Wolfsmanagement tritt in Kraft
Expertengruppe zu Abschussoptionen wird eingesetzt

- 20.000 Wölfe soll es mittlerweile in Europa geben. Ein spezieller Artenschutz ist laut Agrarlandesrat Hans Seitinger nicht mehr angebracht.
- Foto: pixabay
- hochgeladen von Vanessa Pichler
Nach einem aktuellen Wolfriss in der westlichen Obersteiermark: Das Land Steiermark erarbeitet eine neue Verordnung und eine Ankaufsförderung für Schutzzäune wird eingeführt. Von einer geforderten Abschussverordnung ist (noch) nicht die Rede.
STEIERMARK. Nachdem im Ennstal ein Wolf drei Schafe gerissen hat, ist zumindest in der Obersteiermark wieder eine Diskussion über legalisierten Abschüssen von sogenannten Problemwölfen entbrannt. Vom Ergebnis eines kleinen "Wolfsgipfel" in Graz zeigten sich die Ennstaler Bauernvertreter zwar nicht restlos überzeugt – gefordert wird eine "Entnahme" von Problemwölfen – aber es hat immerhin zu ersten konkreten Ergebnissen geführt.
Das Naturschutzressort des Landes Steiermark setzt nun eine Expertengruppe ein, die eine Verordnung für die Entnahme von Problemwölfen erarbeiten soll. Darüber hinaus werden Bäuerinnen und Bauern künftig bei Maßnahmen zum Herdenschutz besser unterstützt. Die Maßnahmen sollen bereits für den Großteil der heurigen Almsaison gültig sein.

- LR Hans Seitinger und LR Ursula Lackner präsentierten einen Maßnahmenplan zum Herden-Schutz gegen Wölfe.
- Foto: Land Steiermark
- hochgeladen von Markus Hackl
Wolf ist EU-weit geschützt
Der Wolf ist nach der europäischen Fauna‐Flora‐Habitat‐Richtlinie sowie sonstiger internationaler Übereinkommen und der nationalen Gesetze streng geschützt. Um den Umgang mit der Art zu regeln, hat das Land Steiermark bereits 2021 einen Wolfsmanagement-Plan erarbeitet, der die Gewährleistung einer möglichst konfliktfreien Koexistenz des Menschen mit dem Wolf unter Berücksichtigung der Interessen aller Betroffenen und der gesetzlichen Vorgaben regeln soll.
Da in anderen Bundesländern bereits vermehrt Risse auftreten und damit auch die Sorgen in der Steiermark wachsen, setzen Landesrätin Ursula Lackner und Landesrat Hans Seitinger nun weitere Schritte:
Eine Gruppe von Expertinnen und Experten wird eine Verordnung nach Kärntner Vorbild erarbeiten, die die Möglichkeiten zur Entnahme von Problemwölfen weiter präzisiert.
Damit Weidetiere besser geschützt werden können, wird eine Ankaufsförderung für Schutzzäune eingerichtet.

- Schafe hinter dem Herdenschutzzaun. Das Land Steiermark richtet eine Ankaufsförderung für Schutzzäune ein.
- Foto: Max Rossberg EWS
- hochgeladen von Magazin RegionalMedien Austria
„Die aktuellen Risszahlen in der Steiermark sind niedrig – dennoch nehme ich die Sorgen und Befürchtungen von betroffenen Interessensgruppen ernst. Denn wenn ein Wolf Schafe angreift, so sorgt das für viel Leid bei Tier und Mensch“, betont Landesrätin Ursula Lackner. Daher wird eine Expertengruppe eine Verordnung ausarbeiten, die die Entnahme von Problemwölfen konkret regelt. "Damit stellen wir sicher, dass adäquat reagiert werden kann, wenn die Risszahlen steigen sollten", so Lackner.
Damit einhergehend – der Wolf ist europaweit durch die FFH-Richtlinie geschützt – muss es somit aber auch im Sinne des Tierwohls Maßnahmen des Herdenschutzes in der Landwirtschaft geben, betont Lackner, „Denn es gilt, aufgrund des Schutzstatus Alternativmaßnahmen zu prüfen und zu setzen – wie es auch bereits in anderen Bundesländern erfolgt.“
Neue Förderung für Herdenschutz
„Die Bilder von Wolfrissen lassen niemanden kalt! Daher wollen wir unsere Bäuerinnen und Bauern in Zukunft beim Herdenschutz noch besser unterstützen. Wir werden im Agrarressort eine eigene Ankaufsförderung für Schutzzäune einrichten, damit unsere Tiere besser geschützt werden können“, so Agrarlandesrat Hans Seitinger.
"Der strenge Schutz innerhalb der EU muss aufgehoben werden, denn mittlerweile leben in Europa 20.000 Wölfe. Die Wölfe sind nicht mehr bedroht, der geforderte gute Erhaltungszustand ist längst überschritten."
Agrarlandesrat Hans Seitinger
Die neue Förderung wird sich am niederösterreichischen Modell orientieren und den Ankauf von Herdenschutzzäunen fördern. „Gleichzeitig zeigen die jüngsten Bilder aus dem Ennstal aber auch, dass selbst eingezäunte Weiden direkt neben dem Hof nicht vor Problemwölfen sicher sind. Ich freue mich, dass sich auch meine Regierungskollegin Ursula Lackner von der Notwendigkeit, gesetzliche Änderungen nach dem Kärntner Modell herbeizuführen, überzeugen ließ. Denn es braucht einen gemeinsamen Schulterschluss zum Schutze unserer Almwirtschaft, zur Erhaltung hoher Tierschutzstandards und für die Motivation unserer Bäuerinnen und Bauern ihre Betriebe weiter zu führen“, betont Seitinger.
Seitinger sieht auch EU gefordert
Hans Seitinger stellt aber auch klar: „Auf vielen Almen ist ein umfassender wolfssicherer Herdenschutz unmöglich umzusetzen. Daher braucht es zusätzlich zu den Maßnahmen auf Landesebene eine Adaptierung des Schutzstatus der Wölfe durch die EU! Der strenge Schutz durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) muss aufgehoben werden, denn mittlerweile leben in Europa 20.000 Wölfe. Laut Seitinger seien die Wölfe sind nicht mehr bedroht, der in der FFH-Richtlinie geforderte gute Erhaltungszustand sei längst überschritten und die zunehmende Wolfspopulation sei kein steirisches, kein österreichisches, sondern mittlerweile ein großes europäisches Problem.
Sowohl die Verordnung als auch die verbesserten Maßnahmen zum Herdenschutz sollen bereits für den Großteil der heurigen Almsaison gültig sein.
Rasch umsetzen
Eine erste positive Reaktion kommt aus der Landwirtschaftskammer. „Es ist höchste Zeit, dass die Steiermark mit einer Verordnung zur Entnahme von Problemwölfen nachziehen wird, wie sie in anderen Bundesländern bereits besteht“, begrüßt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher die Einrichtung einer Expertengruppe nach Kärntner Vorbild. Titschenbacher verlangt, dass die angekündigte Wolfverordnung rasch und noch in dieser Weidesaison umgesetzt sowie praktikabel und unbürokratisch gestaltet wird.
Weitere Beiträge rund um den Wolf:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.