Naturpark Mürzer Oberland
Besucherlenkung zum Herzeigen

Ein überfüllter Parkplatz am Preiner Gscheid. Lenkungsmaßnahmen sollen helfen, Spitzenzeiten abzufedern. Zusätzlich wird es eine Parkraumbewirtschaftung geben. | Foto: Steininger
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  • Ein überfüllter Parkplatz am Preiner Gscheid. Lenkungsmaßnahmen sollen helfen, Spitzenzeiten abzufedern. Zusätzlich wird es eine Parkraumbewirtschaftung geben.
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Vor allem während des Lockdowns hat der Massenansturm die ansonsten eher beschauliche Hochsteiermark-Region wie eine Welle überflutet. Der Naturpark Mürzer Oberland präsentiert dazu erste Besucherlenkungsmodelle.

Andreas Steininger ist Geschäftsführer des Naturparks Mürzer Oberland, dazu noch Berg- und Skiführer, Ausbildungsleiter der steirischen Bergrettung und für die Woche verfasst er monatlich einen Wandertipp. In einem Gespräch erklärt er das Besucherlenkungsmodell im Naturpark Mürzer Oberland.

In den Bergen daheim: Andreas Steininger ist Geschäftsführer des Naturparks Mürzer Oberland. | Foto: Ekatarina Paller
  • In den Bergen daheim: Andreas Steininger ist Geschäftsführer des Naturparks Mürzer Oberland.
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Warum braucht es eigentlich Besucherlenkung?
Gerade im Lockdown haben wir gesehen, wie sehr die Menschen in die Natur geströmt sind. Es hat sich zwar heuer im Sommer ein wenig abgeflacht, aber wir sehen einen verstärkten Zulauf aus den Ballungsräumen Graz und besonders Wien.

An sich ist ein erhöhtes Besucheraufkommen für einen Naturpark und für eine Tourismusregion ja nichts Schlechtes?
Ganz richtig. Wir als Naturpark müssen unsere Infrastruktur an den Bedarf der Naturnutzer ausrichten, dazu gehören auch Besucherlenkungsmaßnahmen. Wir sehen speziell, dass viele Menschen, die jetzt in die Natur strömen, sehr wenig Bezug zu Natur und zu den Bergen haben und gar nicht wissen, wie man sich richtig verhält. Diese Menschen erreichen wir nicht über alpine Vereine, nicht über Fachzeitschriften und schon gar nicht über Verbote.

Wie sieht Besucherlenkung im konkreten Fall im Naturpark aus?
Wir haben drei Säulen herausgearbeitet: die digitale Vorbereitung, eine vereinheitlichte Beschilderung und ein moderiertes Tourenportal. Wir wollen die Besucher schon daheim vor der Abfahrt einer Tour oder eines Besuchs im Naturpark erreichen. Vielleicht können wir den
Besucher schon von einer Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln überzeugen. Falls er doch mit dem Auto anreist, soll er schon vor Fahrtantritt wissen, wo es geeignete Parkmöglichkeiten für ihn gibt. Und wir wollen Spitzenzeiten ausweisen.

So werden die neuen, einheitlichen Informationstafeln im Naturpark Mürzer Oberland künftig aussehen. | Foto: NP Mürzer Oberland
  • So werden die neuen, einheitlichen Informationstafeln im Naturpark Mürzer Oberland künftig aussehen.
  • Foto: NP Mürzer Oberland

Also eine Rush-Hour für den Naturpark?
Ja. Es macht keinen Sinn, an einem schönen Sonntag im Herbst um 11 Uhr aufs Preiner Gscheid zu fahren. Wir wissen, dass dort der Parkplatz heillos überfüllt ist, der Gast aus Wien weiß das nicht mit Sicherheit. Genau diese Spitzenzeiten versuchen wir abzufedern und alternative Aufstiegsmöglichkeiten beispielsweise auf die Rax schmackhaft zu machen.

Wie schaut die einheitliche Beschilderung aus?
Wir sind gerade dabei, diese Informationstafeln aufzustellen. Vorbild sind die gelben Wegweiser bei ausgewiesenen Wanderwegen. Jeder weiß sofort: Hier bekomme ich gesicherte Informationen über den Wegverlauf. Bei uns gibt es verlässliche Informationen, die für jeden Besucher hilfreich sein sollen.

Und was hat es mit dem Tourenportal auf sich?
Wir hinterlegen alle unsere Naturpark-Wanderungen auf der Internet-Plattform outdooractive.com, die jeden Wanderer bei der Tourenplanung unterstützt. Hier setzen wir bewusste Lenkungsmaßnahmen. Wir forcieren dabei gut frequentierte Touren und wollen in anderen Gebieten Ruhezonen schaffen. 

Ist so eine Kanalisierung zum Beispiel beim Skitourengehen möglich?
Wir werden Routen forcieren, die einen Mehrwert für den Gast und für die Region bringen. Frein mit dem Freinerhof ist ein gutes Beispiel. Oder die Nordseite der Schneealm mit Neuwald und dem Gasthaus Leitner – das ist noch ein echter Geheimtipp.

Bekommt man so das Problem des Massenandrangs in den Griff?
Wir werden das Problem nicht lösen. Es ist ein kleiner Start, mit einem Projektvolumen von 56.000 Euro. Es wird zusätzlich auch drastischere Eingriffe geben – wie etwa einer Parkraumbewirtschaftung am Preiner Gscheid, die nächstes Jahr umgesetzt wird. Was unabdingbar sein wird: Wir brauchen ein attraktiveres Angebot beim öffentlichen Verkehr – aber abseits von Hauptverkehrsrouten.

Ist das Besucherlenkungsmodell auf andere Regionen umlegbar?
Ja, soll es sogar! Wir wurden bei diesem Projekt großzügig von der Leaderregion Mariazellerland-Mürztal unterstützt. Voraussetzung dafür ist, dass das Projekt auf andere Regionen übertragbar ist.

Ein Beispiel für Besucherlenkung im Naturpark Mürzer Oberland übers Internet finden Sie hier


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