Große schützen Kleine
Der "tote Winkel" im Fokus eines Schulprojekts

Neues Schulprojekt (v. l.): Peter Spitzer, Elisabeth Fanninger, LH-Stv. Anton Lang und Holger Till | Foto: Resch/Land Steiermark
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  • Neues Schulprojekt (v. l.): Peter Spitzer, Elisabeth Fanninger, LH-Stv. Anton Lang und Holger Till
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Das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins "Große schützen Kleine" setzte sich intensiv mit dem Faktor "Toter Winkel und ähnliche Sichteinschränkungen" bei Unfällen im Straßenverkehr auseinander. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde das Schulprojekt "Augen auf die Straße - Ich seh', was du nicht siehst" für alle steirischen Schulen der 1. bis 6. Schulstufe entwickelt. Das Verkehrsressort des Landes Steiermark unterstützt dieses Projekt.

GRAZ. Für den Fokusreport "Sehen und gesehen werden - Unfälle im toten Winkel und aufgrund von Sichtbehinderungen" analysierte das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins "Große schützen Kleine" mit Unterstützung des Verkehrsressort des Landes Steiermark die Verkehrsunfallstatistik Österreichs der Jahre 2015 bis 2019. Über alle Altersgruppen hinweg ereigneten sich in Österreich 186.410 Verkehrsunfälle, bei denen 236.864 Personen verletzt wurden, und es gab 2.150 Todesfälle. 

Ein neues Schulprojekt

Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde das Schulprojekt "Augen auf die Straße - Ich seh', was du nicht siehst!" für alle Schulen der 1. bis 6. Schulstufe entwickelt. Sport- und Bewegungsübungen, Videos, Simulationen und Arbeitsblätter ermöglichen es Pädagoginnen und Pädagogen den Themenbereich "Sichteinschränkung" mit Übungen zum Perspektivenwechsel eindrücklich zu veranschaulichen und vielfältig in den Unterricht einfließen zu lassen.

Gerade im Winter ist der "tote Winkel" bei Fahrzeugen oft ein Problem. | Foto: unsplash/Tanner Boriack
  • Gerade im Winter ist der "tote Winkel" bei Fahrzeugen oft ein Problem.
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"Die Erhöhung der Verkehrssicherheit ist mir seit Jahren ein großes Anliegen", sagte Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang bei der Präsentation in Graz. "Es passieren leider immer noch zu viele Verkehrsunfälle. Es ist mir besonders wichtig, beim Bewusstsein für das richtige Verhalten im Straßenverkehr bei unseren Kindern und Jugendlichen anzusetzen."

Sehen und gesehen werden

Bei 21,5 Prozent aller Verkehrsunfälle, bei denen sogenannte ungeschützte Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer betroffen waren, spielte der Faktor "Sehen und gesehen werden" die entscheidende Rolle. Davon passierten 96 Prozent aufgrund des toten Winkels und nur vier Prozent aufgrund der schlechten Lichtsituation.

"Beim toten Winkel denken viele vermutlich sofort an einen Lkw, Bus oder Traktor. Der verletzende Unfallgegner war allerdings in 91 Prozent der Fälle ein Pkw", betont Holger Till, Präsident des Vereins "Große schützen Kleine". 57 Prozent der Unfälle passierten aufgrund von Sichteinschränkungen durch zu knappes Queren der Straße oder Bewegen neben dem Fahrzeug oder durch unbemerktes Vorbeigehen hinter dem reversierenden Fahrzeug. Bei 28 Prozent war der tote Winkel beim Linksabbiegen schuld, 11 Prozent beim Rechtsabbiegen. 

Fußgänger sind gefährdet

Der größte Teil der Unfälle passierte bei den 15- bis 19-Jährigen. Mit 36 Prozent sind Fußgängerinnen und Fußgänger an erster Stelle zu finden, dahinter folgen die Radfahrerinnen und Radfahrer (33 Prozent) und Mopeds (31 Prozent). Auch in Hinblick auf die tödlichen Verletzungen sind die Fußgängerinnen und Fußgänger am meisten gefährdet.

"Insgesamt besonders riskante Situationen sind das knappe Vorbeigehen und das Abbiegen der Fahrzeuge", erklärte Peter Spitzer vom Forschungszentrum. "Die meisten Unfälle im toten Winkel passieren innerorts bei Tageslicht und im ungeregelten Kreuzungsbereich."

Große schützen Kleine initierten ein Projekt bezüglich "Toter Winkel". | Foto: pixabay
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Um Unfälle im toten Winkel und aufgrund von Sichtbehinderungen entgegenzuwirken, empfehlen Peter Spitzer und sein "Große schützen Kleine"-Team die Erweiterung mit entsprechenden Ausbildungsinhalten in der schulischen Verkehrs- und Mobiliätserziehung, in der Ausbildung zur "Freiwilligen Radfahrprüfung" sowie in der Führerscheinausbildung.

Perspektivenwechsel

Basierend auf dieser Erkenntnis wurden in diesem Schulprojekt viele Übungen zum Perspektivenwechsel für den Unterricht in der Schule vorbereitet. Das neue Projekt "Ich seh', was du nicht siehst!" ist der dritte Teil der "Augen auf die Straße"-Serie für Schülerinnen und Schüler. "Kinder haben in diesem Alter noch Schwierigkeiten, den Blickwinkel eines anderen einzunehmen und sich in dessen Rolle hineinzuversetzen. Mit neun Jahren ist das Gesichtsfeld gegenüber dem eines Erwachsenen noch um ein Drittel eingeschränkt", ergänzt Spitzer. 

Ablenkung durch das Handy

Bei den Jugendlichen spielt die Ablenkung durch das Handy eine zunehmende Rolle. In Stresssituationen kann es zu einer Fokussierung der Aufmerksamkeit kommen wie zum Beispiel "Ich muss den Bus noch schnell erreichen" und das Verkehrsgeschehen rundherum wird "vergessen". Auch erwachsene Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sind oftmals durch das Handy abgelenkt

Die Toolbox zum Projekt "Augen auf die Straße - Ich seh', was du nicht siehst!" wird allen steirischen Pädagoginnen und Pädagogen der 1. bis 6. Schulstufe zur Verfügung gestellt. Sie beinhaltet ein Projekthandbuch mit Arbeitsblättern und Übungen zum Perspektivenwechsel, Kurzvideos mit Sport- und Bewegungsübungen, ein Übungsposter für das Klassenzimmer und eindrucksvolle Aufgaben zum Fokus "Toter Winkel und Sichtbehinderungen" auf der E-Learning-Plattform des Vereins.

"Wenn wir durch unseren Beitrag nur ein Kind vor einem Unfall bewahren können, so hat sich unsere Arbeit an diesem Projekt schon mehr als gelohnt."
Holger Till, Präsident von "Große schützen Kleine"

Den gesamten Fokusreport "Sehen und gesehen werden - Unfälle im toten Winkel und aufgrund von Sichtbehinderungen findest du hier.

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