Corona-Virus
Landeshauptmann Stelzer: "Neue Normalität" nach Corona

Landeshauptmann Thomas Stelzer über Folgen der Corona-Krise: Weg vom grenzenlosen Wachstum und der totalen internationalen Vernetzung. | Foto: BRS
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Landeshauptmann Thomas Stelzer skizziert im Interview mit der BezirksRundschau die Lage durch das Ausbreiten des Corona-Virus in Oberösterreich und stellt klar, dass das Einhalten der verordneten Maßnahmen absolute Bürgerpflicht ist. Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich müsse nach Corona noch breiter aufgestellt werden, um wichtige medizinische Produkte vor Ort zu produzieren. Er sieht ein Ende für das "grenzenlose Wachstum" und die "totale internationale Vernetzung" als Teil einer "neuen Normalität", die nach dem Ende der Gesundheitskrise kommen werde.

BezirksRundschau: Wie sieht derzeit ein Tag von Landeshauptmann Thomas Stelzer aus?
Stelzer:
Intensiv und sehr ungeplant, weil es ständig Überraschungen gibt. Was sich dabei zeigt: Wir haben ein hochkompetentes Mitarbeiterteam, auf das ich mich verlassen kann. Ich bin jeden Tag im Landhaus, auch am Wochenende beim Krisenstab. Wohnen und Schlafen tu ich aber noch daheim.

"Guter Hoffnung, dass das Gesundheitssystem halten wird"

Oberösterreich hat im Bundesvergleich mit Tirol die meisten Corona-Infizierten – eine traurige Spitzenposition ...
Es wird jetzt sichtbar, dass wir von Beginn an viel und konsequent getestet haben. Außerdem muss man die Zahl der Erkrankten auch in Relation zur Einwohnerzahl eines Bundeslandes sehen und darf nicht vergessen: Das alles sind Momentaufnahmen. Wichtig ist jetzt, weiterhin viel und konsequent zu testen – vor allem um zu wissen, ob die Kapazitäten in den Spitälern ausreichen. Ich will nix verschreien, aber die strenge Maßnahmen zeigen Wirkung, der anfangs überproportionale Zuwachs wird kleiner. Ich bin deshalb guter Hoffnung, dass das Gesundheitssystem halten wird. Wären wir dagegen immer noch bei den anfänglichen 30 Prozent Zuwachsrate, hätten wir jetzt schon zigtausende Erkrankte.

Genau das scheint aber einem kleinen Teil der Bevölkerung immer noch nicht einzuleuchten, der die Maßnahmen für völlig überzogen hält.

Die angeordneten Beschränkungen sind keine good will-Vorgaben. Sie einzuhalten, ist oberste Bürgerpflicht und trägt zur Lebensrettung bei. Ich habe null Verständnis für die, die sagen "das gilt für mich nicht".

Für einige Gemeinden in den Bezirken Urfahr-Umgebung und Perg wurden die Maßnahmen ja verschärft – müssen sie unter Quarantäne gestellt werden?
Wir leben ohnehin seit mehr als einer Woche mit sehr starken Beschränkungen, die sich bisher niemand vorstellen konnte. Wichtig ist, dass sich alle dran halten. Wir wissen, woher die vielen Fälle in diesen Gemeinden kommen. Wäre die Quelle der Erkrankungen unklar hätte es anderer Schritte bedurft. So haben wir aber etwa gerade in diesen Gemeinden Ärzte, Altenheime und mobile Pflegehelfer vorrangig mit Schutzmasken ausgestattet.

Schutzmasken made in OÖ

Schutzmasken und Schutzkleidung sind weiterhin Mangelware, wann entspannt sich da die Lage?
Wir haben entschieden, uns nicht nur auf den Sammelankauf des Bundes zu verlassen, sondern auch auf eigene Faust anzukaufen. Es gibt in Oberösterreich jetzt Firmen, die Schutzmasken produzieren, damit wir unsere Lager auffüllen können. Wenn dann vom Bund auch noch was kommt, sind wir gut ausgestattet. Wichtig ist, dass wir das Material dann schnell auch zu den niedergelassenen Ärzten und in die Pflegeheime bringen können. Und am Ende ist mir lieber, es bleibt was übrig, als es ist zu wenig.

Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise auf auf das Wirtschaftsbundesland Oberösterreich haben?

Das beschäftigt mich derzeit sehr. Wir werden ein eigenes Oberösterreich-Paket schnüren, das wir gerade mit den den Sozialpartnern ausarbeiten. Wir wollen nach der Krise neu starten, den Wirtschafts-Standort Oberösterreich breiter aufstellen und aus den Lehren dieser Krise heraus strategisch entscheiden: Was produzieren wir künftig selbst, wie etwa kritische medizinische Güter, Pharmaprodukte und Ähnliches. Da werden wir uns weiterentwickeln.

Weg vom grenzenlosen Wachstum und der totalen internationalen Vernetzung

Wie groß ist die Hoffnung auch in wirtschaftlicher Hinsicht, dass die Beschränkungen mit 13. April gelockert werden können?
Wir hoffen, aber wir setzen auch die notwendigen Maßnahmen und sorgen für eine konsequente Einhaltung, damit das Gesundheitssystem hält. Was sicher ist: Am 13. April können wir nicht wieder von null auf 100 gehen. Wir werden schrittweise zu einer neuen Normalität finden. Die Gesellschaft wird sich anders als bisher entwickeln – weg vom grenzenlosen Wachstum und der totalen internationalen Vernetzung. Das Bearbeiten eines einzigen Produktes an Stationen rund um die Welt, bis es fertig ist, wird nicht mehr möglich sein. Das Freizeit- und Konsumverhalten werden sich ändern, es wird mehr Wert auf andere Dinge gelegt, die Menschen werden an Heimat mehr interessiert sein. Von der Corona-Krise ist die ganze Welt betroffen, es wird nicht alles mehr so aussehen wie vorher.

Was steht auf Ihrer To do-Liste für die Zeit nach Corona?
Erstens Dankesadressen an all jene abzustatten, die jetzt in der Krise herhalten. Vom Gesundheitssystem über die Lebensmittelversorgung und -produktion und so weiter – wir können nur stolz sein und Danke sagen. Zweitens geht es um einen neuen Standort Oberösterreich – was braucht der, um Beschäftigung und soziale Absicherung zu schaffen. Drittens geht es darum, die internationalen Kontakte wieder herzustellen und zu festigen – da wird Einiges auf uns zukommen. Und privat werde ich natürlich meine Mutter besuchen, die ich derzeit nicht sehen kann, um sie zu schützen. Ich bin ein Einzelkind, da ist das natürlich besonders wichtig für sie und für mich.

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