Erste Frau
Beatrix Karl bekleidet Vorsitz der Pädagogischen Hochschulen

"Es darf uns ja nicht egal sein, welche Lehrerinnen und Lehrer in unseren Klassen stehen, wer unsere Kinder und Jugendlichen unterrichtet", setzt die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark ein klares Ausrufezeichen hinter die Worte "qualitätsvolle Ausbildung". | Foto: Konstantinov
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  • "Es darf uns ja nicht egal sein, welche Lehrerinnen und Lehrer in unseren Klassen stehen, wer unsere Kinder und Jugendlichen unterrichtet", setzt die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark ein klares Ausrufezeichen hinter die Worte "qualitätsvolle Ausbildung".
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14 öffentliche und private Pädagogische Hochschulen gibt es in Österreich. Mit Beatrix Karl, der Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark, hat nun erstmals eine Frau den Vorsitz der österreichischen Rektorinnen- und Rektorenkonferenz und damit all dieser Hochschulen übernommen. Im Gespräch mit MeinBezirk.at spricht Karl über die anstehende Bildungsreform, die täglichen Herausforderungen im Klassenzimmer und wie sie die Expertise der Pädagogischen Hochschulen bestmöglich ins Rampenlicht rücken möchte.

STEIERMARK. Aufgabe der Pädagogischen Hochschulen ist es, angehende und bereits im Dienst stehende Pädagoginnen und Pädagogen aus-, fort- und weiterzubilden. Daneben forschen sie berufsfeldbezogen und beraten und begleiten Schulen. Somit sind sie eine wichtige Säule in der Bildung und Gesellschaft. All diese Funktionen und Qualitäten noch besser vor den Vorhang zu holen, hat sich die neue Vorsitzende der österreichischen Pädagogischen Hochschulen Beatrix Karl zum Ziel gesetzt. Wie dies gelingen kann, erzählt sie im Interview mit MeinBezirk.at.

Inwiefern sind Sie in Ihrer neuen Funktion an der Spitze der Rektorinnen- und Rektorenkonferenz schon angekommen? Wie war die Übergabe?

Beatrix Karl: Die Übergabe war sehr gut, muss ich sagen. Der Vorteil ist natürlich, dass ich die Rektorinnen und Rektorenkonferenz ja jetzt schon länger kenne, ich kenne das Gremium, kenne die Kolleginnen und Kollegen. Und weiß damit natürlich auch, was mich in dieser neuen Funktion erwartet. Wobei eigentlich weiß man bei solchen Funktionen nie ganz genau, was einen erwartet. Da kann es immer wieder Überraschungen, Herausforderungen geben, mit denen man nicht rechnet. Aber gerade das macht es ja so spannend.

Staffelübergabe: Beatrix Karl übernahm von Walter Vogel den Vorsitz der Pädagogischen Hochschulen Österreichs. | Foto: Konstantinov
  • Staffelübergabe: Beatrix Karl übernahm von Walter Vogel den Vorsitz der Pädagogischen Hochschulen Österreichs.
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Sie haben es angesprochen, die Kolleginnen und Kollegen, das sind die Rektorinnen und Rektoren der 14 anderen Hochschulen?

Genau, es gibt 14 pädagogische Hochschulen. Das sind vor allem öffentliche, aber auch private. Und diese 14 Rektorinnen und Rektoren sind alle Mitglieder dieser RÖPH (Rektorinnen- und Rektorenkonferenz der österreichischen Pädagogischen Hochschulen). Für die Steiermark wäre es die Pädagogische Hochschule Steiermark und die Private Pädagogische Hochschule Augustinum.

Sie haben vor, in den kommenden zwei Jahren, solange Sie in dieser Funktion sind, die Expertise der Pädagogischen Hochschulen vor den Vorhang zu holen, zu zeigen. Zunächst: Worin besteht diese Expertise? Und dann: Wie soll das gelingen?

Tatsache ist, die Pädagogischen Hochschulen sind noch nicht so bekannt wie Universitäten oder Fachhochschulen. Deshalb ist es mir wichtig, auch nach außen besser zu zeigen, was wir tun und was wir können. Wir bilden die Lehrerinnen und Lehrer aus, fort und weiter. Da geht es ja wirklich um etwas ganz, ganz Wichtiges. Es kann uns ja allen doch nicht egal sein, welche Lehrerinnen und Lehrer in unseren Klassen stehen, welche Lehrerinnen und Lehrer unsere Kinder und Jugendlichen unterrichten. Das sind wir nicht nur den einzelnen Personen schuldig, die wir aus, fort und weiter bilden, sondern auch der Gesellschaft insgesamt. 

"Die Pädagogischen Hochschulen sind bildungs- und gesellschaftspolitisch unverzichtbar."  | Foto: Konstantinov
  • "Die Pädagogischen Hochschulen sind bildungs- und gesellschaftspolitisch unverzichtbar."
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Und natürlich sind wir auch in der Forschung aktiv. Da ist es uns auch wichtig, dass unsere Forschungsergebnisse auch wirklich für die Praxis tauglich sind. Dass unsere Forschungsergebnisse in den Schulen ankommen und dort zu einer Verbesserung von Unterricht und Schule beitragen.
Und was wir auch vorhaben ist, uns aktiver zu bildungspolitischen Themen zu Wort zu melden und einzubringen.

Wie steht es denn um die Bildungspolitik in Österreich?

Bildungspolitik ist natürlich immer ein heißes Thema, und im Moment beschäftigen uns die anstehenden Veränderungen in der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Und da schauen wir natürlich auch, dass wir jetzt diesen Prozess natürlich gut begleiten können. Bekanntlich soll es neue Curricula geben, da ist es uns natürlich wichtig, dass wir an den Pädagogischen Hochschulen qualitätsvolle Curricula entwickeln, um auch wirklich eine qualitätsvolle Ausbildung garantieren zu können.

Stichwort Qualität. Was zeichnet jetzt Ihrer Meinung nach einen guten Pädagogen, eine gute Pädagogin aus? Was muss er oder sie mitbringen, um in der jetzigen Zeit mit vielfältigen Herausforderungen bestehen zu können?

Es sind natürlich große Herausforderungen und viele Veränderungen, mit denen Lehrerinnen und Lehrer in der Klasse immer konfrontiert sind. Und eines ist, glaube ich, ganz klar, bloß das Fachwissen alleine reicht da nicht. Da geht es um viel mehr, um diese sogenannten Social Skills, die man den Kindern vermitteln muss. Lehrerinnen und Lehrer müssen natürlich einmal gut ausgebildet sein. Das ist völlig klar. Aber sie müssen einfach auch motiviert sein. Sie müssen ihren Beruf gerne ausüben. Sie müssen ihren Beruf mit Begeisterung und Freude ausüben. Und sie müssen Kinder mögen. Das halte ich für ganz, ganz wichtig. Es geht auch darum: Kinder sollen ja nicht nur Fachwissen vermittelt bekommen. Sie sollen nicht nur ausgebildet werden, sondern sie sollen auch als Persönlichkeiten weiterentwickelt werden.

20.916 Personen haben im Studienjahr 2022/23 an den österreichischen Pädagogischen Hochschulen wie hier an der Pädagogischen Hochschule Steiermark studiert. | Foto: MeinBezirk.at
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Und ein wichtiger Punkt ist auch, dass man auch bereit ist, sich ständig fort- und weiterzuentwickeln. Damit man eben mit den gesellschaftlichen Entwicklungen, die die Kinder prägen, die den Schulalltag prägen, mithalten kann. Weil die Kinder verändern sich, die Gesellschaft verändert sich, die Einflüsse auf die Kinder und auf die Schule verändern sich. Und da kann es nicht sein, dass der Lehrer, die Lehrerin stehen bleibt und sich nicht mit verändert.

Gibt es eigentlich einen Aufnahmetest für das Studium?

Wir legen sehr großen Wert darauf, wirklich zu prüfen, ob jemand als Lehrer oder Lehrerin überhaupt geeignet ist. Es ist ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren und eine Stufe in unserem Aufnahmeverfahren, im Bereich der Primarstufe, ist auch ein persönliches Gespräch vor einer Kommission, wo wirklich auch geprüft wird, ob auch die Einstellung passt, ob wirklich diese Eignung für diesen so wichtigen Beruf auch tatsächlich vorliegt. Schon früh im Studium, nämlich im zweiten Semester werden die Studierenden auch in die Praxis geschickt.

Sie haben die Forschung angesprochen. Gibt es hier konkrete Beispiele, wie Forschung für den Schulalltag ausschaut?

Die Digitalisierung im Unterricht ist natürlich schon seit längerer Zeit ein großes Thema, da gibt es ja viele neue Tools, die auch zur Anwendung gelangen. Allerdings muss man schon sehr gut darauf schauen, wo macht es Sinn, solche digitalen Tools im Unterricht einzusetzen und wo nicht. Nicht alles, was digital ist, ist deshalb auch gleich super. Und man muss auch gut damit umgehen können. Aber da gibt es zum Beispiel schon ganz tolle Entwicklungen wie die Laptop-Klassen, wo die Kinder und Jugendlichen in ihrem eigenen Tempo sehr individualisiert arbeiten können.

"Ich will bekannt machen, wer wir sind, was wir tun und was wir können",  betont die neue Vorsitzende Beatrix Karl. | Foto: Konstantinov
  • "Ich will bekannt machen, wer wir sind, was wir tun und was wir können", betont die neue Vorsitzende Beatrix Karl.
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Jetzt geht es natürlich sehr stark auch um das Thema KI. Und da muss man natürlich in zwei Richtungen arbeiten. Zum einen geht es darum zu schauen, wie kann KI selbst in den Unterricht eingebaut werden? Aber andererseits, wie bringe ich den Kindern und Jugendlichen den richtigen Umgang mit KI bei?
Daneben wollen sich die 14 Pädagogischen Hochschulen einem gemeinsamen Forschungsthema widmen, eine gemeinsame Publikation auch machen und das soll dann auch in einer gemeinsamen Konferenz präsentiert werden. Ein weiterer Mosaikstein, um unsere Expertise vor den Vorhang zu holen. 

Blicken wir zwei Jahre in die Zukunft – solange dauert die Vorsitzperiode. Was soll bis dahin passiert sein?

Zum Einen, dass in der Öffentlichkeit bekannter ist, was Pädagogische Hochschulen tun und was sie können. Und zum Anderen, dass es gelingt, die neue Studienarchitektur sehr qualitätsvoll umzusetzen und damit eine hochqualitative Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen, also eigentlich in dem Fall der Lehrerinnen und Lehrer, zu garantieren.

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