Fachräftemangel
Jede fünfte Stelle in der Technik in der Steiermark unbesetzt

- Auch Mädchen mehr für technische Berufe zu begeistern, lautet das Ziel.
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Österreichweit fehlen allein in der Elektro- und Elektronikindustrie, der Metalltechnischen Industrie sowie in der IT bis zu 40.000 Fachkräfte, Tendenz steigend. Auch in der Steiermark zeigt sich ein ähnliches Bild: 5.300 Jobs können in den drei Branchen nicht besetzt werden. Branchenvertreter fordern eine Qualifizierungsoffensive.
STEIERMARK. Das Blatt kann gewendet werden wie es will. Die Zahlen sind mit einem Wort dramatisch und die repräsentative Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), die kürzlich in der WKO Steiermark unter dem Motto „Qualifikation für die österreichische Industrie“ präsentiert wurde, unterstreicht die angespannte Situation.
Demnach fehlen aktuell in den Bereichen Elektro- und Elektronikindustrie, Metalltechnische Industrie sowie Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT bundesweit bis zu 40.000 Fachkräfte. Bundesweit kann jede vierte Fachkraft in diesen Bereichen nicht besetzt werden. Für die österreichische Wirtschaft bedeutet das einen Wertschöpfungsverlust von 6,4 Milliarden Euro.

- Peter Luptacik, Researcher am IWI, bei der Präsentation der Studie
- Foto: Foto Fischer
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Fachkräftemangel spitzt sich zu
Prognostiziert wird, dass 2030 bereits bis zu 63.400 technische Fachkräfte fehlen. Jede dritte Stelle bleibt dann unbesetzt, der Wertschöpfungsentgang wird dann mit bis zu zehn Milliarden Euro beziffert.
In der Steiermark zeigt sich ein ähnliches Bild: Obwohl das Bildungsangebot mit Technischer Universität, Fachhochschulen und HTLs in der Steiermark überdurchschnittlich gut aufgestellt ist, schlägt sich das nicht unmittelbar auf dem steirischen Arbeitsmarkt nieder. „Auch steirische Betriebe suchen händeringend nach Personal, 21 Prozent der Stellen oder umgerechnet 5.300 Jobs in den drei Bereichen sind unbesetzt. Bis 2030 geht die Prognose sogar von einem Bedarf von 8.700 technischen Fachkräften aus, der nicht gedeckt werden kann“, so Peter Luptacik vom IWI.

- Michael Stahl, Vorsitzender der Fachvertretung Elektro- und Elektronikindustrie Steiermark
- Foto: Christian Jungwirth
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Personalnot an jeder Ecke
Ein Blick auf die einzelnen Branchen zeigt die Dimension des Problems auf: Aktuell fehlen in der Elektro- und Elektronikindustrie (inklusive Gewerbe und EVU) bis zu 1.500 Fachkräfte, in sieben Jahren sollen es bis zu 2.600 sein. Ähnlich die Lage in der Metalltechnischen Industrie: Dort werden aktuell bis zu 2.300 Fachkräfte dringend gebraucht, im Jahr 2030 sollen es 3.600 sein.
In der IT und den Informationsdienstleistungen können aktuell 1.500 Stellen nicht besetzt werden, im Jahr 2030 droht in diesem Bereich ein Mangel von 2.500 Fachkräften. Branchenübergreifend wird sogar von einem regionalwirtschaftlichen Mangel von bis zu 4.000 IT-Fachkräften in der Steiermark ausgegangen, 2030 sollen dann 7.100 Fachkräfte fehlen. Damit droht, so die Prognose, dass in der Steiermark dann nur noch 61 Prozent oder rund zwei Drittel der offenen Stellen in diesen Branchen besetzt werden können.

- Hans Höllwart, Obmann der Fachgruppe Metalltechnische Industrie Steiermark
- Foto: Foto Fischer
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Spannend ist auch ein Blick auf den Output der einzelnen Bildungsinstitutionen: So leistet die Lehre mit einem Anteil von 43,6 Prozent den größten Beitrag zum regionalen Output, gefolgt von der HTL (22,8 Prozent), der Universität (20,8 Prozent) und der Fachhochschule (11,3 Prozent).
Am untersten Rand des Rankings: die HAK mit einem Anteil von 0,8 Prozent und die AHS mit 0,7 Prozent. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen brauchen neue Kompetenzen, sie müssen gut kommunizieren, selbstständig agieren, planen und organisieren können“, so FMTI-Steiermark-Obmann Hans Höllwart.
Fachkräftemangel abfedern
Angesichts der sich zuspitzenden Fachkräftemisere fordern Branchenvertreterinnen und Branchenvertreter nun die Umsetzung einer raschen Qualifizierungsoffensive. Diese umfasst unter anderem die Modernisierung von Lehrplänen, die Aufstockung technischer Fächer in allen Schulformen und eine Optimierung der Berufsorientierung in den Unterstufen.
Schon jetzt setzen Verbände wie FEEI (Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie), FMTI (Fachverband Metalltechnische Industrie) sowie der OVE (Österreichischer Verband für Elektrotechnik) gezielt Aktivitäten, um den Fachkräftemangel einzudämmen: „Wir finanzieren seit einigen Jahren mehrere Studienplätze und Universitätseinrichtungen im Maschinenbau“, so Höllwart. EEI-Steiermark-Vorsitzender Michael Stahl plädiert für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Industrie und Ausbildungsstätten: „Das generiert Nachfrage für die interessante und lohnende Arbeit in der Industrie“, ist er überzeugt.
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