"Leistung muss sich lohnen"
WKO macht auf Herausforderungen aufmerksam

Inflation, Energiekrise und Personalmangel sorgen aktuell für eine negative Stimmung bei den heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern. „Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Stimmung jetzt nicht in Richtung einer breiten Wirtschaftskrise kippt“, mahnen WKO-Präsident Josef Herk und Regionalstellenobmann Egon Hierzegger.

BEZIRK LIEZEN. Der heimischen Wirtschaft bläst aktuell eine rauer Konjunkturwind entgegen: Inflation, Energiekrise sowie Arbeits- und Fachkräftemangel sorgen laut aktuellem Wirtschaftsbarometer für eine getrübte Stimmung im Land: 58,1 Prozent der 786 befragten Unternehmerinnen und Unternehmer melden in der jüngsten Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 15 Prozent eine Entspannung antworten. Das ergibt unterm Strich ein Negativsaldo von -43,1 Prozentpunkten.

Ausblick ebenfalls negativ

Auch in Bezug auf die kommenden Monate sehen nur wenige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels (8,4 Prozent), der Großteil (59,4 Prozent) zeigt sich pessimistisch in den Erwartungen. Der Erwartungssaldo bleibt mit -51 Prozentpunkten deutlich negativ, „ein rascher Aufschwung ist folglich nicht in Sicht“, informieren Präsident Josef Herk und Regionalstellenobmann Egon Hierzegger.

Der Fachkräftemangel ist neben den hohen Energiekosten eine der größten Herausforderungen der heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer. | Foto: Pixabay
  • Der Fachkräftemangel ist neben den hohen Energiekosten eine der größten Herausforderungen der heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Die beiden tourten gemeinsam durch die Teilregionen Gesäuse und Eisenstraße und besuchten dabei sieben Betriebe. Die – entgegen dem Trend und trotz aller Herausforderungen – Zuversicht und Optimismus ausstrahlten, wie Herk und Hierzegger betonten. Danach wurde beim Handwerksbetrieb Johann Reinalter KG in Admont eine Pressekonferenz abgehalten.

Klar gegen die 32-Stunden-Woche

Aufgrund der bekannten Arbeitsmarktsituation, hoher Inflation und einer Mangelberufsliste, die querbeet durch alle Bereiche reicht, seien Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber besonders gefordert. "Wir müssen aufgrund der demografischen Entwicklung mehr leisten. Wenn ich nach einer 32-Stunden-Woche am Donnerstag aufhöre, erwarte ich schon, dass der Wirt am Wochenende offen hat und sofort der Arzt kommt, wenn ich krank bin oder mich in der Freizeit verletzte", moniert WKO-Steiermark-Präsident Herk die Einstellung einiger Menschen.

Top-Mangelberufe 2022 im Bezirk Liezen

  • Ärzt(e)inne
  • Dipl. Krankenpfleger, -schwestern
  • Köch(e)innen
  • Elektroinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen
  • Kellner/innen
  • Nicht diplomierte Krankenpfleger/innen und verwandte Berufe
  • Buchhalter/innen
  • Erzieher/innen
  • Maurer/innen
  • Händler/innen u. Verkäufer/innen
  • Fürsorger/innen, Sozialarbeiter/innen
  • Industrie-, Gewerbekaufleute (m./w.), Kontorist(en)innen

Für Präsident Herk und Regionalstellenobmann Hierzegger besteht angesichts dieser Schieflage ein akuter Handlungsbedarf: „Wir haben mittlerweile eine Rekord-Beschäftigungsquote erreicht, trotzdem ist die Arbeitszeit rückläufig, weil vor allem immer mehr Junge nur mehr Teilzeit arbeiten wollen.“ Konkret ist die Zahl der unselbstständig Erwerbstätigen bundesweit von 3,65 (2017) auf 3,73 Millionen (2021) gestiegen, das Arbeitsvolumen im selben Zeitraum aber von 5,77 auf 5,66 Milliarden Stunden gesunken.

Arbeiten und Geld verdienen oder das Leben genießen? Immer mehr junge Leute entscheiden sich für eine Teilzeitarbeit und bringen damit die heimische Wirtschaft in Schwierigkeiten. | Foto: Pixabay
  • Arbeiten und Geld verdienen oder das Leben genießen? Immer mehr junge Leute entscheiden sich für eine Teilzeitarbeit und bringen damit die heimische Wirtschaft in Schwierigkeiten.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Die Wirtschaftsvertreter setzen sich für Leistungsgerechtigkeit ein: „Mehr Arbeit und mehr Leistung müssen sich lohnen, die sogenannte letzte Generation darf nicht die erste sein, die am Sofa kleben bleibt. Darum fordern wir auch einen Vollzeitbonus, Steuermodelle dafür haben wir bereits auf den Tisch gelegt. Gleichzeitig müssen wir auch Rahmenbedingungen schaffen, die mehr Vollzeitarbeit ermöglichen, Stichwort Kinderbetreuung.“

Familienbetrieb in sechster Generation

Die Firma Johann Reinalter KG wird derzeit von der fünften und sechsten Generation geführt und beschäftigt etwa 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Vorfahren des 1865 gegründeten Familienunternehmens wanderten seinerzeit aus Südtirol ins Ennstal ein. "Man hat in Admont damals einen Spengler gebraucht, weil die Stiftskirche niedergebrannt ist. Der Spenglermeister Jacob Reinalter übersiedelte daher nach Admont, nachdem er zuvor jahrelang mit dem Fahrrad von Liezen nach Admont gefahren ist", erzählt Geschäftsführer Johann Reinalter IV.

Vertreter der Wirtschaftskammer besuchten die Johann Reinalter KG in Admont. | Foto: Schneeberger
  • Vertreter der Wirtschaftskammer besuchten die Johann Reinalter KG in Admont.
  • Foto: Schneeberger
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Aktuell laufe es sehr gut, wie Johann Reinalter berichtet. Lieferprobleme habe auch ihnen zu schaffen gemacht, allerdings entspanne sich die Lage wieder. Schwieirigkeiten, Fachkräfte zu bekommen, haben der Betrieb aktuell keine: "Wir haben heuer sogar Mitarbeiter ablehnen müssen, weil wir mehr Bewerbungen als offene Stellen haben", sagt er und blickt optimistisch nach vorne: "Wir sind in einer dankbarer Branche, weil es ein großes Zukunftspotenzial gibt."

Das könnte dich auch interessieren:

Hundert Kilometer Glasfaser für Bezirk Liezen
Mehr Bewusstsein für Regionalität schaffen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.