Junge Industrie präsentiert Lösungspapier
Kinderkriegen ohne Karriereknick

Setzen sich für verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Job unter der Prämisse einer flexibler gestalteten Kinderbetreuung ein: Dominik Santner und Julia Aichhorn (Junge Industrie) | Foto: M. Kanizaj
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  • Setzen sich für verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Job unter der Prämisse einer flexibler gestalteten Kinderbetreuung ein: Dominik Santner und Julia Aichhorn (Junge Industrie)
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Die Steiermark rühmt sich stets ihrer Spitzenposition bei der F&E-Quote im EU-Vergleich. Dennoch hinkt sie bei einer wesentlichen Voraussetzung für die weitere Attraktivierung des Forschung- und Entwicklungsstandorts hinterher: der Kinderbetreuung. Denn nur wenn genügend und flexible Kinderbildungsplätze gegeben sind, können Eltern arbeiten, Fachkräfte gehalten und andere wiederum zum Kommen bewogen werden. Ein Teufelskreis, auf den die Junge Industrie Steiermark bereits vor rund zwei Monaten aufmerksam gemacht hat — die WOCHE berichtete. Nun liegt ein erstes Lösungspapier am Tisch. 

Wahlfreiheit für Eltern

"Wollen wir die Spitzenkräfte – diese sind vielfach Eltern – an unseren Standort binden und ihnen Sicherheit für den Balanceakt Vereinbarkeit bieten, dürfen Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur für Kinder kein Hindernis darstellen", erklären die Vorsitzenden der Jungen Industrie Julia Aichhorn und Dominik Santner. "Wollen wir Kinder und ihre Talente fördern, ihnen Chancengleichheit von Anfang an ermöglichen und ein Recht auf Bildung vom ersten Lebensjahr an einräumen, darf es ebenso wenig an der Infrastruktur mangeln."

„Ich bin in einer leitenden Position in Mutterschutz gegangen und komme vermutlich als Sachbearbeiterin nach der Karenz zurück.“

Gute Kinderbetreuung bedeutet nicht nur Quantität im Angebot, sondern auch Flexibilität für die Eltern. | Foto: Panthermedia
  • Gute Kinderbetreuung bedeutet nicht nur Quantität im Angebot, sondern auch Flexibilität für die Eltern.
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Um ein möglichst breit gefächertes Bild über die Realität der Kinderbetreuungsoptionen in unserem Bundesland zu erlangen, wurden im Vorfeld Zahlen verglichen, Eltern, Pädagogen, Forscher und Politiker um ihre Erfahrungen und Empfehlungen befragt (Die eingestreuten Zitate sind Auszüge aus diesen Berichten). Die Zahlen belegen eindeutig den Handlungsbedarf: Bei der Betreuungsquote der 3-5-Jährigen rangiert die Steiermark mit 88 Prozent auf dem letzten Platz im Bundesländervergleich. 78 Prozent der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren werden nur vormittags betreut, damit ist die Steiermark mit Vorarlberg das Schlusslicht.

„Das Stundenausmaß für die Geringfügigkeit in der Karenz ist mit dem Arbeitsweg quasi schon überschritten, wie soll ich da am Ball bleiben?“

Mehr allein genügt nicht

Damit zeigt sich: Die Kinderbetreuungsplätze müssen ausgebaut werden. Doch "more of the same" allein genügt nicht, findet die Junge Industrie und hat daher ein Bündel an Lösungsvorschlägen geschnürt:

-> flexiblere Betreuungsmodelle und geteilte Plätze
Für mehr Elementarbildungsangebote der unter 3-Jährigen soll bis 2023 ein Rechtsanspruch auf einen qualitativ hochwertigen, ganztägigen, ganzjährigen sowie leistbaren Elementarbildungsplatz für alle Kinder ab dem 2. Geburtstag und bis 2025 ab dem 1. Geburtstag in der Steiermark eingeführt werden.

-> Verteilung über Gemeindegrenzen hinweg
Langfristig soll die Übernahme derElementarbildung in Bundeskompetenz angestrebt werden. Kurzfristig unterstützt die Einführung der Sozialstaffel bei Kinderkrippenplätzen.

-> Digitalisierung der Betreuungsinfrastruktur
Eine digitale Plattform schafft tagesaktuell und in der ganzen Steiermark eine rasche Vernetzung von Angebot und Nachfrage.

-> attraktive Arbeitsplätze für Pädagoginnen und Pädagogen
Zu viele junge Menschen steigen nach der Elementarpädagogik-Ausbildung aus und ergreifen nicht ihren Ausbildungsberuf. Der Mix aus post-sekundärer, tertiärer Ausbildung, die künftig bestehende Möglichkeit zum Quereinstieg schaffen ebenso Abhilfe, wie eine gesteigerte Wertschätzung gegenüber den Berufsbildern.

-> Nachmittagsbetreuung auch am Land

-> Generationenübergreifend agieren

Neben der notwendigen Betreuung von Kindern kommt imLaufe des Lebens auch die Betreuung älterer Familienmitglieder hinzu. Generationenzentren ermöglichen viele Synergieeffekte. Ehrenamtliche Familienarbeit wird zu einem neuen Generationenverständnis.

-> Rechtlichen Rahmen vereinfachen und Anreize für Partnerschaftlichkeit schaffen (Papa-Monat)

-> Information über Risiken und Nebenwirkungen langer Karenz- und Elternteilzeiten

„Jetzt höre ich schon, dass ich eine Rabenmutter bin, weil ich arbeite und dann muss ich auch noch um 13 Uhr pünktlich im Kindergarten sein. Das ist Stress pur. Ich möchte doch nur machen, wofür ich studiert habe.“

Setzen sich für verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Job unter der Prämisse einer flexibler gestalteten Kinderbetreuung ein: Dominik Santner und Julia Aichhorn (Junge Industrie) | Foto: M. Kanizaj
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