Leibnitz und Liezen
Land streicht Förderungen für zwei Produktionsschulen

- Die steirischen Produktionsschulen sollen für Jugendliche und junge Erwachsene Ausbildungen in Bereichen wie Gastronomie, Büro,
Holz-, Textil- oder Metallverarbeitung ermöglichen. (Symbolbild) - Foto: unsplash/Greyson Joralemon
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Zwei der vier steirischen Produktionsschulen verlieren ab 2026 ihre Förderung. Das Land verweist auf hohe Kosten und geringe Vermittlungserfolge, gleichzeitig sind neue Projekte für Jugendliche in Ausarbeitung. Die Opposition warnt vor einem Rückschritt in der Betreuung von sozial benachteiligten jungen Menschen.
STEIERMARK. Die Steiermark ist weiterhin auf Sparkurs, am Montag wurde erneut eine Streichung an Fördergeldern bekannt. Mit 1. Jänner wird die Landesregierung die Förderung für zwei von vier steirischen Produktionsschulen einstellen. Betroffen sind jene Standorte in Leibnitz und Liezen, die im Jahr 2020 im Zuge der Corona-Pandemie zusätzlich zu den beiden bereits bestehenden Einrichtungen in Graz und Leoben geschaffen wurden. Der Schritt wird mit den "hohen Kosten bei gleichzeitig zu niedriger Erfolgsquote bei der Vermittlung am Arbeitsmarkt" begründet.
Laut Angaben aus dem Büro des zuständigen Landesrates Willibald Ehrenhöfer (ÖVP) belaufen sich die jährlichen Kosten für die beiden Standorte auf rund 1,1 Millionen Euro. Die Zahl der erfolgreichen Integrationen sei im Verhältnis dazu zu niedrig. Von den im Jahr 2024 in Leibnitz und Liezen betreuten 80 Personen konnten 26 in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden, heuer sollen es von bisher 44 Jugendlichen neun gewesen sein.
Was sind Produktionsschulen?
Die Produktionsschulen richten sich an sozial benachteiligte oder ausgrenzungsgefährdete junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren. Sie bieten praxisnahe Ausbildungsmöglichkeiten und ergänzen die Maßnahmen des Sozialministeriums – Ausbildungspflicht, fit2work und Jugendcoaching. Betrieben werden die Einrichtungen von FAB (Leibnitz, Graz) und Jugend am Werk (Leoben, Liezen), finanziert ausschließlich durch das Land Steiermark.Das Arbeitsressort verweist darauf, dass die während der Pandemie stark gestiegene Jugendarbeitslosigkeit inzwischen wieder rückläufig sei und bundesweite Maßnahmen wie das Ausbildungspflichtgesetz oder die Ausbildungsgarantie zusätzliche Unterstützung bieten. Parallel werde an "alternativen Maßnahmen für die Zielgruppe der jugendlichen Arbeitssuchenden" gearbeitet, die bereits im Herbst 2025 starten sollen.
Kritik aus der Opposition
Die Entscheidung rief scharfe Reaktionen der Oppositionsparteien im steirischen Landtag hervor. Die Grünen werfen der FPÖ-ÖVP-Regierung vor, auf Kosten benachteiligter Jugendlicher zu sparen. "Für Asphalt, Beton und teure blau-schwarze Schaufensterpolitik sind Millionen da. Aber dort, wo Steirerinnen und Steirer Hilfe, Stabilität und Chancen für ihr Leben brauchen, wird sofort der Sparstift angesetzt", heißt es. Skeptisch äußert sich die Partei auch zu den angekündigten „alternativen Maßnahmen“, die als kurzfristige Projekte nicht die notwendige Stabilität böten.

- Die SPÖ fordert den Erhalt der Produktionsschulen in Liezen und Leibnitz und will einen dementsprechenden Antrag im Ausschuss einbringen.
- Foto: Land Stmk. /Fischer
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Die SPÖ spricht von einem "Sparen an der falschen Stelle". Klubobmann Hannes Schwarz verweist auf die zuletzt um mehr als zwölf Prozent gestiegene Jugendarbeitslosigkeit in der Steiermark und auf den Rückgang der Lehrstellen: "Gerade jetzt ist der Zeitpunkt völlig falsch, jungen Menschen Chancen zu nehmen." Landtagsabgeordnete Doris Kampus betont, die Produktionsschulen seien keine Doppelgleisigkeiten, sondern maßgeschneiderte Maßnahmen für Jugendliche in der Steiermark. Die SPÖ fordert den Erhalt der Produktionsschulen in Liezen und Leibnitz und will einen dementsprechenden Antrag im Ausschuss einbringen.
Auch die KPÖ kritisiert den Förderstopp. "In einem Bereich zu kürzen, in dem es um die Zukunft junger Menschen geht, ist unverantwortlich", so Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler. Gerade jene Jugendlichen, die am schwersten Zugang zum Arbeitsmarkt finden, bräuchten verlässliche Anlaufstellen und langfristige Begleitung.
Projekt mit externem Träger in Entstehung
Mit der Entscheidung bleiben ab 2026 nur noch die Standorte in Graz und Leoben bestehen. Die Oppositionsparteien sehen in der Einstellung der Förderung einen Rückschritt in der Betreuung benachteiligter Jugendlicher. Das Arbeitsressort verkündet neue und zielgerichtete Unterstützungsmöglichkeiten, an denen bereits gearbeitet werde. Aktuell sei etwa ein Projekt in Zusammenarbeit mit einem externen Träger und der Wirtschaft in Ausarbeitung.
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