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Sorge um Zukunft der ärztlichen Versorgung ist groß

Elisabeth Knirsch und Günther Hirschberger werden als Bezirksärztevertreter weiter für die Zukunft der Häusärztinnen und Hausärzte im Bezirk kämpfen. | Foto: Hofbauer
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Für weitere fünf Jahre werden Günther Hirschberger und Elisabeth Knirsch als Bezirksärztevertreter in Bruck-Mürzzuschlag agieren. Noch kann die medizinische Versorgung im Bezirk gewährleistet werden, dennoch gibt es berechtigte Zukunftssorgen. 

BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Für Günther Hirschberger aus St. Barbara hat heuer bereits die vierte Periode als Bezirksärztevertreter begonnen. An seiner Seite dabei die Brucker Allgemeinmedizinerin Elisabeth Knirsch. Gemeinsam bilden sie die Schnittstelle der Hausärztinnen und Hausärzte im gesamten Bezirk. "Wir wollen die Hausärzte in der Region in eine vernünftige Zukunft begleiten", so der Antrieb der beiden, wohl wissend dass die Aufgabenstellung eine derzeit sehr heftige ist.

Die Situation wird immer schwieriger

"Die Probleme, die wir derzeit mit dem Ärztemangel und der Versorgung in den Krankenhäusern haben, sind riesengroß. Zudem sind wir in den letzten Jahren in der Honorarordnung in ein völliges Defizit gelaufen. Es gab quasi keine Erhöhungen. Mit der derzeitigen Inflation und dem Problem Angestellte zu finden, wird die Lage für Ärztinnen und Ärzte immer schwieriger", erzählt Hirschberger, der seine langjährige Erfahrung als begeisterter Allgemeinmediziner auch als Kammerrat in die Ärztekammer einfließen lässt. 

Es wird immer enger mit dem Personal, sowohl in den Krankenhäusern als auch bei den Hausärzten. | Foto: K. Nussbaumer
  • Es wird immer enger mit dem Personal, sowohl in den Krankenhäusern als auch bei den Hausärzten.
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"Es ist wichtig, dass wir als Bezirksärztevertreter zu zweit sind, da es in den städtischen Bereichen wie Kapfenberg und Bruck wieder andere Bedürfnisse gibt, als im ländlichen Raum", ergänzt Elisabeth Knirsch. 

"Wir konnten schon viel meistern"

Wesentlich für beide ist die Rolle als Kommunikatoren zwischen den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. "Was die Vereinigung angeht, sind wir ein Vorzeigebezirk. Wir konnten in den letzten Jahren, und vor allem auch in der Corona-Krise, ein unglaublich gutes Netzwerk aufbauen. Wir verstehen uns alle gut, weil wir auch schon viele Probleme gemeinsam gelöst haben", so Hirschberger. 

Zahlreiche Stellen im Bezirk vakant

Dem Bezirk geben die beiden "noch" einen sehr guten Befund. "Der Bezirk ist hervorragend versorgt, weil er sehr viele sehr gute Grundversorger hat, die sie sich alle regelmäßig fortbilden, wir haben nach wie vor gute Krankenhäuser, aber die Zukunftsangst ist trotzdem
groß", sagt Hirschberger und verweist auf die schon oder bald vakanten Stellen in der Region.
So ist die ehemalige Ordination von Josef Lichtenegger in Mürzzuschlag seit zwei Jahren unbesetzt, Georg Götz in Hönigsberg steht in den Startlöchern zur Pension, in Kindberg werden mit den Ordinationen von Gehard Antensteiner und Brigitte Stöger ab Sommer zwei große Stellen frei sein. Auch in Thörl und Bruck gibt es derzeit unbesetzte Stellen, "Wir versuchen  aus der Basis heraus Werbung zu machen und den Leuten Lust zu machen in die Region zu kommen, aber es wird nicht einfacher", so Hirschberger.

Leistungskatalog noch auf Schilling-Niveau

Abschreckend wirken vor allem das Arbeitspensum sowie der Verdienst. So scheinen mittlerweile 30 Prozent der Absolventinnen und Absolventen eines Medizinstudiums nicht in der österreichischen Ärzteliste auf. "Ein Drittel verlässt Österreich aufgrund der besseren Arbeitsbedingungen", so die beiden. "Wir arbeiten nach wie vor mit einem Leistungskatalog, der 70 Jahre alt ist", erzählt Hirschberger. "Ich bekomme jetzt in Euro gleich viel bezahlt, wie vor 30 Jahren in Schilling, das funktioniert nicht. Die neue Generation wird für so wenig Geld nicht mehr so viele Patienten durchschleusen", ist Knirsch überzeugt. 

"Die Medizin ist ein Massengeschäft geworden. Wenn der Patient am Schalter sein Rezept holt, kriege ich gleich viel Geld, wie wenn er mir eine halbe Stunde die Seele ausschüttet und ich ihn behandle. Das passt einfach nicht."
Günther Hirschberger

Dabei liegen die Vorschläge für moderne Versorgung schon lange bei den zuständigen Vertragspartnern. "Nächstes Jahr ist es das Ziel, dass dies umgesetzt werden muss. Es bleibt nichts mehr übrig", sagt Hirschberger. Außerdem sind beide überzeugt, dass es ohne die Zuverfügungstellung von geeigneten und preiswerten Räumlichkeiten seitens den Gemeinden wahrscheinlich künftig nicht möglich sein wird, die medizinische Versorgung in der Region aufrecht zu erhalten. 

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