Corona als Bankrott-Turbo

Grüne Wirtschaft warnt vor Pleitewelle nach Ende der Hilfen

Während gerade die Aussicht auf einen weiteren Lockdown wie ein Damoklesschwert über ganz Österreich schwebt, kämpfen unzählige steirische Betriebe noch immer mit den Auswirkungen vergangener Lockdowns und der Pandemie insgesamt. Die Grüne Wirtschaft Steiermark warnt vor einer drohenden Insolvenzflut nach dem Auslaufen aller Bundeshilfen.

STEIERMARK. Viele der vom Bund gesetzten Maßnahmen zur Bewältigung der Covid-19-Krise sind bereits ausgelaufen bzw. laufen in naher Zukunft aus, so etwa der Fixkostenzuschuss I, der Ausfallsbonus sowie der Härtefallfonds am 31. Oktober 2021. Fixkostenzuschuss 800.000 und Verlustersatz sollen mit Jahresende fallen. Angesichts dieses fehlenden "Sicherheitsnetzes"  sowie des Endes der von der Regierung eingeführten "Safety-Car-Phase" - gestundete Abgabenzahlungen an Finanzamt und Sozialversicherung - könnte bei vielen Ein-Personen- und Kleinstunternehmen nun eine Überschuldung schlagend werden und Insolvenzverfahren eingeleitet werden müssen.

Die Grüne Wirtschaft schlägt dahingehend Alarm und beantragt im steirischen Wirtschaftsparlament, das heute am 18. November tagt, dass die Wirtschaftskammer das Land Steiermark auffordere, in Kooperation mit der Schuldnerberatung Steiermark für die Zeit nach dem Auslaufen der staatlichen Corona-Hilfen eine spezielle Hilfestellung für Unternehmerinnen und Unternehmer bei Überschuldung und Betriebsschließung anzubieten.

Schuldnerberatung nur für Private

"Auch wenn zur Vorbereitung eines Privatkonkurses, der alle natürlichen Personen und damit auch alle Ein-Personen-Unternehmen betrifft, die Beiziehung eines Rechtsanwaltes nicht vorgeschrieben ist, sollte auf eine frühzeitige Beratung bei der Abwicklung und eine Begleitung durch das Verfahren nicht verzichtet werden", erklärt Andrea Kern, die Landessprecherin der Grünen Wirtschaft. Die Wirtschaftskammer Steiermark sei gefordert, dass auch Unternehmer entsprechende Hilfestellungen bei Überschuldung und Betriebsschließung angeboten werde, so Kern.

Derzeit sind Mitglieder der Wirtschaftskammer vom Beratungsangebot der Schuldnerberatung Steiermark nämlich ausgenommen. Diese staatlich anerkannte kostenlose Beratungsstelle richtet sich an Privatpersonen, die in finanzieller Not sind. In der Wirtschaftskammer wiederum wird u.a. Beratung für Gründer angeboten, eine "Ausstiegsberatung" fehle aber derzeit und damit "steht Unternehmerinnen und Unternehmern kein kostenloses Beratungsangebot zur Verfügung" bemängelt Kern.

Viele Unternehmer melden Privatkonkurs an

Gerade bei Privatkonkursverfahren sind überdurchschnittlich viele Unternehmer betroffen, nämlich 32 Prozent. Durch die Corona-Hilfen und die Anpassung im Insolvenzrecht sind im dritten Quartal 2021 die Firmeninsolvenzen zwar um 28 Prozent und die Privatkonkurse um sieben Prozent im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahr gesunken.

"Es ist aber anzunehmen, dass nach dem Beenden der Corona-Hilfen die Anzahl an Privatkonkursen wieder auf das Niveau des Jahres 2019 ansteigen werden - das waren 9.456", erklärt die Grüne Wirtschaftssprecherin. "Je nachdem, ob es wieder zu einem Lockdown für alle kommt und damit Corona-Hilfen initiiert werden, werden sich die Pleiten bis in Jahr 2023 ziehen bzw. die Pleiten etwas später einsetzen."

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