Häusliche Gewalt
19 Prozent mehr Betretungs- und Annäherungsverbote

Eva Schuh, Birgit Gerstorfer und Erwin Fuchs (v.l.).  | Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr
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Seit Beginn der Pandemie ist die Anzahl von Fällen häuslicher Gewalt im Land gestiegen. Gründe dafür sind zum Beispiel Corona-bedingte finanzielle Sorgen, Kurzarbeit und Überlastung durch Homeschooling.

OÖ. Besonders oft von häuslicher Gewalt betroffen sind Frauen und Mädchen. Im Vorjahr wurden oberösterreichs Polizisten zu beinahe 1.600 derartigen Einsätzen gerufen. Daraufhin sprachen die Beamten mehr als 2.040 Betretungs- und Annäherungsverbote aus. Im Vergleich zu 2019 sind das um 19 Prozent mehr.

Eine mögliche Ursache für diesen Anstieg an Einsätzen ist nach Birgit Schuh, der Leiterin des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich, dass viele Opfer vor Gewalt unter "normalen Umständen" zu Angehörigen oder Freunden flüchten. "Sie rufen daher nicht die Polizei. Aufgrund der Pandemie war diese Flucht aber oft nicht möglich", sagt Schuh kürzlich während einer Online-Pressekonferenz. Die Mitarbeiter des Zentrums betreuten im Vorjahr übrigens etwa 2.840 Menschen – das sind acht Prozent mehr als noch 2019.

Meiste Fälle im Zentralraum

Nach Landespolizeidirektor-Stellvertreter Erwin Fuchs passierten die meisten Übergriffe 2020 im Zentralraum. Der Großteil wurde zudem schon im Jänner – also noch vor der Pandemie – angezeigt. Hintergrund ist, dass Anfang 2020 eine Neuerung im Gewaltschutzgesetz in Kraft trat. Dadruch wurden viele Fälle erst gemeldet.

"Dank dieser Novelle können wir nun auch Annäherungsverbote verhängen. Das bedeutet, dass die Betroffenen einen 'Schutzschild' von 100 Metern haben. Darin dürfen sich ihre 'Gefährder', also die Gewalttäter, nicht aufhalten. Der 'Schild' gilt etwa beim Einkaufen, daheim, in der Schule und im Kindergarten", sagt Fuchs. 

Auch Kinder unter Opfern

Neben Frauen wurden im Vorjahr auch oft Kinder und Jugendliche Opfer von häuslicher Gewalt. Ausgeübt wurde sie zumeist von ihren Eltern. "Mit Jahresende waren uns 405 Fälle, wonach Eltern gegenüber ihrer Kinder gewalttätig wurden, bekannt. Das ist ein Anstieg von 49 Prozent im Vergleich zu 2019", sagt Schuh.

Mehr Angebote und Frauenhäuser

Für Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SP) sind die genannten Fälle von häuslicher Gewalt nur die Spitze des Eisberges. "Häusliche Gewalt wird nämlich erst dann bemerkt, wenn die Situation bereits eskaliert", sagt Gerstorfer. Aus diesem Grund werde sie "alles daran setzen, dass es gar nicht so weit kommt". Daher sollen die bestehenden Gewaltschutzangebote im Land erhalten oder gar ausgebaut werden. Dafür stehen heuer 2,9 Millionen Euro zur Verfügung.

So wurde zum Beispiel kürzlich das Präventionsprojekt "Hinter der Fassade" virtuell und mit neuen Inhalten gestaltet. Mithilfe dieses Projekts sollen Jugendliche zum Beispiel über das Thema "häusliche Gewalt" und Hilfsangebote informiert werden. Von Gewalt betroffene Frauen werden etwa mithilfe des Projekts "Perspektive: Arbeit" beim Wiedereinstieg in den Beruf unterstützt.

Zusätzliche Frauenhäuser

Zudem wird das Angebot an Frauenhäusern in Oberösterreich modernisiert und ausgebaut. Neu errichtet werden zum Beispiel die Häuser in Ried im Innkreis und Steyr. Dazu wird es künftig ein Frauenhaus in Braunau geben. Die geplanten Baukosten dafür belaufen sich auf 1,7 Mio. Euro. Zusätzlich sind jeweils ein Haus im Mühlviertel und Salzkammergut geplant.

Einrichtungen für "Gefährder"

Mit 1. September 2021 soll außerdem ein "Gewaltschutzzentrum" für Beratungen in Bezug auf Gewaltprävention entstehen. "Nachdem sie gewalttätig geworden sind und etwa ein Näherungsverbot erhalten haben, müssen sich Gewalttäter hier künftig innerhalb von fünf Tagen melden. In diesem Zentrum werden sie dann beraten. Dadurch sollen solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr passieren", sagt Fuchs.

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