AK-Studie
Personal im Gesundheits- und Sozialbereich stark überlastet
Die Arbeiterkammer Steiermark präsentierte eine Studie, die zeigt, dass das Personal im Gesundheits- und Sozialsektor psychisch und physisch überlastet ist. Trotz vielfältiger Bemühungen in den vergangenen zehn Jahren seien Verbesserungen ausgeblieben. Die Arbeiterkammer fordert daher einen "mutigen Kraftakt der Politik in Bund und Land", damit das System nicht kippt.
GRAZ/STEIERMARK. Die Studie wurde im Frühjahr im Auftrag der Arbeiterkammer vom Grazer Forschungsinstitut „Interdisziplinäre Gesellschaft für Sozialtechnologie und Forschung – IGSF“ durchgeführt. Von den rund 60.000 steirischen Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich haben mehr als 8.600 oder 14,4 Prozent an der Umfrage teilgenommen.
Die Studie zeigt, dass trotz zahlreicher Maßnahmen zur Verbesserung, die Burnout-Rate unter den Beschäftigten bedenklich hoch bleibt. Mehr als 41 Prozent der Beschäftigten erleben moderate, weitere knapp fünf Prozent schwere Burnout-Symptome. "Das sind Werte, die sich seit der vergleichbaren AK-Untersuchung im Jahr 2014 kaum verändert haben", betonte Studienautor Patrick Hart.
Viele Überstunden, Krank zur Arbeit
Parallel dazu arbeitet ein erheblicher Anteil der Belegschaft regelmäßig weit mehr als vertraglich vereinbart. Fast die Hälfte der Beschäftigten leistet bis zu zehn Überstunden monatlich, während ein weiteres Fünftel zwischen elf und 20 Überstunden angibt. Rund 85 Prozent der Beschäftigten sind im letzten Jahr zumindest einmal krank zur Arbeit gegangen. Die Hauptgründe dafür sind die Sorge um die Betreuten und die Solidarität mit Kolleginnen und Kollegen.
Die Zukunftsaussichten innerhalb des Sektors sind laut Einschätzungen der Beschäftigten düster. Drei von vier Befragten befürchten, dass sich die Situation noch weiter verschlechtern wird. Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten denkt regelmäßig über einen Berufsausstieg nach. Knapp zehn Prozent der Befragten planen konkret, den Bereich in den nächsten Jahren zu verlassen. Hart: "Wenn das passiert, kollabiert das System."
Ungerechtigkeiten durch Pflegereform
Alexander Gratzer, Leiter der AK-Abteilung für Pflege und Betreuung, sprach über die Pflegereform und der damit verbundenen Entlastungswoche und dem Pflegebonus. Er betonte jedoch: "Viele Beschäftigte haben darauf keinen Anspruch, insgesamt sind 63 Prozent der Befragten mit den Vergabekriterien unzufrieden. Die Frustration hat dadurch zugenommen."
Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe, bestätigte, dass die Reform eigentlich "nur ein Reförmchen" sei und zahlreiche Mängel in der Umsetzung aufweise. AK-Präsident Josef Pesserl forderte die Politik in Bund und Land zu einem Kraftakt auf, der „Rahmenbedingungen aufbaut, die es den Beschäftigten ermöglichen, dass sie ihre Arbeit bis zum gesetzlichen Pensionsalter ohne gesundheitliche Schäden verrichten können und dadurch beste Betreuung und Pflege für die Betroffenen bietet.“
"Keine Raketenwissenschaft"
Pesserl sagte, Änderungen seien „keine Raketenwissenschaft, es fehlt der politische Wille“. Der Vergleich zur Ausgangsstudie zeige, dass "zehn Jahre lang nur Wundpflaster aufgelegt wurden", eine Heilung aber ausblieb. Zum Schluss nannte der Präsident eine eindringliche Zahl aus der Studie, die alle Verantwortlichen aufrütteln solle: „Ein Drittel der Befragten sagt, dass sie sich nicht in der eigenen Einrichtung pflegen oder betreuen lassen würden.“
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