Wege aus der Abwärtsspirale
Über 250 Betten am LKH Graz bereits gesperrt

254 von 1.557 Betten an der Klinik in Graz sind derzeit aufgrund des Personalmangels gesperrt.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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  • 254 von 1.557 Betten an der Klinik in Graz sind derzeit aufgrund des Personalmangels gesperrt.
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"Es gelingt gerade nicht, die Situation zu verbessern, sondern es geht darum, die Abwärtsspirale zu stoppen, damit es nicht noch schlimmer wird", zeichnet Hellmut Samonigg, Rektor der Medizinischen Universität Graz, heute früh im Ö1 Morgenjournal ein düsteres Bild. Wie er selbst sagt, ist die Situation in den Spitälern in einzelnen Bereichen "besorgniserregend". 

STEIERMARK. Aufgrund des Personalmangels ist im Landeskrankenhaus Graz derzeit jedes sechste Bett gesperrt. Konkret können 254 von 1.557 Betten an der Klinik derzeit nicht belegt werden. Dabei liegt es laut Samonigg nicht an fehlenden Ärzten, sondern an Pflegepersonal. Als Grund dafür ortet er keinesfalls nur die zu niedrige Bezahlung. "Es ist auch ein finanzielles Thema, aber es gibt vor allem strukturelle und organisatorische Hintergründe", so Samonigg im Morgenjournal.

Der Rektor der Med Uni Graz Hellmut Samonigg beurteilt die Situation in den Spitälern in einzelnen Bereichen als "besorgniserregend". | Foto: Med Uni Graz/Lunghammer
  • Der Rektor der Med Uni Graz Hellmut Samonigg beurteilt die Situation in den Spitälern in einzelnen Bereichen als "besorgniserregend".
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Für den Zentralbetriebsratsvorsitzenden der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) Michael Tripolt ist das Gehalt schon ein wesentlicherer Faktor. "Ich sehe das etwas anders als der Rektor, die Entlohnung ist schon zentral. Es braucht aber auch Entlastung. Wir haben die Belagsdauern reduziert, d.h. wir behandeln mehr Patientinnen und Patienten als früher in kürzerer Zeit, dennoch muss die gleiche Leistung erbracht werden. Außerdem müsste die Dokumentation reduziert werden und eine bessere Koordination hergestellt werden", so Tripolt.

Es sind neun Prozent der Posten in der Pflege nicht besetzt, bei den Ärzten sind es acht Prozent. Es gibt bei beiden Berufsgruppen ein Problem, in der Diplompflege ist es nur etwas größer
Michael Tripolt, Zentralbetriebsratsvorsitzender KAGes

Ambulanzgebühr und Gehaltsverhandlungen 

Einig sind sich sowohl Simonegg als auch Tripolt, dass es einer bessere Regelung der Patientenströme bedarf. "Das System ist enorm belastet, da es im niedergelassenen Bereich zu wenig besetzte Ordinationen gibt", sagt der Med Uni Graz Rektor. "In den Ambulanzen ist dies tatsächlich ein Faktor. Die Einführung einer Ambulanzgebühr wäre hier eine gute Maßnahme der Lenkung", sagt Tripolt dazu. 

KAGes Zentralbetriebsratsvorsitzender Michael Tripolt: "Es braucht mehr Gehalt und Entlastung." | Foto: KAGes
  • KAGes Zentralbetriebsratsvorsitzender Michael Tripolt: "Es braucht mehr Gehalt und Entlastung."
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Am Montag haben die Gehaltsverhandlungen der KAGes für Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege, Medizinitechnische Dienste, Hebammen sowie sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Sicherheits- und Hilfsdienste gestartet. "Wir sind auf einem konstruktiven Weg, ich bin positiv gestimmt, dass sich etwas bewegt", so Tripolt. 

Podiumsdiskussion an der Med Uni Graz

Am Freitag, 28. April, findet am Campus der Med Uni Graz ab 14 Uhr eine öffentliche Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar – wie krank ist das steirische Spitalswesen tatsächlich?" statt. Hellmut Samonigg wird dabei unter anderen mit Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner Strauß, KAGes Vorstandsvorsitzenden Gerhard Stark oder dem Präsidenten der Ärztekammer Michael Sacherer über Wege aus der Abwärtsspirale diskutieren. Betriebsrat Tripolt dazu: Der Rektor will die Wahrheit finden, mir geht es um die Umsetzung von Maßnahmen. 

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