Wödsteira: Burgi Riegler
Von Mürzzuschlag in die Haubenküchen Torontos

Bereits mit neun Jahren hat sich Burgi Riegler in den Kopf gesetzt, Köchin zu werden. Fast 50 Jahre später bringt sie anderen das Kochen und Backen bei. | Foto: privat
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  • Bereits mit neun Jahren hat sich Burgi Riegler in den Kopf gesetzt, Köchin zu werden. Fast 50 Jahre später bringt sie anderen das Kochen und Backen bei.
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In unserer Serie "Wödsteira" übermitteln Auslandssteirerinnen und Auslandssteirer ihre Grüße in das grüne Herz Österreichs. Die gebürtige Mürztalerin Burgi Riegler ist mit nur 23 Jahren nach Kanada ausgewandert, um dort mit ihren Koch- und Backkünsten zu verzaubern. 

STEIERMARK. Nirgends mehr so richtig daheim zu sein. Dieses Gefühl kennt die 58-jährige gebürtige Mürzzuschlagerin Burgi Riegler sehr gut. Sie lebt seit ihrem 23. Lebensjahr in Kanada und hat sich damit einen Kindheitsheitstraum erfüllt. Aufgewachsen als mittleres Kind auf einem Bauernhof in Ganz bei Mürzzuschlag, hat sich die Auslandssteirerin bereits mit neun Jahren in den Kopf gesetzt, einmal die Welt sehen zu wollen und Köchin zu werden. Gesagt, getan. Mit 15 Jahren begann sie eine Lehre zur Köchin in einem Restaurant in Mariazell. "Das war wirklich eine harte Schule, vor allem für uns Mädchen", schildert Riegler.

Danach folgten einige Jahre auf Saison und schließlich ging es für sie ins Hotel Bristol in Wien, wo sie unter anderem unter Reinhard Gehrer arbeitete, der damals als Nummer 1-Küchenchef Österreichs galt. Nur wenige Monate später wurde jedoch Personal abgebaut und Riegler begann im nicht weniger renommierten Hotel Hilton unter Werner Matt zu kochen. Als schließlich eine Stelle als Patissière frei wurde, setzte sie alle Hebel in Bewegung, dort anfangen zu können. Nach einigen Stationen als Chef Patissière wurde der Wunsch, das Land zu verlassen größer - das eigentliche Ziel: die USA.

"Tagsüber habe ich mit dem Weltmeister im Strudelmachen gearbeitet, abends war ich dann am WIFI und habe die Ausbildung zur Konditorin nachgemacht."
Burgi Riegler, Auslandssteirerin

Burgi Rieglers Familie in der Heimat Mürzzuschlag  | Foto: privat
  • Burgi Rieglers Familie in der Heimat Mürzzuschlag
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"Es gibt nichts, was ich nicht kann"

Ein Arbeitskollege habe ihr dann irgendwann den Namen und die Telefonnummer eines Bekannten gegeben, der in Toronto gut geschultes Küchenpersonal aus Österreich gesucht hat. Drei Wochen später folgte die Zusage und ein Job im Luxushotel Fairmont Royal York im Herzen von Toronto. "Damals hat man sich das Niveau aus Österreich, Deutschland und der Schweiz ganz bewusst in die Küchen geholt." Im Rahmen dieser Tätigkeit lernt Riegler auch ihren heutigen Exmann Michael kennen, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn Daniel hat. Nachdem die Ehe scheiterte und ihr Mann untertauchte, übernahm Riegler kurzerhand die Vater- und Mutterrolle sowie die gesamte finanzielle Last der Familie.

Es folgten Jahre in denen Burgi Riegler für einen privaten Club als Patissière arbeitete und im Hintergrund ein eigenes Konditorin-Business aufzog. Sie caterte gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin bei großen "Functions" des Landes, unter anderem auch beim großen Neujahrskonzert in Toronto, was ihr auch regelmäßig Medienberichterstattung einbrachte. "Es lief wirklich großartig, doch als wir unser Geschäft dann aufgrund interner Differenzen schließen mussten, war ich eine zeitlang wirklich verloren." Aufzugeben kam für die junge Frau aber nicht in Frage.

Schließlich erfuhr sie von einer Stelle als Lehrerin an einem privaten College. Die vergangenen zehn Jahre bringt Riegler als "Culinary Instructor" anderen Menschen das Kochen und Backen bei - sieben Jahre im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms für "Troubled Youth", also für Jugendliche, die in Schwierigkeiten geraten sind. "Ich hatte auch immer einige mit Fußfesseln im Unterricht", schildert die Wahlkanadierin, "ich zeige ihnen nicht nur zu kochen und zu backen, ich gebe ihnen auch ein stückweit Lebensphilosophie mit." Heute lebt sie in Port Credit, einem Außenbezirk in Mississauga – ungefähr 20 Minuten von Toronto entfernt.


"Heimweh ist immer da"

"Es ist egal wie weit man wegfährt, wenn man älter wird, zieht es einen wieder heim, zurück zu den Wurzeln", beschreibt es Burgi Riegler. Das Heimweh sei immer da, zuerst wolle man weg und dann nur noch heim. "Ich fange bei Reinhard Fendrichs 'I am from Austria' zum Tanzen an. Ich verstehe jedes Wort, das er singt: 'I tanz den Walzer ganz allan' - und das seit 35 Jahren." Bis zur Pension möchte die gebürtige Mürztalerin noch in Kanada bei ihrer Familie bleiben, dann aber möchte sie wieder zurück in die Steiermark. "Im Herzen bin ich Österreicherin. Ich wollte eigentlich nie so lange im Ausland bleiben. Mein Sohn aber ist Kanadier - er hat seine Arbeit und seine Familie hier und wird wahrscheinlich nie nach Österreich ziehen."

Auch in der Pension will die 58-Jährige nicht ganz zur Ruhe kommen, sondern weiterhin anderen Menschen das Kochen beibringen oder sich für Menschen aus anderen Ländern einsetzen. Plan B wäre auch beim Bauernmarkt ihrer Schwester mitzuhelfen. "Ich werde sicher nie aufhören zu arbeiten, ich kann mir meine Pension nicht vorstellen, dass ich einfach nichts mehr tue." Körperlich fit hält sich Riegler übrigens mit einem ganz speziellen Hobby: Sie fährt Dragonboot. 

In ihrer Freizeit findet man die Auslandssteirerin am "Dragonboot". | Foto: privat
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Eine persönliche Videobotschaft der Auslandssteirerin:

Burgi Riegler im Steiermark-Rap

Dafür bin ich in der Küche bekannt:
    Apfelstrudel
Dein letzter Steiermarkbesuch:
    ... war zu Weihnachten – ich fahre zweimal im Jahr nach Hause.
Steirisch essen heißt für mich:
    Beuschel
Mein liebstes Dialektwort:
    Oachkatzlschwoaf - die Kanadierinnen und Kanadier schaffen es einfach nicht, es auszusprechen.
Diese Erinnerung verbinde ich mit der Steiermark:
    Unser Heimathaus, den Bauernhof, und die Berge
Diese Botschaft habe ich an die Steirerinnen und Steirer:
    Seid gut zueinander!

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