Hilfe für betroffene Eltern
Interaktive Online-Karte für Sternenkind-Eltern

Nach den Tagen der stillen Geburt, der Entlassung aus dem Krankenhaus, fallen Sternenkind-Eltern oft in eine Zeit des Schweigens. Dem soll eine virtuelle Österreichkarte Abhilfe schaffen. | Foto: pixabay
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Es ist ein Tabu, über das nur die wenigsten sprechen: Der Verlust eines Kindes vor, während oder kurz nach der Geburt trifft Eltern immer unerwartet und mit unmenschlicher Härte. Das Grazer Paar Rainer und Vera Juriatti, selbst mehrfach Sternenkind-Eltern, haben ihren Schmerz in Büchern aufgearbeitet und nun die erste österreichische interaktive Sternenkind-Karte gestartet.

GRAZ. Aus dem eigenen Schicksal heraus hat das Grazer Ehe- und Elternpaar Vera und Rainer Juriatti öffentlich damit begonnen, das Tabu-Thema Sternenkinder öffentlich aufzuarbeiten. In der Folge sind Vorträge, Initiativen und Bücher entstanden. Nun haben die beiden eine eigene Website als Hilfestellung für Sternenkind-Eltern gestartet. Diese österreichweit interaktive Online-Karte soll als Kompass für betroffene Eltern direkt nach dem Verlust oder auch noch Jahre danach dienen. "Sternenkind-Eltern bleiben einsam. Da sind keine Geschichten, die sie mit anderen teilen können. Zumeist bleibt das verstorbene Kind für Außenstehende etwas Abstraktes. Nach den Tagen der stillen Geburt, der Entlassung aus dem Krankenhaus, fallen Sternenkind-Eltern somit oft in eine Zeit des Schweigens", erklären die Initiatoren ihre Beweggründe.

Rainer und Vera Juriatti wollen anderen Betroffenen Mut machen und sagen, dass es in Ordnung ist zu trauern. Nun haben sie eine österreichweite interaktive Online-Karte für Sternenkindeltern gestartet. | Foto: Prontolux
  • Rainer und Vera Juriatti wollen anderen Betroffenen Mut machen und sagen, dass es in Ordnung ist zu trauern. Nun haben sie eine österreichweite interaktive Online-Karte für Sternenkindeltern gestartet.
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Unter www.mein-sternenkind.net finden Betroffene und Angehörige österreichweit gesammelte Adressen der Hilfestellung durch Expert:innen. Die Plattform liefert Adressen für Rückbildungskurse nach einer Schwangerschaft, für Hilfestellungen bei Geschwistertrauer sowie Gruppenangebote und individuelle Begleitung für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt. Schließlich finden sich auch noch Anlaufstellen für Gedenkorte und spezielle Bestatteradressen.

„Es gelingt mir noch heute, durch einige wenige Bilder, die ich geistig wachrufe, auch die körperlichen Beklemmungen wieder zu wecken. Auch das ist das Bindemittel der Erinnerung.“
Vera Juriatti über die lebenslange Erinnerung

Die Online-Karte ist trotz intensiver Recherchen lange noch nicht vollständig. Daher sind Expert:innen und speziell Sternenkindeltern und -angehörige dazu aufgerufen, sich eintragen zu lassen. „Wir möchten gerne eine möglichst perfekte Drehscheibe der Hilfestellung werden“, betont Vera Juriatti, selbst Kinderkrankenschwester und Sternenkindautorin, „um Sternenkindeltern eine angemessene und wichtige Stütze zu bieten“. Die Seite ist also als "work in progress" zu sehen und wird laufend aktualisiert

"Bald dreißig Jahre nach meinem letzten, dem fünften Sternenkind, bleiben da diese tanzenden, schmerzvollen Flocken, die immer noch vom Himmel fallen. Sie sind geblieben", zitiert Vera Juriatti aus ihrem aktuellen Buch.
 | Foto: Juriatti
  • "Bald dreißig Jahre nach meinem letzten, dem fünften Sternenkind, bleiben da diese tanzenden, schmerzvollen Flocken, die immer noch vom Himmel fallen. Sie sind geblieben", zitiert Vera Juriatti aus ihrem aktuellen Buch.
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Literarische Aufarbeitung

Sowohl Vera als auch Rainer Juriatti haben ihr Schicksal und ihre Erfahrungen daraus zu Papier gebracht. Bereits vor zwei Jahren hat Vera Juriatti mit „Leon & Louis oder: Die Reise zu den Sternen“ ein Buch zur Geschwistertrauer veröffentlicht. Nun ist mit „Zwei Minuten nur“ eine Kürzestessay-Sammlung erschienen. Darin geht die Autorin der Frage nach „hast du mal eine Minute?“. Die Frage nämlich signalisiert, dass es sich um etwas Wesentliches handeln muss, schreibt die Autorin im einleitenden Text zum Buch. Daraus können dann zwei oder mehr Minuten werden. „Wir erlauben uns viel zu selten“, so die Autorin, „über unsere verstorbenen Kinder zu sprechen“. Dazu möchte sie mit ihrem Buch ermutigen.

„Zwei Minuten nur“ erscheint am 26. April, dem 27. Sterbetag eines ihrer fünf Sternenkinder. „So wird der traurige Tag“, meint Vera Juriatti, „mit einem weiteren für mich wichtigen Ereignis belegt und ich hoffe, das Buch begleitet Frauen, die mit dem Tod ihres Kindes konfrontiert sind, ein Stück ihres schweren Weges“. Denn eines weiß die Autorin mit Gewissheit: „Was am Ende bleibt, nennt man Liebe.“

Zur Karte: www.mein-sternenkind.net

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