Tradition
Besondere Silvesterbräuche und wie sie begangen werden
Silvester und Neujahr sind Zeiten des Übergangs: Das alte Jahr wird verabschiedet und das neue - in der Hoffnung, es möge besser werden als das vergangene, - begrüßt. Volkskundlerin Eva Heizmann von der Volkskultur Steiermark verrät, welche Bräuche und Wünsche hierzulande Tradition haben.
STEIERMARK. Es geschieht meist mit viel Knall und Rauch, dass das alte Jahr verabschiedet und das neue willkommen geheißen wird. Außerdem dazu gehören unterschiedliche Orakelbräuche und natürlich Neujahrswünsche. MeinBezirk.at hat sich gemeinsam mit Volkskunde-Expertin Eva Heizmann angesehen, woher die typischen Silvesterbräuche eigentlich kommen und was sie bedeuten.
Am Anfang war ... der Papst
Eine jede Erklärung der Silvestertradition muss wohl bei ihrem Namensgeber beginnen: Als dieser gilt Papst Silvester, ein gebürtiger Römer, der am 31. Dezember 335 verstorben ist. Der Legende nach soll er den an Aussatz leidenden Kaiser nicht nur geheilt, sondern ebenso bekehrt und schließlich getauft haben. Sein "Markenzeichen" ist der Schlüssel, der symbolisch für das Schließen des alten und das Öffnen des neuen Jahres steht.
Lärm zur Abwehr von Dämonen
Typischerweise wird der Jahreswechsel im Brauchtum von verschiedenen Lärmelementen begleitet, sei es von Glocken und Musik oder auch vom Raketenschießen und -geknalle. Mittlerweile mögen diese Praktiken ein Ausdruck von Ausgelassenheit sein, ihren Ursprung haben sie allerdings in der Hoffnung, dadurch Dämonen abwehren zu können.
Daher ist bereits den ganzen Tag über erwartungsvoller Lärm zu vernehmen: Böllerschüsse, verschiedene Knall- und Feuerwerkskörper sowie schließlich die Kirchenglocken formieren sich gemeinsam zur silvestertypischen Klangwolke. Wenngleich die Kirchenglocken im ganzen Land läuten, gilt in Österreich nur eine als die "offizielle" Verkünderin des neuen Jahres: Diese Sonderstellung ist der Pummerin des Wiener Stephansdoms vorbehalten, deren Läuten um Null Uhr via Fernsehen und Radio übertragen wird. Ebenfalls zu Mitternacht ertönen die Klänge des Donauwalzers, die dazu einladen, ins neue Jahr "hinein zu tanzen".
Alpenländisches Räuchern
Ebenso der Abwehr von bösen Dämonen dienen die Rauch- bzw. Rauhnächte, also die Nächte zwischen dem 21. bzw. 25. Dezember und dem 6. Jänner. In diesen Nächten werden Haus und Hof ausgeräuchert und mit Weihwasser ausgesprengt, um einerseits zu reinigen und andererseits das Böse zu vertreiben. Als prominenteste Rauhnacht gilt wohl die Silvesternacht, weshalb am 31. Dezember auch heute noch vielerorts in Häusern, Wohnungen oder am Hof geräuchert wird.
Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft
Der Blick auf das kommende Jahr schließt stets den Wunsch und die Hoffnung mit ein, dass dieses besser werden möge als das vergangene. Damit in Verbindung stehen Orakelbräuche, wie beispielsweise das Bleigießen, das mittlerweile im Sinne der Umwelt vom Wachsgießen abgelöst wurde. Diese Tradition dient der Zukunftsschau, um einen Blick auf das nächste Jahr zu werfen und sich gewissermaßen schon auf kommende Herausforderungen und Freuden vorbereiten zu können.
Auch Neujahrwünsche, der Neujahrsgeiger und das Verschenken von Glücksbringern erklären sich aus diesem Wunsch und der Hoffnung, dass das nächste Jahr von Glück begleitet werde.
Glücksbringer
Konkrete Hinweise, ab wann die uns vertrauten Glückssymbole üblich wurden, finden sich in der Literatur zwar keine, allerdings kennt Volkskundlerin Eva Heizmann einige mögliche Ursprünge: Demnach soll etwa der Rauchfangkehrer deshalb zum Glücksbringer avanciert sein, weil ein verstopfter Rauchfang in vorigen Jahrhunderten einer Katastrophe gleichkam. War dies der Fall, konnte sich der angesammelte Ruß nämlich entzünden und so zu einem Rauchfang- bzw. Hausbrand ausarten. Der Rauchfangkehrer bedeutete in einem solchen Fall die Rettung - und brachte Glück ins Haus.
Für die Herkunft des Schweins als Glückssymbol sind dagegen zwei Erklärungen denkbar: Entweder leitet sich diese Bedeutung von einem alten Kartenspiel ab, bei dem auf der Ass-Karte eine "Sau" abgebildet war, oder sie stammt von dem alten Brauch, dass bei Schützenfesten als ironischer Trostpreis ein Ferkel verschenkt wurde.
Ebenso unklar ist, warum gerade der Fliegenpilz als giftiger Pilz Glück bringen soll. Allerdings könnte dies darauf zurückzuführen sein, dass sein Gift glückshaften Rausch und Halluzinationen auslösen kann. Gleichzeitig kann aber auch die Sichtung eines Fliegenpilzes einen Glücksfall bedeuten, da in dessen Nähe vielfach schmackhafte Pilze wie Steinpilze und co. wachsen. Der Marienkäfer gilt schließlich nicht nur aufgrund der symbolischen sieben Glückspunkte als Talisman, sondern auch deshalb, weil er als Bote der Mutter Gottes aufgefasst wird.
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