Gefahr auf Rädern und Rollen
Typische Kinderunfälle in der Freizeit
Auf Rollen und Skates raus in die Natur und rein ... in den Gips – so die prognostizierte Entwicklung bei den Kinderunfällen, die die Grazer Kinderchirurgie heute präsentiert hat. Sport- und Fortbewegungsgeräte auf Rädern und Rollen – vom Rutschauto, über Scooter, Skates, Boards und Fahrräder bis hin zum Moped. Der Verein "Große schützen Kleine" hat sämtliche Unfälle mit diesen Geräten, die zu einer medizinischen Behandlung von 0-16-Jährigen an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz geführt haben, analysiert und daraus die entscheidenden Sicherheitstipps für den Balanceakt zwischen „Risk & Fun“ abgeleitet.
Pro Kalenderjahr werden an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Graz mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 16 Jahren nach einem Unfall medizinisch versorgt.
Rund zehn Prozent davon verunglücken mit einem Bewegungsgerät auf Rädern oder Rollen. Im Fokusreport "Mobil auf Rädern: Muskel- & Elektro- & Motor-Power bei der kindlichen Fortbewegung auf Rädern" analysierten Peter Spitzer und Holger Till, Präsident von "Große schützen Kleine" alle entsprechenden Unfälle über einen Zeitraum von drei Jahren. Unterstützt wurde die Studie aus dem Wissenschaftsressort des Landes.
Buben stärker gefährdet
46 Prozent dieser 3.538 Unfälle von Kindern und Jugendlichen, welche sich im betrachteten Dreijahres-Zeitraum ereignet haben, passierten mit dem Fahrrad, gefolgt vom Moped (23 Prozent), dem Microscooter (10 Prozent), sämtlichen Arten von Boards (8 Prozent) und Kleinkind-Geräten wie Rutschauto, Laufrad und Dreirad (6 Prozent). Studienautor Peter Spitzer: "Fortbewegung mit Radgeräten heißt letztendlich Fortbewegung mit künstlich erzeugter Geschwindigkeit – ein Element, welches die Buben tendenziell verstärkt anspricht. Zwei Drittel der Unfallopfer sind demnach männlich. Die verunfallten Kinder und Jugendlichen sind durchschnittlich knapp 11 Jahre alt."
Klassische Verletzungsmuster
In knapp neun von zehn Fällen verletzen sich die Kinder und Jugendlichen bei einem Einzelsturz. Der Verkehrsunfall und die Verletzung am bzw. durch das Gerät machen jeweils nur einen einstelligen Prozentanteil aus. 35 Prozent der Verletzungen mit Rädergeräten fallen unter die Kategorie der "schweren Verletzung". Dabei weist die Gruppe der Kleinradgeräte mit 38 Prozent deutlich mehr schwere Verletzungsanteile auf als das klassische Zweirad oder das Moped. „Dies lässt sich durch die häufigeren Kopfverletzungen und vor allem Unterarmbrüche erklären. Bei den meisten Geräten auf Rädern und Rollen kann man sich mit den Händen an einem Lenker festhalten. Das unterstützt einerseits das Gleichgewichthalten, andererseits führt es bei einem Sturz zu einem Festklammern am Lenker. Tragen die Kinder und Jugendlichen keinen Helm, so erleiden sie häufiger Kopfverletzungen, als bei Unfällen mit Boards, Skates & Co., bei denen die Hände zum Abstützen frei sind“, betont Holger Till, Präsident des Vereins "Große schützen Kleine" und Vorstand der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie.
Wer Köpfchen hat, schützt es ...
Die Wichtigkeit des Helmtragens wird bei Geräten auf kleinen Rädern oder Rollen, vor allem beim Laufrad, beim Scooter und auf dem Hoverboard, im Vergleich zu Fahrrad und vor allem Moped stark unterschätzt. "Bei Kleinkindern kommt hinzu, dass sie aufgrund ihres schweren Kopfes im Verhältnis zum restlichen Körper und des noch nicht so ausgeprägten Abstützreflexes bei Stürzen gleich mal mit dem Kopf aufprallen", gibt Spitzer zu bedenken.
Workshops und Blended Learning
Der Verein "Große schützen Kleine" geht mit einem eigenen online-Schulungsangebot "auf Tour". Den Auftakt bildet das Online-Klassenzimmer mit dem Frühjahrsschwerpunkt "Sicher unterwegs auf Rädern & Rollen". E-Learning-Inhalte wurden hierfür anschaulich und spielerisch aufbereitet. Kurzvideos, Spiele, Rätsel und kompakte Kindersicherheitsinfos werden optimal mit Vor-Ort-Workshops an den Schulen verknüpft.
„Diese vom Land Steiermark unterstützte wissenschaftliche Studie zeigt, welche Auswirkungen Unfälle mit Rad, Rutschauto oder Scooter auf unsere Kleinsten haben und wie wir diese vermeiden können. Durch neue E-Learning-Tools ist sichergestellt, dass wir diese Erkenntnisse den Kindern und ihren Eltern auch in Corona-Zeiten näher bringen können. Denn gerade im Frühjahr zieht es viele mit ihren Freizeitaktivitäten wieder nach draußen, sodass wir jetzt verstärkt über mögliche Risiken informieren müssen“, erklärt Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.
Tipps für mehr Sicherheit auf Rollen und Rädern:
-> Sportlichkeit und Geschick schulen - das verhindert Unfälle
-> Einsatz der richtigen Schutzausrüstung
-> Vorbildfunktion und Sicherheitskultur in der Familie
-> Kindern ein gewissen Risikomündigkeit zugestehen - richtige Balance zwischen Verbieten und Zutrauen
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