Steirische Qualität
Trotz Potenzial: Nur wenig heimischer Fisch am Teller
Eine Woche Fastenzeit liegt schon hinter uns. Der Klassiker der Fastenküche ist auch in der Steiermark der Fisch – gut acht Kilogramm Fisch wird pro Kopf jährlich im Durchschnitt verspeist, doch nur 0,65 Kilo davon ist auch heimischer Fisch. Das muss nicht sein, immerhin hat die Steiermark hier viel zu bieten.
STEIERMARK. Alleine in der Steiermark gibt es 340 Mitglieder beim Teichwirteverband, die Karpfen und forellenartige Fische halten oder Angelteiche betreiben. Einst waren es sogar mehr, aber aufgrund der Probleme mit den Fischräubern in den letzten Jahren haben gut 60 Teichwirte aufgegeben und nicht mehr weitergemacht. Jährlich bringen die steirischen Karpfen- und Forellenzüchterinnen und -züchter im Schnitt 1.083 Tonnen Speisefische auf den regionalen Markt, was nahezu ein Viertel der gesamten österreichischen Produktion ausmacht.
Alle Teichwirte sind dabei
Das Potenzial könnte locker höher liegen, denn nur acht Prozent heimischer Fisch von den acht Kilogramm, die die Steirerin beziehungsweise der Steirer pro Jahr isst, landet auf dem Tisch. "Die Vielfalt und die Qualität sind da. Die Leute wollen weg von den Meeresfischen und das ist auch gut so", sagt Helfried Reimoser, Geschäftsführer des steirischen Teichwirteverbandes. In den Sommermonaten fragen seine Kundinnen und Kunden vor allem Forelle, Lachsforelle und Saibling nach und in der kalten Jahreszeit ist es "ganz klassisch der Karpfen, der wird frisch genauso gerne genommen wie geräuchert". Immer mehr Teichwirtinnen und -wirte – derzeit sind es 100 – setzen auf Direktverkauf ab Hof sowie auf Bauernmärkten. Sie bieten fangfrische Fische küchenfertig bis grätenfrei an.
Zur Regionalität greifen
Der Vorteil von heimischen Fisch liegt klar auf der Hand: Man weiß, woher er kommt, unterstützt dabei die Teichwirtinnen und -wirte – und, man kann nachfragen, was der Fisch bekommt, um wachsen zu können. Die heimischen Fische ernähren sich nämlich naturnah. Neben im Teich vorkommendem Futter wie Plankton und Insekten, fressen Karpfen zum Beispiel auch Gerste und Kernölkuchen, also Presskuchen aus der Kürbiskernölherstellung. Sie verbringen nach der Teichzeit zusätzlich zwei Wochen in der Frischwasserhälterung, wodurch das Fleisch fester wird und somit einen Qualitätsschliff erhält.
Schutz vor den Räubern
Große Sorgen machen den heimischen Teichwirtinnen und -wirten tierische Fischräuber wie Otter und Kormorane sowie die Folgen des Klimawandels. Die Fischräuber vernichten täglich 3.000 Kilogramm steirische Fische, pro Jahr plündern und töten sie eine Million Kilogramm Fische aus den steirischen Teichen und Gewässern wie Flüssen. "Wir schützen unsere Fische in den Teichen bestmöglich durch teure Zäune und Netze sowie kostspielige Überspannungen vor den Fischräubern. Doch die unmittelbaren Fischräuber-Schäden von zehn Millionen Euro im Jahr sind überdramatisch und für die Teichwirte nicht mehr verkraftbar", sagt Reimoser.
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