"Ja, das Zittern ist groß"
Frostige Aussichten machen Obstbauern zu schaffen

Hagel und Frost vernichteten 2016 einen Großteil der Ernte im Süden. Nun heißt es wieder zittern. | Foto: RMS
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  • Hagel und Frost vernichteten 2016 einen Großteil der Ernte im Süden. Nun heißt es wieder zittern.
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Bangen Tagen und Stunden sehen sich die steirischen Obstbäuerinnen und Obstbauern gegenüber: In den kommenden Nächten wird sich entscheiden, ob ihre Früchte den drohenden weiteren Kälteeinbruch überstehen oder ob eine schonungslose Wiederholung des Jahres 2016 droht, in dem ein Gutteil der steirischen Obsternte ausgefallen ist. MeinBezirk hat sich umgehört.

STEIERMARK. "Auf null bis maximal -1 Grad darf die Temperatur fallen, das ist die absolute Schmerzgrenze", bringt es Dietmar Schweiggl auf den Punkt. Er ist im Apfelanbau der größte Produktionsbetrieb in Österreich und im südweststeirischen St. Georgen an der Stiefing beheimatet. Besonders die kommende Nacht, aber auch das Wochenende sei mit großer Sorge zu betrachten, es "wird definitiv sehr knapp und natürlich zittern wir, denn mit einem Schlag kann wieder die gesamte Ernte weg sein", so der Obstanbauer, der hauptsächlich Äpfel, aber auch Birnen und Zwetschken produziert.

Dietmar Schweiggl, Chef von Schweiggl Obstbau in St. Georgen a.d. Stiefing sieht sich ebenfalls an 2016 erinnert: "Wir sind in der Vegetation drei Wochen voraus, tiefer als -1-Grad sollte die Temperatur jetzt nicht mehr sinken", so der Obstbauer.  | Foto: RMS
  • Dietmar Schweiggl, Chef von Schweiggl Obstbau in St. Georgen a.d. Stiefing sieht sich ebenfalls an 2016 erinnert: "Wir sind in der Vegetation drei Wochen voraus, tiefer als -1-Grad sollte die Temperatur jetzt nicht mehr sinken", so der Obstbauer.
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"Wir sind gebrannte Kinder", erinnert sich Schweiggl mit Schaudern an das Horror-Jahr 2016 zurück, als es nach einem ähnlichen Kälteeinbruch wie heuer in weiten Teilen der Steiermark einen Totalausfall bei der Ernte gegeben hat.

Besonders kritische Phase

Auch Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferats in der Landwirtschaftskammer Steiermark bestätigt die Ängste und Sorgen: "Tatsächlich befinden wir uns gerade in einer besonders kritischen Phase. Wir sind in der Vegetation durch die zuletzt sehr hohen Temperaturen etwa drei Wochen voraus, das heißt alles war oder ist bereits in der Blüte. Je nach Art mehr oder weniger weit, bei der Marille haben wir schon Fruchtgröße von mehreren Zentimetern, auch bei anderen Obstarten haben wir schon kleine Früchte", so der Experte. Das bedeutet, dass wenn es nun friert, auch keine Reserveblüten mehr vorhanden sind. "Da gibt es dann keine unterentwickelten Blüten, die sich danach noch aktivieren könnten."

Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferats in der Landwirtschaftskammer Steiermark. | Foto: KK
  • Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferats in der Landwirtschaftskammer Steiermark.
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Was also droht, wäre eine Wiederholung des unheilvollen 2016-Jahres, auch wenn Muster einräumt, dass heuer doch die Hoffnung auf eine positive Wende besteht:

"2016 kam einfach die Kombination aus mehreren Faktoren zusammen. Damals waren wir auch schon sehr weit, dann prallte aber Hochdruckwetter auf extreme kalte Luft aus dem Nordatlantikraum plus der Verschärfung durch sehr klare Nächte. Zurzeit liegen wir noch in einer Westströmung mit feuchteren und wärmeren Luftmassen, was es eher unbeständig und bewölkt macht."
Herbert Muster hofft, dass nicht das Schlimmste eintritt.

Jahr für Jahr eine Zitterpartie

Lustig seien diese emotionalen Gratwanderungen im Frühjahr jedenfalls nicht, bestätigen sowohl Schweiggl als auch Muster. "Früher dran zu sein ist ja per se kein Nachteil, aber die Rückkehr des Frostes ist das Problem", erläutert Herbert Muster. Seit 2016 sei die Lage sehr unruhig, 2012 gab es erstmals gröbere Frostschäden, seither mehr oder weniger jedes Jahr, eben mit dem ganz tiefen Einschnitt 2016. 

Um den Frost abzuwehren werden mancherorts auch Heizöfen und Kerzen eingesetzt. | Foto: Doris Necker
  • Um den Frost abzuwehren werden mancherorts auch Heizöfen und Kerzen eingesetzt.
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Natürlich gäbe es einige Maßnahmen, um das Schlimmste zu verhindern: So sind über Wies aktuell Hubschrauber im Einsatz, um die Luftzirkulation zu steuern.

Heizöfen und Kerzen, künstliche Steuerung der Luftzirkulation durch Hubschraubereinsätze oder Windräder oder aber auch die sehr kostenintensive Frostberegnung – all dies sind mögliche Werkzeuge, mit denen die Obstbäuerinnen und -bauern gegen den Frost kämpfen. "Wir haben einiges davon auch schon probiert", berichtet Dietmar Schweiggl, um dann ernüchternd zu ergänzen: "Geholfen hat es nicht wirklich." Bleibt also für die kommenden Tage wohl doch nur Hoffen und Beten für unsere Obstbaubetriebe. 

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