemäß gibt es nicht so viele Bewerber/innen für eine Leiterstelle. Was macht es dann für einen Sinn, wenn sich ein/e engagierte/r Schulleiter/in alle 5 Jahre einem neuen Besetzungsverfahren unterziehen muss? Kontinuität und Ruhe der Arbeit an einer Schule würden massiv gestört werden und einer politisch motivierten Leiter/innen Besetzung würde noch mehr Tür und Tor geöffnet.

Die wirklich großen Themen, wie gemeinsame Schule der 10-14 Jährigen oder die Verwaltungsreform wurden nicht wirklich zukunftsweisend und nachhaltig gelöst.
Erzwungene Modellregionen für Gesamtschule (ein neuer Schultyp?) bringen meiner Meinung nach nichts! Gemeinsame Schule kann nur gelingen, wenn alle mitziehen. Das heißt, auch die AHS Langform muss in der Unterstufe nach dem Konzept der NMS arbeiten, was bedeutet alle Schüler/innen aufzunehmen und alle Eckpunkte inklusive Integration umzusetzen.
In der Verwaltungsreform hat man das Gefühl, dass es zu einer Kompromisslösung gekommen ist, mit dem Ziel, niemandem wirklich weh zu tun. Fakt ist, dass nach wie vor zu viel Geld in die Verwaltung fließen wird und nicht bei den Schülern/innen ankommen wird, wo es eigentlich hin gehört, wenn man die Bildungsqualität wirklich steigern will.
Mit der Umwandlung der Landesschulräte in Bildungsdirektionen wird man nicht viel ändern. Nachhaltigkeit schaut anders aus.

Renate Riedl, Direktorin der NMMS Großklein
:
Die Neuerungen aus pädagogischer Sicht gab es in vielen Schulen schon, bevor die Reform kam. Ein neuer Aspekt ist die Betrachtung bzw. Beurteilung der Schulen nach privatwirtschaftlichen Maßstäben. Ob das 1:1 zu übernehmen ist, ist fraglich.
Die Verwaltungsreform könnte man als „halbherzig“ bezeichnen. Die Ausweitung der Schulautonomie ist teilweise auch nur ein Schlagwort.
Die Einführung der Gesamtschule wäre für mich ein Weg, viele schulische Probleme zu lösen. Unsere Schule suchte bereits vor 3 Jahren um den Schulversuch „Gesamtschule“ an. Leider wurde uns dieser verwehrt.
Ich hoffe nur, dass es für eine nächste Reform eine längere und gründlichere Vorbereitungszeit gibt.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

Baureportage E.N.G.E.L. in Arnfels
Elektro Lang setzt Meilenstein auf dem Weg in die Energieautarkie

Nach knapp einem Jahr Bauzeit eröffnet Elektro Lang am 27. April den neuen Firmenstandort in Arnfels. Das Energiegebäude Lang - kurz E.N.G.E.L. - setzt einen neuen  Weg in die Energieautarkie. ARNFELS. Erst knapp vor einem Jahr erfolgte inmitten einer Gemeinschaft engagierter Gäste und Pioniere aus der Green-Tech-Branche in Arnfels die feierliche Grundsteinlegung für das neue Energiegebäude von Elektro Lang. Dieser Tag markierte nicht nur einen weiteren historischen Meilenstein in der bewegten...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Patricia Reiterer
Anzeige
Die Wallfahrtskirche in St. Veit am Vogau ist ein Wahrzeichen des Ortes und wird gerade saniert.  | Foto: Gemeinde
7

Orsreportage
Wachstum und Begegnung in St. Veit in der Südsteiermark

Die Marktgemeinde St. Veit in der Südsteiermark wächst und damit geht viel Potential für die Bevölkerung einher. ST. VEIT IN DER SÜDSTEIERMARK. Ein großes Bauprojekt ist die Erweiterung des Bauhofes in St. Veit und der zweiten Kinderkrippengruppe, die im Herbst eröffnet wird. "Es ist wichtig, ressourcenschonend zu arbeiten und achten darauf, dass keine zusätzliche Fläche verbaut wird. Für den Bau der Kinderkrippengruppe nutzen wir dafür die Synergien, um keine weiteren Flächen zu versiegeln",...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Kerstin Reinprecht
Petra und Michael Watz haben in Heimschuh direkt am Firmenstandort eine kleine Wohlfühloase zum Energieladen geschaffen. | Foto: Tanja Adam
26

24 Stunden Selbstbedienung
Neuer "Drive in" bei Holzbau Watz in Heimschuh

Der neue "Drive in" bei Holzbau Watz in Heimschuh vereint Funktionalität und Flexibilität mit Gemütlichkeit. HEIMSCHUH. Die Firma Holzbau Watz in Heimschuh ist seit jeher offen, wenn es um die Umsetzung individueller Kundenwünsche geht. Mit der Errichtung eines neuen "Drive in"-Standortes direkt beim Firmensitz in Heimschuh an der Sulmtalstraße 4 wurde von der Unternehmerfamilie eine persönliche Idee umgesetzt, die in der Coronazeit entstand, als niemand außer Haus gehen und man sich nicht...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Waltraud Fischer

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.