Med Uni Graz forscht
Geschlechtsunterschiede bei Hirnerkrankungen

- Wie kleine Blutgefäße das Gehirn schädigen und warum Männer und Frauen unterschiedlich betroffen sind – das war Basis und Ergebnis zugleich der Forschung zu Hirnerkrankungen an der Medizinischen Universität Graz.
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Forschung und Medizin sind großteils auf Männer ausgerichtet – weil es Tradition hat, weil das immer schon so gemacht wurde. An der Med Uni Graz hat man herausgefunden, dass Hirnerkrankungen bei Männern und Frauen unterschiedlich sind. Dass es einen signifikanten Geschlechterunterschied gibt, wird der Forschung helfen.
STEIERMARK/GRAZ. Die zerebrale Mikroangiopathie, small vessel disease (kurz SVD), ist eine Krankheit, die die kleinen Blutgefäße im Gehirn betrifft. Sie ist eine der Hauptursachen für Schlaganfälle und kann das Gehirn langfristig schädigen. Forschende der Medizinischen Universität Graz haben in einer internationalen Studie herausgefunden, dass Männer und Frauen auf unterschiedliche Weise von dieser Krankheit betroffen sind.

- Daten von über 20.000 Patientinnen und Patienten wurden analysiert. Diese Daten stammen aus 38 verschiedenen Studien weltweit, unter anderem aus Graz
- Foto: Med Uni Graz/Wittmann
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Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft helfen, Schlaganfälle und andere Folgen von SVD besser zu verhindern und zu behandeln und die Ergebnisse an Prävention und Therapie anzupassen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht.
Warum SVD so gefährlich ist
SVD ist für etwa 20 Prozent aller Schlaganfälle verantwortlich, die durch Blutgerinnsel verursacht werden – sogenannte ischämische Schlaganfälle. Außerdem ist sie die häufigste Ursache für Hirnblutungen. Aber nicht nur akute Probleme wie Schlaganfälle hängen mit SVD zusammen: Sie kann auch das Risiko für Demenz im Alter erhöhen, weil sie die Durchblutung des Gehirns stört und dadurch das Gehirngewebe schädigt.

- Die Medizinische Universität Graz hat an Hirnerkrankungen geforscht: Unterschiede zwischen Mann und Frau können bei der Prävention und Therapie helfen.
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Um herauszufinden, wie SVD Männer und Frauen unterschiedlich betrifft, haben die Forschenden Daten von über 20.000 Patientinnen und Patienten analysiert. Diese Daten stammen aus 38 verschiedenen Studien weltweit, unter anderem aus Graz. Mithilfe von MRT-Bildern wurden typische Schäden untersucht, die durch die Krankheit entstehen. "Diese Patientinnen, Patienten hatten alle einen ischämischen Schlaganfall, also einen Schlaganfall durch die Verstopfung eines Gehirngefäßes, erlitten", sagt Thomas Gattringer, Leiter der Forschungseinheit "Pathomechanismen des Schlaganfalls".
Unterschiede bei den Gehirnschäden
Die Studie zeigte, dass Männer häufiger kleine Blutungen im Gehirn haben (sogenannte Mikroblutungen). Insgesamt hatten 28 Prozent der untersuchten Personen mindestens eine Mikroblutung, wobei Männer deutlich häufiger betroffen waren als Frauen.
Bei Frauen hingegen wurden häufiger Schäden in der sogenannten weißen Substanz des Gehirns festgestellt. Diese Schäden, sichtbar als "helle Flecken" auf MRT-Bildern, entstehen durch chronische Durchblutungsstörungen und können die Nervenverbindungen im Gehirn beeinträchtigen. Besonders auffällig war, dass Mikroblutungen bei Frauen mit einem höheren Sterberisiko verbunden waren – ein Risiko, das bei Männern mit ähnlichen Schäden nicht so stark ausgeprägt war.

- Die Ergebnisse helfen der Medizin, bei diesem Thema voranzukommen und entsprechend reagieren zu können.
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"Diese Ergebnisse legen nahe, dass Männer und Frauen unterschiedlich anfällig für bestimmte Schädigungsprozesse der Gefäße im Gehirn sind", fasst Simon Fandler-Höfler zusammen. Während Männer häufiger von Mikroblutungen und kleinen "Lakunen" (kleine Hirngewebeverletzungen) betroffen sind, zeigen Frauen eher Veränderungen in der weißen Substanz. "Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede und vor allem deren Verständnis könnten wichtige Impulse für die zukünftige Forschung und die daraus abgeleitete Entwicklung zielgerichteter Therapieansätze geben", so die Expertinnen und Experten.
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