Hebammentag
Mehr Kassenstellen und Studienplätze gegen Hebammenmangel

- Im Durchschnitt verlassen Frauen und ihre Neugeborenen bereits am zweiten Tag das Krankenhaus.
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Medizinisches Fachpersonal fehlt in der Steiermark an allen Ecken und Enden - auch Hebammen sind mittlerweile eine Mangelerscheinung. Am heutigen Internationalen Hebammentag blickt MeinBezirk.at genauer auf die Probleme des Berufsstands.
STEIERMARK. Exakt 10.635 Geburten gab es im Jahr 2022 in der Steiermark. Für die Betreuung dieser über 10.000 Frauen vor, während und nach der Geburten sind hierzulande Hebammen zuständig. Doch bereits seit einigen Jahren verzeichnet Österreich einen dramatischen Hebammenmangel: Steiermarkweit gibt es im April nur 33 Hebammen mit Kassenvertrag. Sie fehlen in den Kreißsälen, wo Stellen nicht nachbesetzt werden können und sie fehlen auch in der freien Praxis, die durch einen veralteten Gesamtvertrag mit den Sozialversicherungsträgern und zu wenig Kassenstellen gezeichnet ist.
„Die Frauen spüren den Hebammenmangel, wenn sie während der Geburt im Krankenhaus keine Eins-zu-eins-Betreuung durch die Hebamme bekommen oder keine Hebamme für die Wochenbettbetreuung zu Hause finden können. Und wir Hebammen spüren die Auswirkungen des Hebammenmangels, wenn wir bis zu fünf Frauen gleichzeitig während der Geburt betreuen müssen," erklärt Gerlinde Feichtlbauer, die Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums.

- Steiermarkweit gibt es 310 Hebammen.
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Maßnahmen gegen Hebammenmangel
Das Österreichische Hebammengremium fordert im letzten Jahr drei Maßnahmen, um dem Hebammenmangel entgegenzuwirken: „Mehr Hebammen ausbilden, mehr Hebammen in den geburtshilflichen Abteilungen anstellen und den Gesamtvertrag so überarbeiten, dass es bessere Kassentarife und mehr Kassenstellen für Hebammen in der freien Praxis gibt“, fasst Feichtlbauer zusammen.
Zumindest einem Punkt, nämlich der Forderung nach mehr Studienplätzen, sind die Landesregierungen zuletzt nachgekommen. In Zukunft dürfte es mehr Absolvent:innen der FH Studiengänge "Hebamme" geben. Im Studienjahr 2022/23 werden etwa an der Fachhochschule Joanneum 57 anstatt wie zuletzt 38 Hebammen ausgebildet, 2023/24 sollen es sogar 60 Studierende sein.
Feichtlbauer sieht den Ball nun bei den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern im Gesundheitssystem, die die Stellenpläne für die Arbeit als Hebamme in den heimischen Krankenhäusern verbessern sollen. Um eine verlässliche Eins-zu-eins-Betreuung sicherzustellen, bräuchte es in Österreich bis zum Jahr 2032 um bis zu 400 Hebammen mehr, rechnet die Expertin in einer aktuellen Pressemitteilung vor.

- Für eine Eins-zu-eins-Betreuung bleibt in den heimischen Krankenhäusern kaum Zeit.
- Foto: Omar Lopez/Unsplash
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Eins-zu-eins-Betreuung im Kreißsaal
Eine Geburt kann sehr schnell gehen, sich aber auch über mehrere Stunden ziehen. Eine Hebamme kontrolliert dabei laufend, dass es der Gebärenden und dem Kind gut geht und, dass die Geburt komplikationsfrei verläuft. Eine Eins-zu-eins-Betreuung wäre das Ideal, das angesichts des Personalmangels kaum noch umsetzbar ist.
"Ganz im Gegenteil kämpfen Hebammen mit chronischer Überlastung und personellen Engpässen, viele halten den Druck nicht aus und weichen auf Teilzeitarbeit aus. Hebammen, die ausschließlich im Krankenhaus angestellt arbeiten, werden immer weniger – dabei werden nach wie vor rund 98 Prozent aller Kinder im Krankenhaus geboren."
Gerlinde Feichtlbauer, Präsidentin des Hebammengremiums
Der Hintergrund des Problems: Die Stellenpläne bzw. die Berechnungsmethoden stammen noch aus den 1980er-Jahren. Laut den neusten Empfehlungen sollen Hebammen nicht mehr als 35 bis 50 Geburten pro Jahr betreuen. In der Steiermark gibt es insgesamt aber nur 310 Hebammen - 68 davon sind ausschließlich in Krankenhäusern tätig, 86 sind frei praktizierend, 156 sind sowohl angestellt als auch frei praktizierend.
Wochenbett-Betreuung wird wichtiger
Frauen und ihre Neugeborenen verlassen das Krankenhaus heute sehr früh nach der Geburt - im Durchschnitt bereits am zweiten Tag, weshalb die Wochenbett-Betreuung umso wichtiger wird. Hebammen kommen in den ersten Wochen bzw. Monaten regelmäßig zur Visite, helfen beim Umgang mit dem Stillen und schauen darauf, dass sich das Neugeborene gut entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Leistung der Krankenkassen, auf die alle Frauen Anspruch hätten.
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