Hohes Unfallrisiko
"Die Gefahr beim Rodeln wird definitiv unterschätzt"

Rasant unterwegs: Messungen beim Rodeln ergaben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 30 km/h. | Foto: RegionalMedien
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  • Rasant unterwegs: Messungen beim Rodeln ergaben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 30 km/h.
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Rodeln zählt zu den beliebtesten Wintersportaktivitäten der Österreicher:innen – und das mit steigender Tendenz. Dabei birgt der Sport auch einige Gefahren und führt jährlich zu zahlreichen – teils folgenschweren – Unfällen.

REGION. Die Wintersaison nähert sich dem Ende. Während die großen Skigebiete noch bis Ostern geöffnet haben, wurde der Betrieb bei kleineren Seilbahnunternehmen bereits eingestellt. Zeit also, um einen Vergleich anzustellen: Skifahren oder Rodeln – was ist gefährlicher? Wenn man betrachtet, dass sich zigfach mehr Skifahrer auf den Pisten tummeln als sich Schlittenfahrer die Rodelbahn runterstürzen, stellt man schnell fest: Rodeln ist deutlich gefährlicher: Jährlich verletzen sich dabei etwa 2.200 Personen so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen.

Rodeln bei Nacht ist beliebt und gefährlich – vor allem nach einem Hüttenbesuch. | Foto: RegionalMedien
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Laut Österreichischem Kuratorium für Alpine Sicherheit enden zwei Unfälle pro Jahr sogar tödlich. Wie beim Skifahren werden auch beim Rodeln sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht. GPS-Messungen, die im Rahmen einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit durchgeführt wurden, ergaben Durchschnittsgeschwindigkeiten von etwa 30 km/h sowie Spitzengeschwindigkeiten von über 60 km/h.

Alkohol als Spielverderber

Für Georg Mattiassich, Leiter der Abteilung Orthopädie und Traumatologie im Krankenhaus Schladming, ist daher klar. "Die Gefahr beim Rodeln wird definitiv unterschätzt." Außerdem sei Alkohol eine häufige Begleiterscheinung, da Rodelausflüge oftmals am Abend stattfinden. "Wegen der lange Zeit geschlossenen Nachtgastronomie sind allerdings heuer generell weniger Rodelunfälle passiert", betont Mattiassich. Verletzungen betreffen eher die untere Exremität wie Sprunggelenk, Fußwurzel oder Ferse.

Georg Mattiassich leitet die Abteilung Orthopädie und Traumatologie im Krankenhaus Schladming. Sein Team und er sind täglich mit Wintersportunfällen konfrontiert. | Foto: Schneeberger
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Peter Weichbold, Geschäftsführer am Galsterberg und Prokurist der Planai-Hochwurzen-Bahnen, schlägt in die selbe Kerbe. "Definitiv wird Rodeln hinsichtlich Unfallgefahr unterschätzt. Überhöhte Geschwindigkeit oder schlechte Ausrüstung sind die Hauptursachen von Rodelunfällen." Dazu komme oft Übermut und Fehleinschätzung dazu, vor allem wenn Leute in Gruppen unterwegs seien.

Handbremsen als Lösung?

Ist die Rodelbahn hart und eisig, kann man mit normalen Winterschuhen – trotz richtiger Bremstechnik und gutem Profil – nur sehr schwer abbremsen. Schnelle, unkontrollierte Abfahrten und lange Bremswege sind die Folge. Aus diesem Grund wurden Rodelhandbremsen entwickelt, welche dieser Gefahr entgegenwirken sollen.

Peter Weichbold ist Geschäftsführer am Galsterberg und Prokurist bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen. In sein Aufgabengebiet fallen also zwei Rodelbahnen. | Foto: Schneeberger
  • Peter Weichbold ist Geschäftsführer am Galsterberg und Prokurist bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen. In sein Aufgabengebiet fallen also zwei Rodelbahnen.
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Weichbold meint dazu: "Die Handbremse bei Rodeln ist den Verleihern bekannt, teilweise wurden solche Rodeln mit Bremse auch bei uns schon getestet. Die Rodelverleiher stehen jeder zusätzlichen Sicherheitsmaßnahme sehr positiv gegenüber, hier wird die Entwicklung zeigen, ob sich das am Markt durchsetzt."
Trotz vieler Unfälle gehe "die Tendenz in den letzten Jahren klar in Richtung Helm tragen". Bleibt also zu hoffen, dass sich auch hier eine Entwicklung wie beim Skifahren zeigt, denn auf der Piste sind Haubenträger mittlerweile die absolute Ausnahme.

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