„Man tut sich das Pendeln nicht mehr an“
Murtal und Murau sind im negativen Spitzenfeld der Bevölkerungsentwicklung.
Die Steirer werden im Bundestrend mehr. „25.774 Personen sind in die Steiermark gezogen, 20.283 haben das Bundesland verlassen. Das ergibt eine positive Wanderungsbilanz von 5.491“, erklärt Martin Mayer von der Landesstatistik über die Binnenwanderung 2013. Die gute Nachricht gilt jedoch nicht in allen Bezirken. An der negativen Spitze der Bevölkerungsentwicklung findet sich der Bezirk Murau, dahinter gleich das Murtal.
Wenig Arbeitsplätze
In Murau verzeichnet keine einzige Gemeinde einen Bevölkerungszuwachs. Mit 14,37 Prozent von 2005 bis 2015 hat St. Lambrecht den größten Rückgang der Bewohnerzahlen zu verbuchen. „Es liegt daran, dass die Arbeitsplätze weniger geworden sind“, so Fritz Sperl von der Bezirkshauptmannschaft und ehemaliger Bürgermeister von St. Blasen. „Die Leute tun sich das tägliche Pendeln nicht mehr an. Deshalb siedeln sie weg.“ Sperl betont besonders die schlechten Straßenverbindungen: „Die Angebote in Großstädten sind besser, was öffentliche Verkehrsmittel betrifft. Auch wenn die Bahn ausgebaut wird, werden wir bis dorthin trotzdem Leute verlieren.“ Erschwerend hinzu käme die Geburtenrate. „Die Familien werden immer kleiner.“
Pläne im Hinterkopf
In puncto Arbeitsplätze würden bereits Pläne geschmiedet. Namhafte Unternehmer mit großen Firmen schätzen Murau als Urlaubsregion, warum nicht daraus einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen? „Es wäre optimal, wenn neue Produktionsstätten etc. bei uns entstehen würden. Dabei geht es nicht um Riesenfirmen, sondern um Betriebe für etwa 20 Mitarbeiter. Das würde neue Arbeitsplätze schaffen.“
Plus durch Infrastruktur
Vier positive Ausreißer gibt es in der unerfreulichen Bevölkerungsstatistik des Bezirkes Murtal. Mit einem Plus von 8,99 Prozent im Zeitraum von 2005 bis 2015 hebt sich die Gemeinde St. Marein-Feistritz hervor. „Wir befinden uns direkt bei der Autobahnauffahrt. Außerdem bieten wir Kinderbetreuung ab eineinhalb Jahren an, verfügen zum Beispiel über ein Kinderhaus“, nennt Edmund Plöbst von der Gemeinde als Gründe für die Zuwächse.
Die Gemeinde Kobenz verbucht eine Zuwachsquote von 7,11 Prozent. Dies ist laut Bürgermeisterin Eva Leitold auf die gute Infrastruktur der Gemeinde zurückzuführen. „Wir haben einen Kindergarten und eine Volksschule, die sind voll ausgelastet. Außerdem setzen wir auf Jugend- und Erwachsenenförderung.“ Auch in Sachen Wohnbau zeichnet sich die Gemeinde Kobenz aus. Bis 2018 sollen 50 neue Wohnungen geschaffen werden.
Seckau steht mit einem Plus von 3,33 Prozent auch positiv da. Amtsleiter Heimo Schneidler nennt als Gründe die Raumplanung, die Schaffung von Bauplätzen und den stetigen Ausbau der Infrastruktur. Ein wichtiger Punkt sei auch die Gemeinde als Schulstandort. „Wir versuchen, die wesentlichen Dinge des Lebens zu erhalten und schaffen das, was die Leute brauchen.“
Spielberg ist das positive Schlusslicht mit einem Plus von 3,02 Prozent. Regierungskommissär Manfred Lenger: „Spielberg wird seit jeher als Wohngemeinde geschätzt. Vor allem die Kindergärten, Volksschulen und die Hauptschule sowie die Ärzte und Apotheken sind die Gründe, warum Menschen bei uns leben wollen.“ In den letzten fünf Jahren wurden außerdem zahlreiche Wohnplätze geschaffen, 2015 wird ein Bauvorhaben für 60 neue Wohneinheiten gestartet.
Infos
In den Bezirk Murau sind laut Statistik Austria im Jahr 2013 insgesamt 744 Personen aus ganz Österreich sowie aus dem Ausland gezogen.
Davon aus dem Ausland 343 Personen, 280 aus EU-Ländern und 63 aus Nicht-EU-Ländern.
Aus Murau abgewandert sind 914 Personen, davon 256 ins Ausland (219 EU und 37 Nicht-EU).
Im Bezirk Murtal konnten 1.816 Zuzüge verbucht werden.
653 Personen kamen vom Ausland, 396 aus EU-Staaten und 257 aus Nicht-EU-Staaten.
Vom Murtal weggezogen sind 1.932 Personen. 474 gingen ins Ausland, 285 in EU-Länder und 189 in Nicht-EU-Länder.
Steiermarkweit haben 20.283 Personen das Bundesland verlassen, dafür haben 25.774 die grüne Mark als neue Heimat gewählt.
Davon kommen aus dem Ausland über 15.000 Personen, z.B. aus Rumänien, Deutschland, Bosnien und Herzegowina. Hauptziel bei der Zuwanderung ist nach wie vor Graz.
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