Siebing: Sparstift fährt durch die Schule mit Herz
Pädagogisches Kleinod in Siebing wird vom Sparstift bedroht. Eine Nestklasse könnte aber die „Schule mit Herz“ retten.
Vorhang auf zum letzten Akt. Einer Schule, in der das Theaterspielen jahrzehntelang zum Unterricht gehörte, droht nun der letzte Vorhang. Astrid Augustin ist Lehrerin und provisorische Leiterin der einklassigen Volksschule Siebing mit 14 Kindern. Einer „Schule mit Herz“, wie das Motto vor drei Jahren bei der 130-Jahr-Feier lautete. Ein Motto, das nicht aus der Luft gegriffen ist. Dieses Motto wird in dieser Schule gelebt. Eine Schule als Familie. Dieser Familie droht nun nach einem Bescheid das Aus. Die Volksschule, vor 133 Jahren von den Bewohnern aus Siebing und Rohrbach erbaut, soll geschlossen werden. Der Sparstift fährt hier durch die Herzen der Dorfbewohner.
Dietmar Zitek war von 1972 bis 2005 Schulleiter und ein Dorfschullehrer, wie er besser wohl in keinem Buch beschrieben werden kann. „Wer dem Dorf die Schule nimmt, raubt ihr das Herz“, zitiert er treffend Peter Rosegger.
Strohhalm Nestklasse
Noch gibt es aber einen Strohhalm, an den sich Schüler, Eltern und Pädagogen klammern. Das Team der Volksschule Siebing mit Augustin, der Lehrerin Ruth Fassl und der Betreuerin Waltraud Chum-Gugatschka – die Künstlerin arbeitet mit den Kindern auch sehr viel im bildnerischen Bereich – hat mit dem Bezirksschulrat Radkersburg das Konzept einer Nestklasse entwickelt. Als dislozierte Klasse der Volksschule Weinburg könnten hier auch Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten betreut werden. „In Siebing ist es auch bisher schon immer gelungen, bei Kindern mit schwersten Defiziten einen Heilungsprozess zu initiieren, bei dem sie durch künstlerische Betätigung Wertschätzung und Anerkennung erfahren und Selbstwert entwickeln können“, lobt die Leiterin des Sonderpädagogischen Zentrums Mureck, Christine Rehorska, die bisherige Arbeit in der Schule, die in einer Nestklasse erfolgreich weitergeführt werden könnte. Bestes Beispiel ist der Schüler Markus (Name von der Redaktion geändert), der wegen seiner Verhaltensschwierigkeiten von keiner anderen Schule mehr aufgenommen wurde, in Siebing jetzt aber sein schulisches Glück gefunden hat.
Auch Bezirksschulinspektor Manfred Gollmann und Elternvertreter Helmut Radl hoffen auf diesen Rettungsanker. „Mit der völligen Auflassung der Volksschule Siebing würde ein Stück hochwertiger Pädagogik, vor allem was die Persönlichkeitsbildung betrifft, für den Bezirk Radkersburg verloren gehen“, bedauert Gollmann.
walter.schmidbauer@aon.at
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