Weltfrauentag
Wie sich Frauen in der Landwirtschaft emanzipieren

Vizepräsidentin Maria Pein (3.v.r.) und Landesbäuerin Viktoria Brandner (3.v.l.) mit Martina Kiefer (links), Jenifer Pöschl (2.v.l.), Elisabeth Flucher (2.v.r.) und Beate Horvatek (rechts) | Foto: LK Steiermark/Danner
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  • Vizepräsidentin Maria Pein (3.v.r.) und Landesbäuerin Viktoria Brandner (3.v.l.) mit Martina Kiefer (links), Jenifer Pöschl (2.v.l.), Elisabeth Flucher (2.v.r.) und Beate Horvatek (rechts)
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Die Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer Maria Pein rief mit Blick auf den Weltfrauentag am 8. März dazu auf, dass sich Bäuerinnen selbstbewusst in der Öffentlichkeit präsentieren, auch um als Vorbild für andere zu agieren.

STEIERMARK. Den heurigen Weltfrauentag (8. März) hat die Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer Maria Pein zum Anlass genommen, Bäuerinnen in der Steiermark dazu aufzurufen, ihre Leistungen und ihr Können selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Immerhin schaffen Bäuerinnen vielfach neue Betriebsstandbeine und sind für einen großen Teil des Betriebserfolges auf den Höfen mitverantwortlich. 

"Das Ausverhandeln der gleichberechtigten Rollen und Selbstermächtigung ist vielfach nicht einfach, erfordert Mut und Zähigkeit, ist durchaus auch mit Rückschlägen verbunden, aber zur Erreichung der Gleichstellung extrem wichtig."
Maria Pein, Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer

Vor allem junge Bäuerinnen, die vielfach auch Quereinsteigerinnen sind, seien wichtige Mutmacherinnen für andere, weil sie entschlossen althergebrachte Rollenstereotype in der Landwirtschaft aufbrechen und abschütteln.

Verlässliche Entlastung ein Muss

Dass die Bäuerinnen und Frauen verlässliche institutionelle Entlastungen bei der Kinderbetreuung und Altenpflege brauchen, unterstreicht Maria Pein. Und weiter: "Für eine Rückkehr gut ausgebildeter Frauen auf den Bauernhof sowie das 'Dableiben am Land' sind diese Voraussetzungen unabdingbar. Ich wünsche mir, dass die Frauen diesbezüglich von den Kommunen noch besser gehört werden." Das bekräftigt auch die Landesbäuerin Viktoria Brandner: "Soziale Absicherung darf nicht auf der Strecke bleiben."

Herbstkampagne der Bäuerinnen

Unter dem Motto "Plötzlich Bäuerin – was jetzt?" kommt das Thema heuer auch in einer Herbstkampagne der steirischen Bäuerinnenorganisation zum Tragen. "Nichts ist im Falle eines Schicksalschlags schlimmer, als zu bemerken, dass das soziale Fangnetz teilweise oder sogar zur Gänze fehlt. Wir wollen bei zahlreichen Veranstaltungen vor allem junge Bäuerinnen und Quereinsteigerinnen ansprechen und gemeinsam rechtliche und sozialrechtliche Bestimmungen erörtern", beschreibt Viktoria Brandner das Ziel der Kampagne. 

Außerdem soll eine Broschüre die rechtlichen und sozialrechtlichen Vorschriften und Druckstellen zusammenfassen und Ansprechstellen sowie Ansprechpartnerinnen und -partner auflisten. Im Sinne von Empowerment setzt sich die Bäuerinnenorganisation für mehr Frauen in den bäuerlichen Gremien ein. Brandner: "Wir fordern, dass die agrarischen Gremien mit einem Frauenanteil von 30 Prozent besetzt werden." Immerhin üben rund 30.000 Frauen in der Steiermark den Beruf Bäuerin aus, etwa 38 Prozent davon sind auch Betriebsführerinnen. 

Martina Kiefer (l.), Jenifer Pöschl (2.v.l.), Elisabeth Flucher (2.v.r.) und Beate Horvatek (r.) erzählen von ihren Ideen und Erfolgsgeschichten in der Landwirtschaft. | Foto: LK Steiermark/Danner
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Starke Frauen in der Landwirtschaft

Dem oben genannten Aufruf der Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein sind allen voran vier Damen gefolgt, die stolz von ihren Plänen und Erfolgsgeschichten in der Landwirtschaft erzählen. 

Elisabeth Flucher aus Feldbach übernimmt mit August 2024 den elterlichen Hof. Um den auf Tierhaltung mit Mangalitza-Schweinen, Legehennen, Ziegen sowie auf Brotgetreideanbau ausgerichteten Direktvermarktungsbetrieb weiterführen und um neue Standbeine erweitern zu können, will sie die Spielregeln am Hof neu gestalten. So setzt sie vor allem auf einen wertschätzenden Umgang miteinander und eine angemessene Work-Life-Balance, "um den Kopf wieder frei zu kriegen". Dem Ziel, vermehrt auf die psychische und physische Gesundheit Acht zu geben, spielt sie damit ebenso in die Karten. 
Außerdem plant sie, die Türen ihres Hofs für die Bevölkerung zu öffnen. So sollen verzerrte Bilder über die Landwirtschaft zurechtgerückt werden, indem sie etwa Schülerinnen, Schülern und Familien zeigt, wie die Bewirtschaftung der Äcker und die Landwirtschaft generell in der Realität funktioniert. Und Interessierte sollen eingeladen werden, gemeinsam Lebensmittel herzustellen, um für deren Wert zu sensibilisieren.

Beate Horvatek aus Semriach bricht mit ihrer Arbeit Klischees auf. Sie hat zwei Studien hinter sich, arbeitet eigentlich als Lehrerin und ist in drei Vereinen in der Gemeinde tätig. Nebenher betreibt sie einen Bauernhof mit Mutterkühen, Ziegen, Legehennen und Gänsen. „Als Betriebsführerin kann ich meine eigene Chefin sein“, sagt die Mutter einer Tochter, die sich bewusst für den Beruf Bäuerin am Schusterhanshof entschieden hat. Aktuell errichtet Beate Horvatek einen Tierwohlstall, um Kindergartenkindern, Schülerinnen, Schülern und Familien zu zeigen, wie Joghurt, Käse, Fleischprodukte und Brot hergestellt werden. Kleineren Gruppen an Urlaubsgästen und Tagesgästen wird sie künftig Frühstück anbieten, somit eine Brücke zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft schlagen und gleichzeitig ihr Ernährungswissen weitergeben. "Mir geht es darum, dass die Bevölkerung wieder mit der Landwirtschaft in Verbindung kommt", so Horvatek.

In St. Martin im Sulmtal ist Martina Kiefer als Bäuerin tätig. Sie verbrachte mehrere Jahre in Wien, entschloss sich letztendlich aber für die Rückkehr ans Land: "Ursprünglich komme ich von einem Bio-Milchviehbetrieb aus Murau. Ich bin dann vor fast zehn Jahren für’s Studieren an der Universität für Bodenkultur nach Wien gegangen, wo ich als Diplomingenieurin der Agrar- und Ernährungswirtschaft abschließen durfte. Parallel zum Studium hatte ich Jobs als Pressesprecherin der bäuerlichen Interessenvertretung und später als Chefin vom Dienst bei der größten Agrarzeitung Österreichs. Trotz attraktiver Jobangebote und einem großen Freundeskreis in Wien habe ich mich für die Rückkehr aufs Land entschieden. Ausschlaggebend dafür war einerseits mein Mann, mit dem ich gemeinsam auf einem Ackerbau- und Forstbetrieb im Sulmtal leben und arbeiten darf. Andererseits sind es die direkten öffentlichen Zugverbindungen nach Graz, eine Homeoffice-Möglichkeit im Job und eine respektvolle Familie sowie Dorfgemeinschaft, die mich sehr herzlich aufgenommen haben."

Ein Beispiel, wie das Lebens als Quereinsteigerin in der Landwirtschaft funktionieren kann, ist Jenifer Pöschl aus St. Marein/Graz. Als ausgebildete Diplomkrankenschwester, Ernährungspädagogin und Ernährungstrainerin hat sie sich bewusst für die Landwirtschaft entschieden, um die Vorzüge von regionalen und saisonalen Lebensmitteln an die Bevölkerung weiterzutragen. Die vielfach fehlende Wertschätzung, die Wetterabhängigkeit und die geringen Produktpreise trotz enormer Arbeitsleistung, sind für sie als Bäuerin besonders große Herausforderungen. „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel und hoffe, dass dadurch ihr Wert steigt und faire Preise bezahlt werden“, so Pöschl. Und weiter: „Wir brauchen ein entsprechendes Einkommen, um als Familienbetrieb unser Auskommen zu finden.“ Zu groß seien der wirtschaftliche Druck und die harte Arbeit in der Landwirtschaft. 

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