Karriere
Lange Suche nach Praktikum für Schüler mit Behinderung
Im Rahmen einer Praktikumssuche kassierte ein Schüler viele Absagen von Firmen, bis die Mutter einen Aufruf auf Facebook startete. Ein Tischler aus Lebring meldete sich und gab dem Buben, der seit seiner Geburt mit einer Behinderung lebt, eine Chance.
LEIBNITZ. Nachdem ihr Sohn nach langer Suche und zahlreichen Absagen keinen Praktikumsplatz für das Schulpraktikum bekommen hatte, startete Gerda Bauer einen Aufruf über Facebook. Daraufhin meldete sich Tischlermeister Daniel Führer aus Lebring, der dem 15 Jährigen einen Einblick in das Handwerk gab und ihn in den Beruf hineinschnuppern ließ. Ein großer Erfolg für den Schüler, denn das nächste Schulpraktikum darf er dort nochmals absolvieren.
Viel Frust bei der Praktikumssuche
"Es war frustrierend und enttäuschend", antwortete Gerda Bauer, auf die Frage hin, wie die Suche nach einem Praktikumsplatz verlief, den ihr Sohn Dominik Bauer im Zuge eines Praktikums an der Polytechnischen Schule in Leibnitz finden musste. An der Motivation des Schülers lag es nicht, dass er zahlreiche Absagen bekam.
"Mein Sohn hat eine geistige Behinderung und daher war es schwierig, eine Firma zu finden, die Menschen mit Behinderung überhaupt eine Chance geben." Die Verzweiflung war so groß und so hat die Mutter einen Aufruf auf Social Media gestartet. Gleich darauf meldete sich die Firma Daniel Führer Holzmanufaktur e.U. und einige Zeit später fand auch das erste Kennenlernen mit dem Schüler statt.
"Ich habe mir gedacht: Warum denn nicht? Er ist engagiert und man kann es versuchen", sagt Firmenchef Daniel Führer. Weiters meinte der Tischlermeister, der bereits einen erwachsenen Sohn hat: "Wenn ich ihm keine Chance gebe, dann tut es niemand. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass andere Lehrlinge keine Motivation haben, nicht mitarbeiten wollen und sich nicht für den Beruf interessieren. Das hat mich teilweise schon geärgert." Für beide war das Ergebnis so positiv, dass er im Frühling nochmals ein Praktikum in der Tischlerei absolvieren darf.
"Dominik hat gleich einen guten Eindruck gemacht und war von Anfang an dabei. Es war kein Problem, er hat überall mitgemacht. Wir waren gemeinsam auf Montage, bei Kundenberatungen und in der Werkstatt."
Daniel Führer, Holzmanufaktur Daniel Führer e.U.
Wenig Chance für Menschen mit Behinderung
Wie die Erfahrung bereits zeigt, ist es für Menschen mit Behinderung schwierig, überhaupt im Berufsleben Fuß zu fassen. Während dem Schuljahr hat Dominik bereits ein Praktikum in einer Gemeinde absolviert. Es gäbe zwar die Möglichkeit in einer Tageswerkstätte, dies hat die Familie aber schon probiert. "Mein Sohn ist nicht ausgelastet, er fühlt sich unterfordert. Dominik will arbeiten, er fühlt sich am wohlsten, wenn er dabei sein kann. Er ist ein Allrounder und packt überall gerne an", so die zweifache Mutter, die noch einen älteren Sohn hat.
"Ich wünsche mir, dass mein Sohn eine Lehre machen kann, dass er seinen eigenen Weg ins Berufsleben findet und selbstbestimmt arbeiten kann."
Gerda Bauer, Mutter eines Sohnes mit Behinderung
Es habe seitens der Schule auch viele Möglichkeiten gegeben, einen Praktikumsplatz für die Schülerinnen und Schüler zu finden, dass sei laut Gerda Bauer nicht das Problem gewesen. "Von Firmen kamen vorwiegend gute Ratschläge, aber einen Platz hatte letztlich niemand", so Bauer. Die Familie ist weiterhin zuversichtlich, im Sommer kann der Schüler sein Praktikum an der Schule absolvieren.
"Dominik wird noch ein weiteres Schuljahr an der Polytechnischen Schule in Leibnitz bleiben. Seitens der Schule haben wir viel Unterstützung erfahren, das gesamte Team ist sehr engagiert und hilft, wo es kann. Ich möchte mich herzlich bei der Schulleitung und beim Kollegium bedanken, das ist nicht selbstverständlich", sagt Gerda Bauer abschließend.
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