Was die Krise mit dem Jugendsport macht
Training mit einigen gesetzlichen Fouls

Endlich wieder am Ball: Die jungen Fußballer der U7 und U9 des JAZ Gössendorf sind motiviert und auf Abstand. | Foto: KK
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  • Endlich wieder am Ball: Die jungen Fußballer der U7 und U9 des JAZ Gössendorf sind motiviert und auf Abstand.
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Nicht nur in der Bundesliga rollt der Ball seit Kurzem wieder, auch auf den unzähligen Fußballplätzen der steirischen Nachwuchsvereine können die jungen Kicker wieder ihrem geliebten Hobby nachgehen und dem runden Leder nachjagen – zumindest fast, denn auch auf dem Spielfeld gelten nun einige neue "Corona-Regeln". "Wir haben einen ganzen Haufen an Auflagen zu erfüllen", berichtet etwa Alexander Köhler, Jugendtrainer beim JAZ Gössendorf. Daneben gibt es noch einen Elf-Punkte-Plan an Handlungsempfehlungen vom ÖFB, darunter die Vorgabe beim Training einen Abstand von zwei Metern zwischen den Spielern zu halten – bei einer Kontaktsportart wie dem Fußball eine Herkulesaufgabe. "Wir haben daher erst ab der U7 gestartet, darunter ist es ohne Berührung kaum möglich", so Köhler, Vater dreier Burschen und seit 15 Jahren engagierter Jugendtrainer.

Langsame Annäherung

Sogar in den Wochen des absoluten Lockdowns waren die jungen Fußballer nie ganz auf sich allein gestellt. "Zunächst haben wir mittels WhatsApp den Kontakt gehalten, dann haben wir mit einem Online-Training begonnen", blickt Alexander Köhler zurück. "Das war heiß begehrt. Wir haben wirklich sehr engagierte Trainer, die sich Mühe gemacht habe und die Kinder waren mit Feuereifer dabei, auch wenn der Platz zu Hause nicht immer vorhanden war." Mittlerweile ist wieder Platz zum Trainieren da, dennoch fürchtet Köhler durch die Krise Rückschläge in der Nachwuchsarbeit. "Meines Erachtens ist die Gefahr da, dass wir nicht nur in der Amateur-Liga, sondern auch im Jugendfußball junge talentierte Sportler verlieren."

Pause bringt auch Vorteile

Etwas anders stellt sich die Situation beim Leichtathletik-Training des ATSE Graz dar. Hier gab es vergangenen Dienstag das erste Wiedersehen zwischen Trainern und Sportlern seit Mitte März. Die Regeln für den Trainingsbetrieb während der Covid-19-Krise ähneln jenen für die Fußballer. "Bei den Koordinationsläufen mussten wir mehr Abstand halten. Außerdem sollen wir jetzt vor und nach dem Training die Hände waschen", berichten die zehnjährigen Sportlerinnen Florentina und Elena nach ihrer Trainingseinheit nach dem Lockdown. "Jedenfalls war es sehr schön und lustig, endlich wieder zu laufen, springen und zu sprinten", so das Fazit der beiden.

Die lange Absenz von Laufbahn und Hürden sieht ATSE-Trainer Michael Böhm übrigens relativ entspannt: "Technische Errungenschaften, wie die Hürdentechnik oder Weitsprungtechnik gehen nicht von heute auf morgen verloren. So eine Pause ist in der technischen Entwicklung in so einer Sportart wie der Leichtathletik oftmals gar nicht so schlecht, weil der Körper Zeit hat sich anzupassen." Allerdings müsse für Nachwuchssportler tägliche Bewegung immer gegeben sein. In dem Punkt seien in den vergangenen Wochen und Monaten daher sowohl die Kinder und Jugendlichen selbst als auch die Eltern gefordert gewesen.

Einstellung zum Sport auf die Probe gestellt

Mit einem Marathon wurde der Kampf gegen das Coronavirus des Öfteren verglichen, mit einem Marathon ist ebenso das Training zu vergleichen, das viele Leistungsathleten aber auch Nachwuchsathleten für die Vorbereitung auf einen Wettkampf an den Tag legen. Vielfach scheint diese lange Vorbereitung nun ohne konkretes Ziel zu bleiben, da geplante Wettkämpfe gar nicht oder nur eingeschränkt stattfinden. Ein Motivationsloch für die Sportler fürchtet Böhm in diesem Zusammenhang allerdings nicht, da "es in der Leichtathletik immer um die eigene Entwicklung geht. Das Kräftemessen mit anderen ist sozusagen nur das Sahnehäubchen." Der passionierte Trainer glaubt auch nicht, dass durch die Krise sportliche Talente verloren gehen: "Wer sich dadurch vom Sport abbringen lässt, hat in meinen Augen nicht die richtige Einstellung für Spitzensport. Die wirklichen Talente werden in solchen Zeiten sehr kreativ." Während des Lockdowns hat Böhm viele Instagram-Videos seiner Nachwuchstalente gesehen, die ihn optimistisch stimmen: "Da wurden Hürden im Garten aufgestellt und Kinderschaukeln zu Reckstangen umfunktioniert. Dass es einen Schwund in den Vereinen geben wird, kann ich mir auch nicht vorstellen."

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