Simone Kopmajer
„In der Heimat zu spielen ist für mich das Schönste“

Die Steiermark ist ihr Zuhause, die Welt ihre Bühne: Simone Kopmajer gilt als erfolgreichste Jazzsängerin des Landes. Wir haben uns mit ihr zu einem ausführlichen Interview verabredet.

STEIERMARK. Simone Kopmajer ist Österreichs international erfolgreichste Jazzsängerin der Gegenwart. Die in Bad Aussee aufgewachsene Künstlerin füllt Hallen und verkauft weltweit tausende Tonträger. Wir sprachen mit der ausgebildeten Gesangspädagogin über die steirische Jazzszene, Vorbilder und mit wem sie noch gerne auf der Bühne stehen würde.

  • Steirischer geht's fast nicht: Geboren in Schladming, aufgewachsen im Ausseerland, Studium in Graz, Lebensmittelpunkt in Bad Waltersdorf im Thermenland. Wo gefällt's Ihnen am besten?


Simone Kopmajer:
So schwer zu sagen, weil es so viele schöne Platz'l gibt hier in der Steiermark. Aber es stimmt: Steirischer geht's eigentlich nicht. Mich hat es hierher verschlagen. Obwohl ich mit der Musik, mit dem Jazz auf der ganzen Welt leben könnte. Aber gerade wegen der Jazz-Musik habe ich mich für die Steiermark entschieden. In der Thermenregion hat es meinem Mann und mir sehr gut gefallen, da haben wir gesagt, da lassen wir uns nieder.

Simone Kopmajer hat schon viel von der Welt gesehen. Doch wenn sie zuhause in der Steiermark ist, geht ihr das Herz auf. | Foto: STG/Streibl
  • Simone Kopmajer hat schon viel von der Welt gesehen. Doch wenn sie zuhause in der Steiermark ist, geht ihr das Herz auf.
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  • hochgeladen von Christoph Schneeberger
  • Ihre Leidenschaft für Musik ist bereits in frühen Jahren entflammt. War der Kiddy-Contest Auslöser für ihre Karriere?

Das würde ich jetzt so nicht sagen. Es war aber auf jeden Fall eine tolle Erfahrung. Mein Vater hat mich als Kind sehr gefördert. Unsere Eltern haben meinem Bruder und mir viel ermöglicht. Sie haben für eine gute Ausbildung gesorgt. Und wir wurden natürlich auch geprägt durch die Musik, die sie gehört haben. Mein Lehrer hat mich später dann für den Kiddy-Contest angemeldet. Aber ich habe auch schon vorher viel in Richtung Jazz gemacht. Ich habe in der Jugend-Big-Band meines Vaters Klavier gespielt. Dort durfte ich viel Erfahrung sammeln. Der Kiddy-Contest war dann der erste Fernseh-Auftritt, eine ganz spannende Zeit. Aber dass das jetzt der Auslöser war – nein. Es ist danach alles gleich geblieben wie vorher.

  • Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie, dass der Jazz Ihr Leben ist?

Schon ganz früh. Zu dieser Musik hat es mich einfach am meisten hingezogen. Das war einfach das, wo in mir etwas entflammt ist. Da wollte ich immer dazu tanzen und ich habe auch immer dazu getanzt. Meine Eltern erzählen immer, dass wir als Kinder bei den Jazz-Platten bereits mitgetanzt und mitgesummt haben. Obwohl ich klassisches Klavier studiert habe und bei uns oben im Ausseerland mit der Volksmusik ganz nahe in Verbindung war, war es die Jazz-Musik, bei der ich hängen geblieben bin. Und sie ist bis heute meine große Liebe.

  • Schon ein Zeit'l her, 2004 war's, da ist die junge Sabine Kopmajer beim Jazzsommer Graz auf dem Programmzettel gestanden. Mit Stars wie Ibrahim Ferrer vom Buena Vista Social Club, Chick Corea, Dave Brubeck oder Dionne Warwick. Knieschlottern bei so viel Jazzgrößen gehabt?

Ich muss sagen, das war damals am Grazer Mariahilfer Platz wirklich mein erster großer Auftritt. Ich wurde von Erich Kleinschuster eingeladen. Als ich gehört habe, dass ich da dabei sein darf, war das so ein Ritterschlag für mich. Meine geliebte Jazz-Musik zu machen war damals schon etwas ganz Besonderes. Und dann auch noch in Graz, wo ich studiert habe. Alle meine Freunde, die Familie sind gekommen. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben.

  • Mittlerweile haben Sie in der internationalen Szene ja schon einen klingenden Namen. Wie sieht es in Österreich aus? Wie wichtig sind Ihnen Auftritte in der Heimat?

Ich glaube, es ist nicht falsch zu sagen, dass es die wichtigsten Auftritte sind. Wenn man dort, wo man lebt, ein Konzert spielt, ist es noch einmal ganz etwas anderes. Wenn ich in Asien ein Konzert habe, dann ehrt und freut mich das, dass ich als Österreicherin, als Steirerin dort spielen darf. Aber in der Heimat zu spielen, dort wo der Anker ist, der Hafen, wo die Familie lebt und wo man Kraft tankt, ist für mich das Schönste.

Sie zeigt es an: Die steirische Herzlichkeit gepaart mit dem unvergleichlichen Lebensgefühl zeichnen die Steiermark aus. | Foto: STG/Streibl
  • Sie zeigt es an: Die steirische Herzlichkeit gepaart mit dem unvergleichlichen Lebensgefühl zeichnen die Steiermark aus.
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  • Sie nannten einmal Ella Fitzgerald, Frank Sinatra und Jon Hendricks als ihre großen Vorbilder. Wen von diesem Trio hätten Sie am liebsten getroffen?

Ella Fitzgerald. Ich habe auch meine Diplomarbeit über sie geschrieben. Ich verehre sie, vor allem auch wegen diesem Scat-Gesang, den sie so meisterhaft beherrscht wie keine andere. Aus diesem Grund liebe ich Ella Fitzgerald. Das wäre so "die" Jazz-Legende.

  • Mit wem von den noch lebenden Legenden würden Sie gerne einmal auf der Bühne stehen?

Da gibt es ganz, ganz viele. Ganz lustig wäre sicher Michael Bublé.

  • Ihr Beruf ist sehr reiseintensiv: Wie sehr freut man sich da immer aufs Heimkommen?

Schon sehr, das ist ganz wichtig. Wieder Kraft tanken, das erdet. Das ist für mich ein Rückzugsort, ein Ort, wo ich nur ich sein kann, wo ich meine Lieder schreibe, wo ich mich mit meiner Musik weiterentwickeln kann. Wo ich immer wieder Neues kennenlernen darf. Dazu ist für mich die Natur wichtig. Ja, einfach alles was die Steiermark bietet.

  • Welchen Blick haben Sie auf die steirische Jazz-Szene?

Einen guten. Ich habe in Graz studiert, ich durfte bei vielen tollen Lehrerinnen und Lehrern Unterricht nehmen. Und ich bin so stolz auf die Jazz-Musikerinnen und -Musiker, auf die ich auch im Ausland angesprochen werde. Ich hatte viele tolle Studienkolleginnen und -kollegen, deren Weg ich auch jetzt noch weiterverfolge und ich mir denke – wow – das ist toll, wir haben zusammen studiert und jetzt sieht man, was aus ihnen wurde. Es gibt eine rege Jazz-Szene. Bei den Konzerten damals beim Jazz-Sommer in Graz wurde etwas geboten, was man als Studentin oder Student sonst nicht gehört hätte – etwa eine Dee Dee Bridgewater oder Monty Alexender. Das hat mich sehr geprägt, mir geholfen und mich inspiriert. Die Jazz-Szene in der Steiermark ist ganz, ganz wichtig.

  • Ihr neuestes, übrigens sehr beeindruckendes Album „With Love“ erfreut mit Klassikern des Jazz. Warum die alten Hadern?

Ja, warum die alten Hadern? Ich liebe die alten Hadern. Immer wenn ich an einem neuen Album arbeite, schreibe ich mir so 20, 25 Lieder zusammen. Über die letzten zwei Jahre habe ich mir da Songs zusammengeschrieben, die mir gut gefallen haben. Etwa wenn es mich als Sängerin, als Musikerin geprägt hat. Und da bin ich im Laufe der Arbeit draufgekommen, dass es eigentlich immer um die Liebe geht. Und da habe ich mir gedacht, das wäre eigentlich ein schönes Motto. Ohne Liebe geht nichts. Deshalb ist es „With Love“ geworden. Und diese alten Hadern habe ich schon als Kind gern gehört und deshalb habe ich sie jetzt erstmals aufgenommen.

  • Wohin verschlägt es Sie, wenn Sie im Land sind und Luft haben?

Natürlich raus in die Natur. Ich liebe es, rauszugehen, deshalb lebe ich hier am Land. Ich fahre aber auch gerne in die Landeshauptstadt Graz. Es gibt die verschiedensten Orte, die mir Kraft geben, wo ich mit der Familie gerne hinfahre. Im Sommer zu den Badeseen, im Winter Skifahren. Die Steiermark bietet eigentlich alles.

  • Fühlen Sie sich als Künstlerin in der Steiermark gut aufgehoben?

Ja, eigentlich mittlerweile sehr gut.

  • Sie stammen aus dem Ausseerland, da ist die Tracht ein Bestandteil der Identität. Wann sieht man sie heute noch im Dirndlkleid?

Schwierig. Ich muss zugeben, dass ich es sehr selten anhabe. Es passt einfach für mich beruflich nicht so gut dazu. Aber das soll nichts heißen. Das letzte Mal habe ich es beim "Aufsteirern" in den Kasematten in Graz getragen. Ich fühle mich sehr wohl in der Tracht. Ich liebe es, sie zu tragen. Ich sollte sie vielleicht wieder öfter anziehen.

  • Wenn Sie Menschen, die noch nie in der Steiermark waren, fünf Orte nennen müssten, die sie gesehen haben sollten – wie würden Ihre Empfehlungen lauten?

Natürlich das Ausseerland, das wäre mir am wichtigsten. Der Ödensee, also im Ausseerland kann man eigentlich alle möglichen Platzerl abfahren. Die Seen, der Loser. Hier gefällt mir sehr gut die Riegersburg und bei der Schokofabrik Zotter mache ich dann mit den Kindern auch immer einen Stopp. Das ist für mich ein wichtiger Platz. Dann noch Pöllauberg und die Burg Obervoitsberg. Und der Grüne See.

  • Was sagen eigentlich Ihre Kinder zu Ihrer Profession. Ist da auch schon musikalisches Blut in den Adern?

Ich spüre, dass sie sich sehr für Musik interessieren. Wir nehmen das ganz locker. Wir spielen zu Hause immer Musik, wir haben einen großen Musikraum, wo ein Klavier, ein Schlagzeug, eine Gitarre sind. Also wir haben alle Möglichkeiten. Die Kinder hören den ganzen Tag Musik – auch wenn es in diesem Fall oft Jazz-Musik ist. Sie zeigen schon Interesse, eine lernt sogar schon Klavier. Wir werden sie natürlich unterstützen, wenn sie in diese Richtung gehen möchten.

  • Sind Sie da kritisch?

Ja, natürlich schon. Da werden sie es nicht so leicht haben mit mir … (lacht).

Wordrap:

Ihr Lebensmotto?
Mit Leichtigkeit lebt es sich besser.

Irdisches Glück?
Familie.

Hauptcharakterzug?
Großzügig, ungeduldig.

Gab oder gibt es ein Vorbild?

Ella Fitzgerald.

Ihr größter Fehler?
Gibt es keinen, ich bereue nichts.

Welche Gabe möchten Sie haben?
Fliegen können.

Lieblingsbuch?
Der Alchimist.

Lieblingsmaler?
Van Gogh.

Lieblingsessen?
Backhenderl.

Typisch steirisch?
Der Erzherzog-Johann-Jodler (Sie stimmt das Lied an.)

Das grüne Herz bedeutet für mich?
Heimat.

Das Interview wurde im Rahmen der Kooperation "Botschafter mit Herz" vom Steiermark-Standortmarketing zur Verfügung gestellt.

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