AK-Studie
Personal im Gesundheits- und Sozialbereich stark überlastet

Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zeigt, dass das Personal im Gesundheits- und Sozialsektor psychisch und physisch überlastet ist. | Foto: pixabay/fernandozhiminaicela
4Bilder
  • Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zeigt, dass das Personal im Gesundheits- und Sozialsektor psychisch und physisch überlastet ist.
  • Foto: pixabay/fernandozhiminaicela
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Die Arbeiterkammer Steiermark präsentierte eine Studie, die zeigt, dass das Personal im Gesundheits- und Sozialsektor psychisch und physisch überlastet ist. Trotz vielfältiger Bemühungen in den vergangenen zehn Jahren seien Verbesserungen ausgeblieben. Die Arbeiterkammer fordert daher einen "mutigen Kraftakt der Politik in Bund und Land", damit das System nicht kippt.

GRAZ/STEIERMARK. Die Studie wurde im Frühjahr im Auftrag der Arbeiterkammer vom Grazer Forschungsinstitut „Interdisziplinäre Gesellschaft für Sozialtechnologie und Forschung – IGSF“ durchgeführt. Von den rund 60.000 steirischen Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich haben mehr als 8.600 oder 14,4 Prozent an der Umfrage teilgenommen.

Josef Pesserl (AK-Präsident), Patrick Hart (Geschäftsführer des Forschungsinstituts IGSF), Beatrix Eiletz (Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe) und Alexander Gratzer (Leiter der AK-Abteilung Gesundheit, Pflege und Betreuung) | Foto: AK/Selina Graf-Putz
  • Josef Pesserl (AK-Präsident), Patrick Hart (Geschäftsführer des Forschungsinstituts IGSF), Beatrix Eiletz (Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe) und Alexander Gratzer (Leiter der AK-Abteilung Gesundheit, Pflege und Betreuung)
  • Foto: AK/Selina Graf-Putz
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Die Studie zeigt, dass trotz zahlreicher Maßnahmen zur Verbesserung, die Burnout-Rate unter den Beschäftigten bedenklich hoch bleibt. Mehr als 41 Prozent der Beschäftigten erleben moderate, weitere knapp fünf Prozent schwere Burnout-Symptome. "Das sind Werte, die sich seit der vergleichbaren AK-Untersuchung im Jahr 2014 kaum verändert haben", betonte Studienautor Patrick Hart.

Viele Überstunden, Krank zur Arbeit

Parallel dazu arbeitet ein erheblicher Anteil der Belegschaft regelmäßig weit mehr als vertraglich vereinbart. Fast die Hälfte der Beschäftigten leistet bis zu zehn Überstunden monatlich, während ein weiteres Fünftel zwischen elf und 20 Überstunden angibt. Rund 85 Prozent der Beschäftigten sind im letzten Jahr zumindest einmal krank zur Arbeit gegangen. Die Hauptgründe dafür sind die Sorge um die Betreuten und die Solidarität mit Kolleginnen und Kollegen.

Nachdenkliches Detail der Studie: Ein Drittel der Befragten gibt an, dass sie sich nicht in der eigenen Einrichtung pflegen oder betreuen lassen würden. | Foto: PantherMedia/Peopleimages.jpeg
  • Nachdenkliches Detail der Studie: Ein Drittel der Befragten gibt an, dass sie sich nicht in der eigenen Einrichtung pflegen oder betreuen lassen würden.
  • Foto: PantherMedia/Peopleimages.jpeg
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Die Zukunftsaussichten innerhalb des Sektors sind laut Einschätzungen der Beschäftigten düster. Drei von vier Befragten befürchten, dass sich die Situation noch weiter verschlechtern wird. Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten denkt regelmäßig über einen Berufsausstieg nach. Knapp zehn Prozent der Befragten planen konkret, den Bereich in den nächsten Jahren zu verlassen. Hart: "Wenn das passiert, kollabiert das System."

Ungerechtigkeiten durch Pflegereform

Alexander Gratzer, Leiter der AK-Abteilung für Pflege und Betreuung, sprach über die Pflegereform und der damit verbundenen Entlastungswoche und dem Pflegebonus. Er betonte jedoch: "Viele Beschäftigte haben darauf keinen Anspruch, insgesamt sind 63 Prozent der Befragten mit den Vergabekriterien unzufrieden. Die Frustration hat dadurch zugenommen."

Für Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe, ist die Pflegereform "nur ein Reförmchen". | Foto: panthermedia/Alex Raths
  • Für Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe, ist die Pflegereform "nur ein Reförmchen".
  • Foto: panthermedia/Alex Raths
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger


Beatrix Eiletz
, Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe, bestätigte, dass die Reform eigentlich "nur ein Reförmchen" sei und zahlreiche Mängel in der Umsetzung aufweise. AK-Präsident Josef Pesserl forderte die Politik in Bund und Land zu einem Kraftakt auf, der „Rahmenbedingungen aufbaut, die es den Beschäftigten ermöglichen, dass sie ihre Arbeit bis zum gesetzlichen Pensionsalter ohne gesundheitliche Schäden verrichten können und dadurch beste Betreuung und Pflege für die Betroffenen bietet.“

"Keine Raketenwissenschaft"

Pesserl sagte, Änderungen seien „keine Raketenwissenschaft, es fehlt der politische Wille“. Der Vergleich zur Ausgangsstudie zeige, dass "zehn Jahre lang nur Wundpflaster aufgelegt wurden", eine Heilung aber ausblieb. Zum Schluss nannte der Präsident eine eindringliche Zahl aus der Studie, die alle Verantwortlichen aufrütteln solle: „Ein Drittel der Befragten sagt, dass sie sich nicht in der eigenen Einrichtung pflegen oder betreuen lassen würden.“

Das könnte dich auch interessieren:

Vermögenswerte und Schulden des Landes gestiegen
Starker Ausflugsverkehr am Pfingstwochenende
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Landeshauptmann Christopher Drexler holt Eh-renamtliche vor den Vorhang. Bis 20 Juni kann man jemanden nominieren, dessen Einsatz Anerkennung verdient" | Foto: Land Steiermark

Kommentar
Ehrenamt? Ehrensache!

Leistung und Sicherheit gehören zu den wichtigsten Grundsätzen unserer Politik. Das Ehrenamt bildet diese besonders gut ab. In Zeiten, in denen oft von Spaltung gesprochen wird, ist das ehrenamtliche Engagement vieler Steirerinnen und Steirer ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und das ‚Gute‘ in unserer Gesellschaft. Sie stellen das Gemeinwohl vor persönliche Befindlichkeiten, stärken mit ihrem Einsatz das Miteinander und übernehmen Verantwortung. Ob Rettung, Feuerwehr, Blasmusik oder...

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.