Zur Spitalsreform
"Hoffnungsschimmer, dass es wieder aufwärts geht"

Marianne Raiger hofft, dass durch das Maßnahmenpaket wieder das "Gefühl und die Stimmung vor Corona" zurückkommt. Sie ist die Direktorin der Akademie für Gesundheitsberufe sowie die Landesvorsitzende des ÖGKV. | Foto: Furgler
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  • Marianne Raiger hofft, dass durch das Maßnahmenpaket wieder das "Gefühl und die Stimmung vor Corona" zurückkommt. Sie ist die Direktorin der Akademie für Gesundheitsberufe sowie die Landesvorsitzende des ÖGKV.
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"Großer Wurf", "längst überfällig", "nur ein Pflaster" – so gingen die Meinungen über die am Dienstag präsentierte Reform des steirischen Gesundheitswesens auseinander. Was denkt aber jener Berufsstand darüber, den die Maßnahmen unter anderem am stärksten betreffen, die Pflege? MeinBezirk.at hat dazu mit Marianne Raiger gesprochen. Sie ist die Direktorin der Akademie für Gesundheitsberufe und Landesvorsitzende des Österreichischer Gesundheits- & Krankenpflegeverband (ÖGKV).

STEIERMARK. Knapp 130 Millionen Euro – jährlich wohlgemerkt – nehmen KAGes und damit das Land Steiermark in die Hand, um die Pflegemisere in den Griff zu bekommen. Das umfangreiche Maßnahmenpaket dazu wurde am Dienstag vorgestellt. Großer Hebel ist unter anderem eine Erhöhung der Gehälter und eine bessere Planbarkeit der Dienste durch Umstrukturierungen und Personal-Pools. Wie die Pflegekräfte selbst die Änderungen sehen, beantwortet als deren Vertreterin für die Steiermark Marianne Raiger im Interview.

  • Wann haben Sie von den Neuerungen erfahren?

Marianne Raiger: Genauer eigentlich jetzt auch erst aus den Medien. In der Sitzung des Gesundheitsfonds vergangene Woche wurden dazu zwar schon Beschlüsse gefasst, ich war aber nicht anwesend und habe es teilweise nur aus dem Protokoll nachgelesen. 

  • Wie ist Ihre Einschätzung - ein großer Wurf?

Die dringend nötige Gehaltserhöhung ist ein sehr guter Schritt, vor allem auch bei den Einstiegsgehältern, weil wir sehen, dass die jungen Kolleginnnen und Kollegen in die anderen Bundesländer verloren gehen. Das Burgenland etwa ist viel attraktiver in dieser Hinsicht.
Auch die Anrechnung der Vordienstzeiten ist längst überfällig, bis dato war ein Wechsel in die Steiermark einfach unattraktiv, wenn das Schema wieder bei Null beginnt.

Die Gehälter werden um bis zu 12 Prozent angehoben. Für Marianne Raiger ein längst überfälliger, begrüßenswerter Schritt, "sonst wären noch viel mehr abgewandert". | Foto: Panthermedia
  • Die Gehälter werden um bis zu 12 Prozent angehoben. Für Marianne Raiger ein längst überfälliger, begrüßenswerter Schritt, "sonst wären noch viel mehr abgewandert".
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  • Wie sind die Reaktionen aus der Kollegenschaft - haben Sie schon Rückmeldungen bekommen?

Ich selbst hatte noch nicht Gelegenheit, mich auszutauschen, aber ich werte es insgesamt als sehr positiven Schritt – in Richtung Anerkennung und Wertschätzung. Denn wenn die Pflege sieht, dass hier eine Modernisierung und eine Optimierung vor sich geht, dann gibt es auch wieder neue Hoffnung. Wir kommen dann wieder zu der Pflege zurück, dir wie vor Corona hatten - zurück zur Zufriedenheit.

  • Wie ist/war die Stimmung zuletzt?

Jetzt sind wir müde und ausgelaugt: Die Pensionierungswellen, Personalmangel, etc. Das ist eine Spirale nach unten. Hier ist jetzt ein Hoffnungsschimmer da, dass es wieder aufwärts geht.

  • Wie bewerten Sie selbst das Paket?

Es ist vieles dabei von dem, was wir gefordert haben. Das Paket ist vielversprechend, sehr ambitioniert, sehr modern. Wenn man das alles umsetzt, dann gibt es auch in der Versorgung eine gewisse Planungssicherheit, sprich auch die Patientinnen und Patienten wissen besser, was auf sie zukommt. 

Der Schritt in Richtung Tageskliniken ist sehr zu begrüßen. Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft, denn viele internationale Einrichtungen gehen diesen Weg bereits.
Auch die Aufwertung und der Ausbau der Primärversorgungszentren sind bedeutend. Das ist ein niederschwelliger Zugang, der verhindert, dass alle in die Ambulanz gehen müssen, wenn der Hausarzt außer Dienst ist.

  • Wo sehen Sie eventuell noch Luft nach oben?

Wenn die Tageskliniken ausgebaut werden, dann muss die außerklinische Versorgung wieder besser gewährleistet werden, sprich Hausärztinnen und Hausärzte sowie Mobile Dienste und eben die Primärversorgungszentren müssen besser greifbar sein. Das ist schon etwas, wo man noch weiter denken muss.

Die KAGes schickt mit dem Land Steiermark eine umfangreiche Reform des Spitalswesens auf den Weg: Gehälteranpassungen und Umstrukturierungen inklusive | Foto: Kanizaj
  • Die KAGes schickt mit dem Land Steiermark eine umfangreiche Reform des Spitalswesens auf den Weg: Gehälteranpassungen und Umstrukturierungen inklusive
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Es gibt aber auch noch einiges in der Versorgung außerhalb der Einrichtungen zu machen, denn wir sehen, dass die Menschen eine schlechte Gesundheitskompetenz haben, wir brauchen mehr Gesundheitsförderung, mehr Prävention. Insgesamt ist das Strukturpaket aber ganz gut, weil es ineinander greift.

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