Lydia Prenner-Kasper in Eisenerz
Rattenscharf zu sein, ist eine Entscheidung

- Schon im Kindergarten und in der Schule war klar, dass Prenner-Kasper eines der Kinder ist, auf die man als Pädagoge in der Ausbildung nicht vorbereitet wird.
- Foto: lynephotography.com
- hochgeladen von Laura Jung
Die vom Witze-Stammtisch bekannte Wiener Kabarettistin und Gesichtsakrobatin Lydia Prenner-Kasper kommt am Freitagabend mit ihrem Programm "Haltbar MILF" nach Eisenerz. Rattenscharf zu sein ist eine Entscheidung, sagt sie, und die müsse man knallhart treffen. Das MILFglas sei schließlich immer halb voll.
EISENERZ. Für alle, die jetzt googlen wollen, was die Abkürzung MILF bedeutet, hier die Wikipedia-Definition: MILF (Akronym für englisch: "Mother/Mom/Mum, I’d Like to Fuck“) ist ein umgangssprachlicher, durch den Film American Pie bekannt gewordener und später durch die Erotikindustrie geprägte Ausdruck für Frauen mittleren Alters, die eine attraktive Sexualpartnerin für deutlich jüngere (meist männliche) Personen darstellen.
- MeinBezirk: Frau Prenner-Kasper, wie kamen Sie auf den Titel Ihres Programms „Haltbar-MILF“?
Lydia Kasper-Prenner: Der Titel „Haltbar-MILF“ ist entstanden, weil ich mir gedacht habe, dass man diesem Schönheitswahn, der vorschreibt als Frau bis in die höchsten Altersklassen attraktiv sein zu müssen, etwas entgegensetzen muss. Ich lass mich deshalb nicht von außen bewerten und in die Perfektionskategorie MILF drängen, sondern wähle die authentische Version der „Haltbar-MILF“ und entscheide mich selbst dafür rattenscharf zu sein, ganz egal, wie mein Körper gerade aussieht.
- Warum kommen Sie ausgerechnet nach Eisenerz?
Eisenerz hat gerufen, und wir haben gesagt, wir kommen sehr gern! Mein Techniker und ich reisen am Freitag an, daher werden wir leider nicht viel Zeit für Sightseeing haben, aber ich freue mich sehr auf die Gespräche mit den Menschen aus der Region nach der Veranstaltung bei der Autogrammstunde.
- Haben Sie einen Bezug in die Obersteiermark?
Wir waren schon öfters am Pogusch wandern, das war sehr schön. Ich bin außerdem eine halbe Oststeirerin, mein Vater stammt aus dem grünen Herz Österreichs und ich mag die Menschen sehr gern.

- Die Kabarettistin wird selbstverständlich in Würde reifen, jede frische Falte lachend willkommen heißen und jedes hinzuaddierte Lebensjahr innig umarmen.
- Foto: lynephotography.com
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- Wie waren Sie so als Kind?
Ich war eines der Kinder, auf die man als Pädagoge in der Ausbildung nicht vorbereitet wird. Bei der Eröffnung meines Kindergartens, bei der ich Altbürgermeister Dr. Helmut Zilk einen Blumenstrauß überreichen durfte, nötigte ich diesen zu einem Busserl, da er mir zu wenig euphorisch reagierte. In der Volksschule nahm ich im Rahmen eines Kunstprojektes mit dem ORF dem Moderator der Sendung „Mini Atelier“ die Moderation aus der Hand. Bei der Rückkehr zur Schule verlangte ich einen roten Teppich zum Aussteigen aus dem Kleinbus, dieser wurde mir leider verweigert. Bis heute.
- Wie lange machen Sie schon Kabarett?
2011 habe ich einen Kabarettwettbewerb in der Bezirkszeitung gewonnen und den Titel „Österreichs Jungkabarettistin 2011“ errungen! Von da an gab’s kein Halten mehr und so begann ich rechtzeitig vor meinem 30er und parallel zu meiner dritten Brutzeit tüchtig über die Bühnen der Republik zu touren.
- Wie haben Sie das neben Ihren drei Kindern im Alter von 12, 14 und 19 Jahren geschafft?
Das hat mich nicht gestoppt, sondern eher noch mehr inspiriert, das ungeschminkte Leben zu zeigen. Das dritte Kind hat auf jeden Fall noch mehr Wirbel in unser Leben gebracht! Ich bewundere jeden, der vier oder noch mehr Kinder groß zieht. Jetzt sind sie schon größer, da kommt eher die seelische Komponente dazu, aber Wäsche gibt es immer genug und Geschirr auch. Die Bühne ist für mich ein guter Ausgleich.
- Wie ist es für die Kids, wenn ihre Mutter auf der Bühne steht? Sagen sie dann manchmal: "Mama, du bist peinlich!"?
Nein, mittlerweile sind sie alt genug, dass sie zu den Auftritten mitkommen und im Publikum sitzen. Und sie finden es eigentlich immer sehr, sehr lustig, die Außenreaktionen des Publikums zu beobachten. Auch wenn sie natürlich mal sagen: "Das Tanzen hätte ich jetzt nicht gebraucht."
- Wie ist es als Frau auf der Bühne zu stehen? Wird man da kritischer beäugt als ein Mann?
Am Anfang meiner Karriere bin ich mehr gegen Wände gelaufen. Da hieß es noch: „Frauen sind nicht lustig.“ Das ist zum Glück komplett verschwunden. Manche, gerade aus der älteren Generation mit klar verteilten Rollen, tun sich schwer, wenn Tabus auf der Bühne ausgesprochen werden. Die meisten sind allerdings sehr dankbar, wenn ich Dinge thematisiere, über die sonst keiner reden will, wie Beziehungskummer oder den Druck, immer perfekt ausschauen zu müssen. Dabei kochen alle nur mit Wasser.
- Gibt es etwas, das Sie sich für die Zukunft wünschen?
Dass wir alle nicht so hart miteinander ins Gericht gehen. Dass wir wieder lernen, uns mehr aufs Gegenüber einzulassen. Jeder hat einen harten Weg hinter sich und seine Sichtweise auf die Dinge, das sollten wir respektieren.
Kabarett-Auftritt:
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