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Vor- und Nachteile der E-Mobilität aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes
Fakten zur E-Mobilität: Daniela List, Geschäftsführerin von "ecoversum" und Lehrbeauftragte an der Chemie Akademie, hat für MeinBezirk die Vor- und Nachteile der E-Mobilität aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes zusammengefasst.
ÖSTERREICH. Der Verkehr verursacht in Österreich nach dem Bereich Energie und Industrie die zweitgrößte Menge an CO2-Emissionen. Um die globale Erderwärmung aufzuhalten, müssen die Emissionen aus dem Verkehrsbereich bis 2050 um mindestens 80% besser 95% reduziert werden. Und das ist eine Herkulesaufgabe, die Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen erfordert.
Der Umstieg alternative Antriebe, wie die Elektromobilität ist eine Maßnahme. "Aber Elektrofahrzeuge sind kein Allheilmittel – ebenso wenig wie Fahrzeuge, die mit Wasserstoff oder E-fuels betrieben werden. Vielmehr braucht es ein Maßnahmenbündel, wie den massiven Ausbau und Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel, den Ausbau von Radwegen, sichere Fußwege, weniger Zersiedelung, neue Arbeitszeitmodelle uvm, um die Mobilität der Menschen klimafreundlicher zu gestalten", weiß die Südsteirerin Daniela List,Geschäftsführerin Daniela List von "ecoversum" und Lehrbeauftragte an der Chemie Akademie.
Die Vorteile
Elektromobilität ermöglicht emissionsfreies Fahren, d.h. es entstehen keine Abgase. Dadurch erhöht sich die Luftqualität, was vor allem in Städten mehr Lebensqualität für die Menschen bringt. Und Elektrofahrzeuge sind leise, dadurch reduziert sich die Lärmbelastung durch den Verkehr, was sich ebenfalls positiv auf die Lebensqualität auswirkt.
Die Herstellung von Elektroautos ist technisch einfach und es gibt weniger Teile, die verbaut sind. Viele Verschleißteile fallen beim Umstieg auf Elektroantriebe weg. Und z.B. Öl nachfüllen ist nicht mehr notwendig. Das Laden des Fahrzeuges ist auch mit der eigenen Photovoltaik-Anlage zu Hause möglich und mit der Nutzung von 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen ist ein nahezu klimaneutraler Betrieb möglich.
Elektroautos sind aber auch etwa dreimal so effizient wie Fahrzeuge mit einem konventionellen Verbrennungsmotor oder auch wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen und ermöglichen daher drastische Energieeinsparungen im Verkehr. D.h. auch wenn alle Pkw in Österreich elektrisch fahren, würde der Strombedarf nur um rund 18% steigen (Quelle: VCÖ, TU Wien).
Die Batterie kann am Ende ihrer Nutzungsdauer recycelt und Rohstoffe wiederverwendet werden, das Erdöl für Verbrennungsmotoren wird verbraucht. Durch Recycling können aus den Antriebsbatterien bis zu 95 Prozent der relevanten Funktionsmaterialien Kobalt, Nickel und Kupfer zurückgewonnen werden. Auch ist die Rückgewinnung von Lithium möglich, aber aufgrund günstiger Rohstoffpreise derzeit noch unwirtschaftlich. Antriebsbatterien, die für ihren Einsatz im Fahrzeug nicht mehr leistungsfähig genug sind, können in ihrem "zweiten Leben" noch viele Jahre als stationäre Stromspeicher verwendet werden.
Die Nachteile
Die Antriebsbatterie ist das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos und die Förderung der Rohstoffe (z.B. Lithium, Kobalt, Nickel, Platin, Tantal, Seltene Erden) ist mit Umwelt- und Sozialproblemen und (neuen) Abhängigkeiten verbunden, wie übrigens die Förderung vieler Rohstoffe für andere Verwendungszwecke auch (z.B. Gold für die Schmuckherstellung). Jedoch ist – entgegen der Stammtischmeinung – nicht die Menge das Problem, sondern wo und unter welchen Bedingungen diese Rohstoffe gefördert werden. Zu nennen sind ein oft hoher Energiebedarf, das eventuelle Entstehen saurer Grubenwässer, Konflikte um begrenzte Wasservorkommen sowie nicht vertretbare Arbeitsbedingungen in Minen. Dem Thema der Abbau- und Arbeitsbedingungen muss man sich global mehr widmen. Das Elektroauto allein ist hier nicht das Problem. Zumeist steht der Profit im Vordergrund und in politisch instabilen Ländern sind Korruption und Kinderarbeit trotzt vieler internationaler Bemühungen dominierend.
Die Anschaffungskosten für ein Elektroauto sind wesentlich teurer, die Ladeinfrastruktur unzureichend und durch die hohen Stromkosten ist mittlerweile auch der Betrieb teurer, wenn man keine eigene PV-Anlage auf dem Dach hat.
Rebound-Effekt: Wenn Elektroautos immer größer werden und unter dem Vorwand „emissionsfrei“ immer mehr Kilometer zurückgelegt werden, führt dies zum sogenannten Rebound-Effekt, der den ökologischen Effizienzgewinn langfristig (über-)kompensiert.
"Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Elektromobilität weder Fluch noch Segen für die Menschheit ist. Aber sie ist – sinnvoll eingesetzt - ein wichtiger Baustein zur Dekarbonisierung des Verkehrs", unterstreicht List.
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