Murau/Murtal
Kein Wohnraum mehr für Spekulanten

- Ein Vorzeigeprojekt: Das ehemalige City-Kaufhaus in Knittelfeld wird saniert.
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Das Land Steiermark hat neue Raumordnungsrichtlinien erstellt und gibt den Gemeinden damit neue Werkzeuge. In der Praxis bleiben viele Herausforderungen.
MURAU/MURTAL. Das Rathaus in Knittelfeld war ein gut gewählter Ort für die Pressekonferenz zu den Themen Wohnraum, Bodenverbrauch und Ortskerne. Mit Blick auf den Hauptplatz gibt es von dort gleich zwei aktuelle Beispiele: Das ehemalige City-Kaufhaus gilt als Vorzeigeprojekt in Sachen Nachnutzung im Zentrum. Dort entstehen für rund fünf Millionen Euro neue Wohnungen, Geschäftslokale und Büros in der Innenstadt.
Filiale geschlossen
Schlechtere Nachrichten gibt es nur wenige Hundert Meter weiter: Der Billa-Supermarkt wird sich aus dem Geschäftslokal am Hauptplatz zurückziehen. "Die Filiale wird mit Ende Juni geschlossen, wir sind bereits intensiv auf der Suche nach einem Nachfolger", bestätigt Bürgermeister Harald Bergmann.

- Bgm. Harald Bergmann, Gabi Kolar, Hannes Schwarz und Wolfgang Moitzi.
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Neue Richtlinien
Es sind zwei Beispiele für ein wichtiges Thema, das derzeit unter den Nägeln brennt und in neuen Raumordnungsrichtlinien des Landes gemündet ist. Das erklärte Ziel: "Die Ortskerne stärken und weniger auf der grünen Wiese bauen", wie es SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz formuliert. Dafür wurden den Gemeinde "neue Werkzeuge" zur Verfügung gestellt.
Neue Werkzeuge
Etwa die Baulandmobilisierung, die besagt, dass Bauland binnen fünf Jahren genutzt werden muss. Ansonsten drohen Rückwidmungen oder Abgaben. Damit sollen Spekulationen verhindert werden. Zudem kann von Gemeinden künftig eine Zweit- oder Leerstandsabgabe von bis zu 10 Euro pro Quadratmeter eingehoben werden. Neubauten auf der grünen Wiese ab 400 Quadratmetern Nutzfläche müssen künftig zweigeschossig gebaut werden, ab 800 Quadratmetern müssen Parkplätze entweder als Tiefgarage oder Parkdeck gebaut werden.

- Ein Wermutstropfen: Billa (gelbes Gebäude) zieht sich vom Hauptplatz zurück.
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Sanierung attraktivieren
"Wir müssen leistbaren Wohnraum bieten und dafür Sanierungen attraktiver machen", sagt Landtagsabgeordneter Wolfgang Moitzi. Auch die Energie- und Klimapolitik soll darin eingebunden werden. "Wir drehen an vielen Rädern", sagt Landtagspräsidentin Gabi Kolar. Den Gemeinden sollen dafür künftig Infos über Leerstände sowie mögliche Fotovoltaik-Standorte zur Verfügung gestellt werden.
Zersiedelung stoppen
Klargestellt wird allerdings auch: "Es wird nicht keine Neubauprojekte mehr geben. Aber wir müssen die Zersiedelung so gut wie möglich stoppen." Umstrittene Projekte gibt es auch in der Region Murau-Murtal zur Genüge. Derzeit etwa eine geplante Siedlung im Zeltweger Ortsteil Pfaffendorf, wofür ein Teil des Murwaldes weichen müsste. Die Bescheide dafür liegen vor und sind rechtskräftig, Anrainer laufen dagegen Sturm. Im Bezirk Murau sind vor allem neue Chaletdörfer nahe den Skibergen immer wieder ein Zankapfel.



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