Helmpflicht oder Kurse?
Wie die Sicherheit bei E-Bikes erhöht werden kann
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) schlägt eine allgemeine Helmpflicht für E-Bikes vor. Demnach könnten österreichweit bis zu 300 Verletzungen an Schädel und Hirn pro Jahr verhindert werden. Präventiv – damit es erst gar nicht zu Unfällen kommt, werden in der Steiermark kostenlose E-Bike-Kurse angeboten.
STEIERMARK. E-Bikes erleben seit Jahren einen wahren Boom: Die elektronische Tretunterstützung erhöht allerdings nicht nur die Bequemlichkeit, sondern ermöglicht auch eine höhere Geschwindigkeit und bessere Beschleunigung. Dadurch ist die Unfall-Gefahr für Erwachsene spürbar gestiegen.
Das Durchschnittsalter der mit E-Bikes verunglückten Personen liegt laut dem KFV im Fünf-Jahresschnitt bei 55 Jahren. "Die meisten Erwachsenen haben das Radfahren noch mit herkömmlichen Fahrrädern gelernt, wobei E-Bikes schwieriger zu manövrieren sind. Wie KFV-Umfragen zeigen, sind die häufigsten Probleme beim Umstieg vom Fahrrad auf das E-Bike das höhere Gewicht, gefolgt vom anderen Bremsverhalten, dem höheren Tempo und generell die Bedienung", informiert Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit.
Elf Prozent sind Kopfverletzungen
Im Jahr 2023 wurden in Österreich rund 11.100 Personen beim Fahren mit dem E-Bike so schwer verletzt, dass sie im Spital behandelt werden mussten (davon 8.900 im Straßenverkehr). 19 Menschen sind nach einem Unfall mit dem E-Bike im Straßenverkehr sogar verstorben. Auch 2024 gab es bereits erste Todesfälle. Wie Befragungen in Spitalsambulanzen und Hochrechnungen durch das KFV zeigen, wurden elf Prozent der Verletzten in den letzten sieben Jahren bei E-Bike-Unfällen am Kopf verwundet und sieben Prozent erlitten Schädel- oder Hirnverletzungen. Aus diesem Grund fordert das KFV eine allgemeine Helmpflicht für E-Bikes.
Werner Madlencnik, Geschäftsführer der in Schladming ansässigen "Easy Drivers Radfahrschule", bietet steiermarkweit kostenlose E-Bike-Kurse an. Die Kooperation mit der Verkehrsabteilung des Landes stellt die Prävention in den Vordergrund. "Wenn sich eine Gruppe von mindestens zehn Personen bei uns anmeldet, kommen wir auch vorbei", betont Madlencnik, der mit seiner Firma der größte Anbieter von Radfahrkursen in der Steiermark ist. Bereits seit 2007, damals noch als Randsportart, bietet er E-Bike-Kurse an.
Kostenlose Kurse für alle Steirer
Die Diskussion um eine allgemeine Helmpflicht vergleicht er wie seinerzeit die Debatte um den Sicherheitsgurt. "Alles, was Verletzungen und Schmerzen reduzieren oder verhindern kann, ist sinnvoll. Unser Ansatz ist es allerdings, schon davor Schulungen anzubieten, um Unfälle zu vermeiden."
Obwohl es in der Steiermark das Angebot für kostenlose E-Bike-Kurse gibt, sei vor allem bei älteren Menschen die Hemmschwelle groß, diese auch zu absolvieren. "Jede und jeder weiß, dass es sinnvoll ist, aber viele fürchten sich, dass sie sich blamieren oder dass es Auswirkungen auf den Führerschein haben könnte", zählt Madlencnik einige Gründe auf.
Deswegen versuche man die Menschen über andere Wege zu erreichen, wie der Experte verrät. "Man muss Gruppen ansprechen: Seniorenverband, Kneippverein oder beispielsweise die Kegelrunde. Einzelpersonen erreicht man viel schwerer." Wenn sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer kennen, sei die Angst vor Fehlern geringer.
Technische Gegebenheiten kennenlernen
Die Kurse basieren auf drei Säulen: Kenntnis der Verkehrsregeln, Optimierung des Materials und Verbesserung des Eigenkönnens. Wobei laut Werner Madlencnik die Wichtigkeit des Materials häufig unterschätzt werde. Vor allem die "versenkbare Sattelstütze" nehme eine nicht zu unterschätzende Rolle für Anfängerinnen und Anfänger ein.
Hier geht's zum kostenlosen E-Bike-Kurs.
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