Lieferengpässe bei Arzneien
Ärzteschaft will Medikamente selbst ausgeben

Geht es nach der steirischen Ärztekammer, sollen Medikamente nicht nur in den Apotheken ausgegeben werden. | Foto: RegionalMedien
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Aufgrund des Mangels an verschiedenen Medikamenten in den Apotheken sprechen sich die steirischen Ärztinnen und Ärzte jetzt für die Abgabe von Arzneien in den Praxen und bei Hausbesuchen aus. Sie wollen die rasche Hilfe für Patientinnen und Patienten garantieren und die Apotheken unterstützen.

STEIERMARK. Wie auf MeinBezirk.at berichtet, sorgen der steigende Bedarf sowie Schwierigkeiten bei den Lieferketten in der Steiermark für Lieferengpässe bei verschiedenen Medikamenten. Die steirische Ärztekammer nimmt die haarige Situation zum Anlass, um für die Abgabe von Medikamenten in den Ordinationen oder bei Hausbesuchen zu plädieren. Die steirische Apothekerkammer hält, gelinde gesagt, nicht viel von dem Vorstoß der Ärztekammer.

"Weg in die Apotheke ersparen"

Wenn Ärztinnen und Ärzte ihren Patientinnen und Patienten wichtige Medikamente gleich direkt geben würden, könnten sie diesen den oft weiten Weg in eine Apotheke ersparen und würden aber auch den Apotheken das Leben leichter machen, so die Begründung in einer Aussendung der Ärztekammer für Steiermark. Denn die Apotheken müssten nach eigenen Angaben derzeit wegen Lieferengpässen viel Zeit dafür aufwenden, um ein passendes Medikament zu finden.

Ersatzprodukte sind da, aber bei Menschen, die ihre Medikamente jahrelang nehmen, löst es ein gewisses Unbehagen aus, wenn wenn ein Präparat plötzlich anders aussieht. | Foto: Unsplash
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Der § 57 des Ärztegesetzes sehe vor, dass Ärztinnen und Ärzte in dringenden Fällen notwendige Arzneimittel für ihre Patientinnen und Patienten vorrätig halten. Der steirische Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Vizepräsident Dietmar Bayer, sieht in der Abgabe von Medikamenten in den ärztlichen Ordinationen eine wichtige Hilfe für die Patientinnen und Patienten, die sich so "den gerade in ländlichen Gegenden oft sehr weiten Weg in eine Apotheke ersparen, aber auch eine Unterstützung für die Apotheken, die sich immer wieder darüber beklagen, dass sie Medikamente nicht auf Lager halten können".

Infektionen eindämmen

Der steirische Obmann Dietmar Bayer unterstützt den Vorstoß der Bundeskurie der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer.: „Ärztinnen und Ärzte wissen, welche Medikamente ihre Patientinnen und Patienten in einer bestimmten Situation brauchen, sie sollten sie ihnen deswegen gleich geben können, in der Ordination, aber auch bei einem Hausbesuch."

Auch Infektionen könnten so eingedämmt werden, sagt der steirische Ärztekammer-Vizepräsident. Die sei gerade angesichts der Corona-Pandemie und besorgniserregender Influenza-Zahlen hilfreich. „Wenn Menschen nicht in die Apotheke fahren müssen, können sie auf dem Weg niemanden anstecken und sie können selbst nicht angesteckt werden.“

Johann Winkelmaier ist Stadtapotheker von Fehring und sieht in der Abgabe von Medikamenten keinen Bedarf an Unterstützung durch die Ärztinnen und Ärzte. | Foto: RegionalMedien
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Apotheken lehnen Hilfe "dankend" ab

Der Präsident der steirischen Apothekerkammer, Gerhard Kobinger, kann dem Angebot der steirischen Ärztekammer nichts abgewinnen. Er sieht in dem Vorstoß den kläglichen Versuch, die Diskussion über die Hausapotheken über die Hintertür vom Zaun zu brechen. "Wir Apothekerinnen und Apotheker sind die Arzneimittelfachleute", das Angebot der Ärztekammer lehnt er "dankend" ab. Der Begründung durch die Ärztekammer, die Apothekerinnen und Apotheker entlasten zu wollen, ringt ihm lediglich ein Schmunzeln ab. "Die Ärztinnen und Ärzte jammern durch die Bank, wie viel zu tun ist – und jetzt wollen sie das auch noch machen?!

Übrigens: Was Hausapotheken betrifft, ist Österreich europaweit führend. Von den 1.800 Hausapotheken in ganz Europa befinden sich 900 in Österreich. In Deutschland sei die Abgabe von Medikamenten in den Ordinationen sogar verboten. Die Diskussion über die Hausapotheken sei so entbehrlich, wie ein steirischer Kropf, so Kobinger.

Johann Winkelmaier, Stadtapotheker von Fehring, stößt ins selbe Horn: "Die Apothekerinnen und Apotheker bekommen von den Lieferengpässen oft gar nichts mit." Und im Fall des Falles sei man untereinander super vernetzt und könne sich so "gut untereinander drüberhelfen". Außerdem: "Wie die Apotheken müssten ja auch die Ärztinnen und und Ärzte von den Lieferengpässen betroffen sein", wundert sich Winkelmaier über die Argumente aus der Ärztekammer.

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