Böckser fordert Weinwirtschaft
Wenn der neue Jahrgang nach faulen Eiern riecht
Die mit dem Klimawandel verbundene Trockenheit macht den steirischen Winzerinnen und Winzern schwer zu schaffen. Immer häufiger tritt der Böckser - ein Weinfehler - auf, wie erste Proben aus dem Weinkeller zeigen.
STEIERMARK. Dieser Tage beginnen in der Süd- und Weststeiermark die ersten Fassprobenverkostungen, um einen Vorgeschmack auf den neuen Jahrgang zu bieten. Doch die Freude einiger Winzerinnen und Winzer ist heuer mehr als getrübt. Grund dafür ist der Böckser, ein Fehler im Wein, der letztendlich aufgrund der Trockenheit im Weingarten immer häufiger auftritt. Die Möglichkeiten, den Fehler auszumerzen, sind schließlich begrenzt.
Landesweinbaudirektor Werner Luttenberger bestätigt das leidige Thema, dass so mancher Weinbäuerin bzw. Weinbäuern derzeit Sorgen bereitet. "Heuer ist der Böckser da oder dort ein häufigeres Problem. Der Herbst war sehr trocken und deshalb bildeten sich nicht soviele Nährstoffsalze in den Trauben und es kam teilweise zu einer Unterversorgung", erläutert Luttenberger mit einfachen Worten.
Ein besonderes negatives Merkmal des Weinfehlers ist es, wenn der Jahrgang nach faulen Eiern riecht. Mitunter wird von einem ziegenbockähnlichen Geruch gesprochen, weshalb auch der Name Böckser von „Bock“ abgeleitet ist.
Wissenswertes
Früher Lesestart rächt sich
Aufgrund der warmen Temperaturen wurde im Herbst 2022 im Schnitt etwa zehn Tage früher mit der Lese begonnen. Das spielte den Trauben nicht unbedingt in die Karten. "Jene Winzerinnen und Winzer, die ihre Trauben erst später ernteten, sind vom Böckser nicht so stark betroffen, denn dann folgte der Regen und dadurch bildeten sich wiederum mehr Stickstoffverbindungen (Zucker, Wasser und Hefenährsalze) in der Frucht", erläutert Luttenberger.
"Der Böckser ist nicht bei allen Weinbäuerinnen und Weinbauern die volle Katastrophe, aber er ist nicht von der Hand zu weisen."
Werner Luttenberger, Landesweinbaudirektor
Intensive Arbeit
Derzeit haben die steirischen Winzerinnen und Winzer bereits wieder alle Hände voll zu tun. Während in den Schigebieten der Schnee massiv fehlt, wird in der Region die Zeit bereits wieder in den Weingärten zum Rebschnitt genutzt. Auch Landesweinbaudirektor Werner Luttenberger war dieser Tage bereits bei der Arbeit im Weingarten am Labitschberg anzutreffen.
Dass der Herbst sehr trocken ist, ist unübersehrbar. Die Pflanzen trieben gut, aber das Holz ist wesentlich dünner. "Der Klimawandel zeigt seine volle Auswirkung", so Luttenberger.
Mögliche Ursachen
Altes steirisches Weinalphabet
Sagenbuchautor PeterStelzl hat alte Begriffe rund um den steirischen Wein zusammengetragen.
Almrausch: Übermäßiger Alkoholgenuss
Böckser: Jungwein, der nach faulen Eiern riecht
Drosselbube: Knecht, der Wein presst (um 1700)
Emperträger: Trug ein Weinfass mit sich und schenkte ohne Gewerbeerlaubnis den Wein aus
Fechsung: Ertrag
Füllwein: Ein zum Nachfüllen der Lagerfässer bestimmter Wein
Heinzel: Dünner, sehr saurer Wein, durch Begießen ausgepresster Trebern gewonnen
Morillon: Weißburgunder
Rasse: Wein mit ausgeprägtem Bukett und Fruchtsäure
Schwan: Altes Weinmaß aus Istrien
Weinwachs: Sehr alter Begriff für Weingartenfläche
Wirkwein: Wurde von Jägern von den Bauern für abgeschossenes Wild kredenzt
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