Steirischer Kinderbetreuungsatlas
So steht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die infrastrukturellen Voraussetzungen, dass beide Elternteile in Vollzeit arbeiten gehen könnten, sind im Bezirk Leoben laut Kinderbetreuungsatlas Steiermark nur in zwei Gemeinden gegeben.  | Foto: Unsplash / Dummer
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  • Die infrastrukturellen Voraussetzungen, dass beide Elternteile in Vollzeit arbeiten gehen könnten, sind im Bezirk Leoben laut Kinderbetreuungsatlas Steiermark nur in zwei Gemeinden gegeben.
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Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit hängen eng miteinander zusammen. Laut dem Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer Steiermark ist Vollzeit-Erwerbstätigkeit beider Elternteile in nur zwei Gemeinden des Bezirks Leoben möglich. In Leoben und Trofaiach werden alle Kriterien erfüllt. 

STEIERMARK/BEZIRK LEOBEN. "Mehr als 20 Stunden gehen aktuell nicht – ich habe ja zwei kleine Kinder zuhause." "Jetzt ist mein Kleiner schon wieder krank und kann nicht in den Kindergarten. Zum Glück kann die Oma zumindest am Vormittag schauen." Es sind Sätze wie diese, die zeigen: Kinderbetreuung und Arbeit unter einen Hut zu bringen, ist keine leichte Aufgabe – insbesondere für Frauen.

Wie zufrieden bist du mit dem Kinderbetreuungsangebot in deiner Gemeinde?

Wichtiger Hebel für Vollzeit

In der Steiermark sind laut Arbeiterkammer Steiermark knapp über die Hälfte aller Frauen – nämlich 51,1 Prozentteilzeitbeschäftigt. Zwei Drittel dieser Frauen arbeiten weniger als 25 Stunden pro Woche. Zwar sind die Gründe dafür mannigfaltig, ein großer Hebel ist jedoch die Frage, wie umfangreich das Betreuungsangebot für Kinder überhaupt ausfällt. Einen Überblick liefert der Kinderbetreuungsatlas 2023, der von der Kinderdrehscheibe im Auftrag der Arbeiterkammer erstellt wurde.

Wirft man einen genaueren Blick hinein, so fällt das Ergebnis für die Steiermark ernüchternd aus: Nur 70 von 286 Gemeinden erfüllen überhaupt alle Kriterien der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (siehe Infobox). In 44 Gemeinden endet das Betreuungsangebot bereits um 13 Uhr. Öffnungszeiten wie diese sind jedoch vielfach nur schwer vereinbar mit den Arbeitszeiten im Handel, der Pflege oder anderen Dienstleistungssektoren – Branchen, in denen viele Frauen beschäftigt sind.

Bewertungskriterien Kinderbetreuungsatlas 2023:


Folgende Kriterien galten bei der Erstellung des Steirischen Kinderbetreungsatlas für die Basisbewertung und für den "Vereinarkeitsindikator Familie und Beruf" (VIF)

Basiskriterien:
  • Betreuung für Kinder unter 3 Jahren in einer Kinderkrippe, alterserweiterten Gruppe, im Kinderhaus, bei Tageseltern oder Betriebstgeseltern
  • Ganztageskindergarten, der mindestens acht Stunden täglich an zumindest vier Tagen pro Woche geöffnet ist
  • Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder an mindestens vier Tagen pro Woche bis mind. 15 Uhr

  • Indikator für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Institutionelle Betreuung für Kinder unter 3 Jahren
  • Betreuung für Kinder von 3 bis 6 Jahren, die folgende drei Kriterien erfüllt: mindestens 45 Stunden pro Woche geöffnet, an vier Tagen pro Woche 9,5 Stunden geöffnet und maximal 5 Woche pro Jahr geschlossen


  • Zur Situation im Bezirk

    Und wie sieht die Situation im Bezirk Leoben aus? In unserer Region erfüllen nur zwei der 16 Gemeinden – Leoben und Trofaiach – jene Kriterien, die es einer Frau theoretisch erlauben würden, in Vollzeit arbeiten zu gehen. Neun Gemeinden, und damit knapp über die Hälfte, erfüllen immerhin die drei Basisanforderungen, die im Kinderbetreuungsatlas erhoben werden. In fünf Gemeinden – Kalwang, Kraubath, Radmer, St. Peter-Freienstein sowie Wald am Schoberpaß – sind eigene Kinder schon schwerer beziehungsweise nur mit einem geringeren Ausmaß an Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bringen.

    Die Ergebnisse aus dem Kinderbetreuungsatlas im Detail: 

    Der Kinderbetreuungsatlas für die Steiermark 2023: Gemeinden in rot bieten ein Betreuungsangebot für Kinder, das mit einer Vollzeit-Erwerbstätigkeit vereinbar ist; Weitere Kategorien abgestuft von sattem zu immer hellerem Grün (siehe Legende im nächsten Bild). | Foto: Arbeiterkammer Steiermark
    • Der Kinderbetreuungsatlas für die Steiermark 2023: Gemeinden in rot bieten ein Betreuungsangebot für Kinder, das mit einer Vollzeit-Erwerbstätigkeit vereinbar ist; Weitere Kategorien abgestuft von sattem zu immer hellerem Grün (siehe Legende im nächsten Bild).
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    Die Farben im Kinderbetreuungsatlas Steiermark und was sie bedeuten. | Foto: Arbeiterkammer Steiermark
    • Die Farben im Kinderbetreuungsatlas Steiermark und was sie bedeuten.
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    Tägliches Spannungsfeld

    Obwohl es nicht das Kernthema des Business-Netzwerks "Iron Women" ist, so ist es doch eines, mit dem sich die Frauen an der Eisenstraße regelmäßig konfrontiert sehen und das auch bei den Vernetzungstreffen unweigerlich mitschwingt – "und sei es, wenn es darum geht, einen Termin zu finden", meint Sophie Zeiler-Mahrous, eines der Gründungsmitglieder des Frauennetzwerks und selbst zweifache Mutter.

    "Es ist ein Spannungsfeld, in dem wir uns alle tagtäglich bewegen."
    Sophie Zeiler-Mahrous, Iron Women und selbst Mutter

    Sophie Zeiler-Mahrous ist zweifache Mutter, Iron Women und an der Montanuniversität Leoben beschäftigt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein Spannungsfeld, in dem sie und viele andere Frauen sich tagtäglich bewegen.  | Foto: Sophie the Guide
    • Sophie Zeiler-Mahrous ist zweifache Mutter, Iron Women und an der Montanuniversität Leoben beschäftigt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein Spannungsfeld, in dem sie und viele andere Frauen sich tagtäglich bewegen.
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    Da Frauen in vielen Fällen weniger verdienen würden, seien es meist sie, die im Falle einer Elternschaft beruflich zurückschrauben oder in Teilzeit gehen. Dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten, sei angesichts zusätzlicher Verpflichtungen kaum möglich, ergänzt die Leobenerin, die an der Montanuni beschäftigt ist. Auch wenn Kinder beispielsweise einen Krippenplatz hätten, seien immer noch die Ferienwochen zu überbrücken – hier ortet Zeiler-Mahrous dringenden Aufholbedarf.

    Lebensrealitäten ernst nehmen

    Für die Frauenbeauftragte der AK Steiermark, Bernadette Pöchheim, sind bloße Forderungen für eine Anhebung der Arbeitszeit von Frauen ein "Wegsehen von den Lebensrealitäten", sofern nicht gleichzeitig der Ausbau sowie der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung umgesetzt wird. „Unsere Strukturen sind familien- bzw. frauenlastig. Die ganze soziale Interaktion und der Großteil der unbezahlten Arbeit wird von Frauen geleistet. Und wenn der Staat ausfällt, kommen auch die Frauen zum Handkuss“, meint Pöchheim.

    Details zum Kinderbetreuungsangebot in den Gemeinden des Bezirks Leoben findest du auf der Website Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer Steiermark

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