Elektromobilität im Bezirk
Der große Run auf E-Autos lässt auf sich warten

Die Nachfrage nach Elektroautos im Bezirk Leoben steigt – im Vergleich zum Rest des Landes jedoch nur langsam. Diese Entwicklung bestätigen auch Fahrzeughändler aus Eisenerz, St. Peter-Freienstein und Niklasdorf, die vor allem den Preis als größten Hemmschuh sehen.

BEZIRK LEOBEN. Der Anteil an Elektro-Pkws, kurz E-Pkws, nimmt zu. Im Bundesländervergleich hat Vorarlberg die Nase vorn, im vergangenen Jahr lag der Anteil von E-Pkws an den Neuzulassungen hier erstmalig über 20 Prozent. Weniger aufgeschlossen gegenüber Elektromobilität scheinen die Steirerinnen und Steirer zu sein. Mit 13,5 Prozent bildet unser Bundesland hinter Niederösterreich und Kärnten österreichweit das Schlusslicht.

Leoben bildet das Schlusslicht

Und wie sieht die Lage in unserem Bezirk aus? Lediglich 9,6 Prozent der Neuzulassungen waren in Leoben-Land E-Pkws, Leoben-Stadt liegt mit 5,4 Prozent österreichweit sogar an letzter Stelle. Wir haben uns deshalb bei Fahrzeughändlern aber auch auf der Straße umgehört, um herauszufinden, wie die Bevölkerung dem Thema Elektromobilität gegenübersteht und wie Händlerinnen und Händler die Situation einschätzen. 

Wie stehst du zu Elektroautos?

Bei Porsche Leoben in St. Peter-Freienstein bestätigt Standortleiter Thomas Stibernitz die verhaltene Nachfrage nach E-Autos im Privatkundenbereich. Generell liege beim Fahrzeughändler in St. Peter-Freienstein der Elektroanteil knapp über 10 Prozent wobei Stibernitz vermutet, dass die ländliche Ausrichtung der Region mit ein Grund für die geringe Nachfrage sein könnte.

"In den Großstädten hat sich Elektromobilität insbesondere auch in den Car-Sharing Bereichen stark etabliert."
Thomas Stibernitz, Porsche Leoben

 
Mit rund 15 Prozent schätzt Gottfried Klapfer, Geschäftsführer und Inhaber von Auto Klapfer in Eisenerz die Nachfrage ähnlich ein, wobei er darauf hinweist, dass die Zahl ein Jahr zuvor bei maximal ein bis zwei Prozent lag, hier also ein starker Anstieg verzeichnet wurde. Beim Autohaus Huber in Niklasdorf verkaufe man aktuell knapp 30 Prozent Elektroautos, gibt Verkaufsberater Harald Seebacher eine schnelle Schätzung ab. 

Preis als Hemmfaktor

Preislich bewegen sich die E-Autos bei Huber in Niklasdorf zwischen 40.000 und 80.000 Euro. "Der Preis ist schon bei vielen ein Thema, das können sich einfach nicht alle leisten", weiß Seebacher. Auch bei Porsche Leoben sieht man den Preis als einen der größten Hemmschuhe, insbesondere deshalb, weil das Fahrzeugangebot des Händlers im niedrigeren Preissegment eher gering sei. Stibernitz hofft jedoch aufgrund der derzeitigen Fördersituation von 2.400 Euro E-Mobilitätsbonus und 3.000 Euro Umweltförderung darauf, dass sich dies in Zukunft ändern werde. 

Die Nachfrage nach Elektroautos steigt, Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor werden langsam aber sicher verdrängt.  | Foto: Matt Boitor / Unsplash
  • Die Nachfrage nach Elektroautos steigt, Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor werden langsam aber sicher verdrängt.
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Frage der Lademöglichkeit

Lässt man den Preis außer Acht, sei vor allem die Frage der Lademöglichkeit entscheidend. "Privatkundinnen und -kunden profitieren insbesondere dann von der Anschaffung eines E-Fahrzeuges, wenn die Ladetätigkeit kostenfrei über den Dienstgeber oder aber zu Hause über die eigene Stromerzeugung erfolgen kann", so Thomas Stibernitz.

Die Reichweite der Elektroautos sei nach Einschätzung der drei Fahrzeughändler derzeit nicht mehr das große Thema, sondern mit rund 500 Kilometern bei den neueren Modellen "durchwegs alltagstauglich". Auch die Ladeinfrastruktur werde laufend verbessert und ausgeweitet. Vor diesem Hintergrund appelliert Klapfer daran, dem gesamten Umstieg auf Elektroautos noch mehr Zeit zu geben – auf diese Weise könne auch die Infrastruktur entsprechend errichtet werden. 

Die Frage nach der nächsten Lademöglichkeit beschäftigt Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos regelmäßig, die Infrastruktur wird laufend ausgebaut.  | Foto: Andrew Roberts / Unsplash
  • Die Frage nach der nächsten Lademöglichkeit beschäftigt Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos regelmäßig, die Infrastruktur wird laufend ausgebaut.
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Worin sich die Autohändler einig sind: der Komfort und das Fahrgefühl bei E-Autos sei nicht zu unterschätzen. "Skeptische Kundinnen und Kunden haben wir wenige. Die, die ein Auto kaufen, sind alle sehr begeistert", berichtet Seebacher. Was es brauche, sei Aufklärung, meint wiederum Klapfer, der davon überzeugt ist, dass E-Autos deutlich mehr können und praktischer sind, als klassische Verbrenner. 

Sind E-Autos besser für die Umwelt?

Abgesehen von Reichweite, Ladeinfrastruktur, Fahrgefühl und Co. gibt es eine weitere wesentliche Frage, die sich auch bei uns im Bezirk viele Menschen stellen. Sind E-Autos tatsächlich so viel besser für unsere Umwelt als Verbrenner? Etwas Licht ins Dunkel bringt der "Faktencheck E-Mobilität", der 2022 vom Klima- und Energiefonds herausgegeben wurde. Dort heißt es, Elektromotoren seien "effizient, leise und lokal abgasfrei" und würden im Betrieb selbst keine Treibhausgase oder Luftschaftstoffe ausstoßen. "Im ganzheitlichen Technologievergleich ausschlaggebend sind aber auch jene Emissionen, die vor und nach dem Betrieb entstehen", heißt es mit Blick auf die sogenannte Ökobilanz weiter. 

"Hier ergibt sich ein deutlicher 'Klimavorteil' für Elektrofahrzeuge. Das gilt insbesondere dann, wenn der Strom für den Fahrbetrieb zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt. In diesem Fall verursachen Elektroautos über das gesamte Fahrzeugleben um bis zu minus 79 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor." 
Faktencheck E-Mobilität, Klima- und Energiefonds

Ein Klimavorteil für Elektroautos ergibt sich insbesondere dann, wenn der Strom für den Fahrbetrieb zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt, beispielsweise aus Wind- oder Sonnenenergie. | Foto: Karsten Wurth / Unsplash
  • Ein Klimavorteil für Elektroautos ergibt sich insbesondere dann, wenn der Strom für den Fahrbetrieb zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt, beispielsweise aus Wind- oder Sonnenenergie.
  • Foto: Karsten Wurth / Unsplash
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Gänzlich frei von Treibhausgas-, Luftschadstoff- oder Lärmemissionen seien aber auch E-Autos nicht und auch der Flächenbedarf würde durch den Technologiewechsel nicht geringer ausfallen. 

  • Zum Faktencheck E-Mobilität: Im Faktencheck Mobilität werden Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zur E-Mobilität gegeben. Auch die Frage nach den Rohstoffen, die etwa für die Herstellung der Akkus benötigt werden, wird im Faktencheck beantwortet. Hier geht's zum Bericht!

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