"Früher war alles besser"
Von Polka bis Pop: Bei der Leibnitzer Blasmusik wird alles gespielt

Auch die Tracht ist ein wichtiger Bestandteil der Blasmusik, wie hier bei der Musikkapelle Lebring-St. Margarethen. | Foto: Ernst Gutjahr
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  • Auch die Tracht ist ein wichtiger Bestandteil der Blasmusik, wie hier bei der Musikkapelle Lebring-St. Margarethen.
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In unserer Serie "Früher war alles besser" vergleichen wir die Vergangenheit mit der Gegenwart. Diesmal lassen wir ein traditionelles österreichisches Kulturgut erklingen: die Blasmusik im Bezirk Leibnitz.

BEZIRK LEIBNITZ. Nirgendwo sonst ist die Blasmusik so vielfältig wie in Leibnitz: Mit 34 Vereinen ist es der größte Blasmusikbezirk der Steiermark. Die Mitgliederzahlen der Vereine sind ziemlich konstant, wie Bezirksobmann Hans Mayer berichtet: "Kapellmeister:in und Obmann/Obfrau bzw. Jugendreferent:in spielen dabei die Hauptrolle. Grundsätzlich kann ich schon beobachten, dass einzelne Vereine große Probleme mit der Kapellmeister:in-Besetzung haben."

Hans Mayer fungiert derzeit als Bezirksobmann des Blasmusikverbandes in Leibnitz. | Foto: Blasmusikverband
  • Hans Mayer fungiert derzeit als Bezirksobmann des Blasmusikverbandes in Leibnitz.
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Mayer selbst ist 2023 als Obmann des Blasmusikverbands Leibnitz "eingesprungen", nachdem lange kein neuer Vorstand gefunden werden konnte.

Tradition und Moderne

Blasmusik wurde in der Südsteiermark schon im 19. Jahrhundert gespielt, oftmals noch in losen Gruppierungen. Der erste offizielle Musikverein im Bezirk wurde aber auch schon 1849 mit der Musikkapelle Gabersdorf gegründet. Der jetzige Obmann Florian Weissinger meint, dass Musiker:innen und auch das Publikum heute moderner geworden sind.

Florian Weissinger ist Obmann und Stabführer der Musikkapelle Gabersdorf. | Foto: Musikkapelle Gabersdorf
  • Florian Weissinger ist Obmann und Stabführer der Musikkapelle Gabersdorf.
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Ähnlich sieht das Bezirksobmann Mayer: "Die Blasmusikvereine haben sich sehr verjüngt, vor allem mittlerweile bis zur Hälfte mit Frauen." Derzeit gibt es im Blasmusikverband Leibnitz rund 1.800 aktive Musikerinnen und Musiker – 43 Prozent davon sind weiblich.

Mitte des 19. Jahrhunderts mag das noch anders ausgesehen haben: Nach den Gabersdorfern kamen Musikvereine in Wolfsberg, St. Nikolai i.S., Lang oder St. Johann dazu. Es waren zuerst also eher die kleinen Orte, oft stammten die Kapellen aus dem Umfeld von Feuerwehren, Geistlichen oder Militär. So gab es etwa 1903 eine der ersten Jugendmusikkapellen Österreichs in Kitzeck, wo ein Pfarrer kirchliche Anlässe musikalisch umrahmen ließ.

Die älteste Musikkapelle wurde 1849 im Bezirk Leibnitz gegründet: die Musikkapelle Gabersdorf | Foto: Musikkapelle Gabersdorf
  • Die älteste Musikkapelle wurde 1849 im Bezirk Leibnitz gegründet: die Musikkapelle Gabersdorf
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Mittlerweile ist die Ausrichtung sehr offen für alle Musikrichtungen geworden. "Heute kann beinahe jedes Genre abgedeckt werden – vor allem auch mit Gesang", sagt Weissinger. Beim jüngsten Tonträger zum Jubiläum des Blasmusikverbands Leibnitz wurden z.B. Kompositionen mit "Alle Achtung", "Granada" oder "Die Südsteirer" aufgenommen.

Ein innovatives Projekt: "DJ trifft Blasmusik" in Gamlitz | Foto: Marktmusikkapelle Gamlitz
  • Ein innovatives Projekt: "DJ trifft Blasmusik" in Gamlitz
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Auch im Einsatz von Musikinstrumenten ist alles möglich geworden, weiß Mayer, selbst seit 62 Jahren Blasmusiker: "Wer diesen Weg nicht mitgeht, wird die Jugend nicht begeistern können." Dabei könne die Jugend auch mit Marsch, Polka oder Walzer begeistert werden.

Generationenübergreifend

Noch einmal zurück in die Geschichte: Die Gründung von Musikvereinen im Bezirk Leibnitz kann praktisch in jedem Jahrzehnt nachgewiesen werden (1942 sogar während des Zweiten Weltkrieges in Tillmitsch). Blasmusikverbände schlossen sich erst danach zusammen, wie jener im Bezirk Leibnitz im Jahr 1952. Die jüngsten Kapellen gibt es in Ehrenhausen und Seggauberg (jeweils 2000 gegründet) sowie in Gleinstätten, wo die Marktmusik erst seit 2006 aufspielt.

Technik: Fluch und Segen

Dabei war das Freizeitangebot noch nie so groß wie heute, was es für Musikvereine nicht einfacher macht, Jugend zu bekommen und diese auch zu binden. "Und das Handy ist ein großer Ablenkungsfaktor, auch in der Ausbildung und beim Üben", kritisiert Weissinger. Er sieht aber auch Vorteile für Musikvereine in der Digitalisierung: "Durch Youtube, Spotify und mittlerweile auch vermehrt wieder das Radio kommt dem breiten Publikum die Blasmusik näher – man erreicht somit neue Zuhörer und auch neue Konzertbesucher."

Technische Fortschritte bringen auch mehr Möglichkeiten in der Konzertgestaltung wie Ton- und Lichttechnik oder Bühnenbild. "Die Musiker haben eine bessere Ausbildung und höheres Niveau, dadurch ist schwierigere Literatur möglich", erklärt Weissinger. Steigende Ausgaben sind für die Vereine aber auch eine Herausforderung. Bei der Nachwuchsarbeit kommt erschwerend hinzu, dass der Einstieg aufwendiger ist als bei anderen Vereinen: Erst kommen der Unterricht und das Instrument, dann kann man in der Kapelle mitspielen.

So sehen Konzerte bei der ältesten Blasmusikkapelle im Bezirk Leibnitz heute aus. | Foto: Musikkapelle Gabersdorf
  • So sehen Konzerte bei der ältesten Blasmusikkapelle im Bezirk Leibnitz heute aus.
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Im Bezirk Leibnitz gibt es mehrere Musikschulen, die ebenfalls Tradition und Moderne widerspiegeln: wie die Franz-Koringer-Musikschule, die gerade erst ihr 70-jähriges Jubiläum feierte, oder die 1. Steirische Blasmusikschule seit dem Jahr 2000.

Blasmusik im Stefaniensaal

Dass man auch groß denken kann, beweisen die Musikvereine Allerheiligen und Wildon, die am 20. November zusammen ein Konzert veranstalten – nämlich im Stefaniensaal im Grazer Congress. Unter dem Titel "Hauptsache Blasmusik" wird deren Vielfalt im wohl schönsten Konzertsaal der Steiermark zum Besten gegeben.

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