Weiterbildung mit Weitblick
Viele Wege führen in die Lehre – zwei Erfahrungsberichte

Das Image der Lehre gewinnt zusehends an Beliebtheit und Profil. Zwei junge Steirerinnen erzählen dazu ihre Lehr-Geschichte. | Foto: MeinBezirk.at
3Bilder
  • Das Image der Lehre gewinnt zusehends an Beliebtheit und Profil. Zwei junge Steirerinnen erzählen dazu ihre Lehr-Geschichte.
  • Foto: MeinBezirk.at
  • hochgeladen von Markus Kopcsandi

Die Lehre als erster oder manchmal erst zweiter Schritt zu beruflichem Erfolg und Zufriedenheit: Zwei junge Steirerinnen berichten, warum sie sich für eine Lehre entschieden haben und warum sich dieser Schritt bezahlt gemacht hat.

STEIERMARK. Ihre Laufbahnen sind unterschiedlich, doch beide teilen ihre positive Erfahrungen als Lehrlinge: Hannah Schober (20) und Sabrina Ritz (27) sind zwei Steirerinnen, die sich zum Einen nach der absolvierten Matura und zum Anderen klassisch direkt nach der Pflichtschule für eine Lehre entschieden haben. Den Weg dorthin geebnet hat abgesehen von Wille und Fleiß auch das von der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG getragene Förderprogramm "Top Job". 

Wohlüberlegt in die Lehre gestartet

"Mit 15 empfand ich mich noch als zu jung, um mich für einen konkreten Weg zu entscheiden, also habe ich die Schule fertiggemacht. Unterschiedliche Ferialjobs im technischen Bereich gaben mir über die Jahre gute Einblicke ins Unternehmens- und Arbeitsleben", schildert Hannah Schober den Hintergrund, warum sie erst mit dem Maturazeugnis in der Hand den Weg in eine Lehre eingeschlagen hat. Nun ist sie im 3. Metalltechniklehrjahr bei Magna Power Train in Ilz.

Mit dem Maturazeugnis ab in die Lehre: Hannah Schober (20) absolviert nach der Matura eine Metalltechnikehre mit Schwerpunkt Maschinenbautechnik bei Magna Powertrain in Ilz. | Foto: SFG
  • Mit dem Maturazeugnis ab in die Lehre: Hannah Schober (20) absolviert nach der Matura eine Metalltechnikehre mit Schwerpunkt Maschinenbautechnik bei Magna Powertrain in Ilz.
  • Foto: SFG
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Der Berufsalltag der jungen Frau startet um sechs Uhr Früh, jede Woche ist sie in anderen Abteilungen eingeteilt, "so lerne ich den gesamten Standort kennen, alle Maschinen und Anlagen. Mein Haupttätigkeitsbereich ist der mechanische Teil der Instandsetzung. Als Maschinenbautechnikerin zählen auch Dreh, Fräs- und Schweißarbeiten zu meinen Aufgaben", schildert Schober. Und wie ist es als Frau in einer traditionellen Männerdomäne?

"Lustigerweise sind wir am Standort mehrheitlich weibliche Metalltechniklehrlinge, jedoch sind unter den rund 50 Mitarbeitern der Instandhaltung nur vier Mitarbeiterinnen. Ich verstehe mich auch mit meinen Arbeits- und Lehrlingskollegen, egal ob männlich oder weiblich, sehr gut."
Hannah Schober über die Überwindung geschlechterspezifischer Berufsbilder

Hannah Schobers Entscheidung für eine Lehre direkt nach der Matura ist ungewöhnlich, kam jedoch für ihr nahes Umfeld nicht unbedingt überraschend, wie sich der Metalltechniklehrling erinnert: "Die meisten Menschen in meiner Umgebung fanden es gut und hatten es zum Teil schon kommen sehen, da ich eher praktisch als theoretisch veranlagt bin." Skurril sei lediglich die Reaktion eines Vertretungslehrers in der Berufsschule gewesen: "Der hat die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und mich gefragt, wieso ich mir als „Überqualifizierte“ eine Lehre '"antue'", wundert sich die 20-Jährige lachend.

Mit den Aufgaben gewachsen

Ganz klassisch hingegen ist Sabrina Ritz' Laufbahn: Sie hat mit 15 Jahren als Lehrling in der Personalabteilung bei XAL gestartet, nachdem sie in mehreren anderen Berufen geschnuppert hatte. 

"Ich hatte damals von der Arbeitswelt noch relativ wenig Ahnung. Am Anfang war es daher schon herausfordernd für mich, aber ich habe jeden Tag viele neue Dinge dazugelernt. Ich bin mit meinen Aufgaben gewachsen und wurde gut unterstützt."
Sabrina Ritz über die ersten Schritte im Job

"On the job" hat die heute 27-Jährige auch bald kleinere und größere Erfolgserlebnisse verbuchen können und wurde nach nur vier Jahren im Unternehmen damit betraut, den Bereich der Lehrlingsausbildung zu übernehmen. Das war "eine große Challenge, und zugleich eine große Chance, die ich natürlich ergriffen habe", erinnert sich Ritz zurück. "Mit meinen 19 Jahren betreute ich rund 50 Lehrlinge in 14 verschiedenen Lehrberufen. Ich war sehr stolz, wieviel Vertrauen das Unternehmen in mich gesetzt hat." Parallel hat sie Weiterbildungskurse und Messen besucht, um ihre Wissen noch weiter auszubauen. Im Gegensatz zu Hannah Schober geht sie den umgekehrten Weg und holt jetzt auch die Matura nach.

Karriere mit Lehre: Sabrina Ritz (27) begann ihre Laufbahn bei XAL vor zwölf Jahren als Lehrling zur Bürokauffrau. Nun ist sie eben dort HR-Manager & Trainee Coordinator. | Foto: Michaela Lorbeer
  • Karriere mit Lehre: Sabrina Ritz (27) begann ihre Laufbahn bei XAL vor zwölf Jahren als Lehrling zur Bürokauffrau. Nun ist sie eben dort HR-Manager & Trainee Coordinator.
  • Foto: Michaela Lorbeer
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Heute unterstützt Sabrina Ritz als Lehrlingscoach die Lehrlinge bei XAL vom Recruiting über deren Auslandserfahrung bis hin zu Weiterbildungen. Stichwort Recruiting: Hier kämpft die junge Frau wie viele andere auch damit, überhaupt und idealerweise gute und engagierte Lehrlinge zu finden. Woran liegt das ihrer Meinung nach? "Zum einen liegt es an der demographischen Entwicklung, d.h. es gibt insgesamt weniger Jugendliche, die eine Ausbildung suchen. Zum anderen haben viele immer noch ein völlig veraltetes Bild von der Lehre", schätzt Ritz. "Einige Lehrberufe haben anscheinend den Ruf, weniger „cool“ zu sein – völlig zu Unrecht: es sind hochmoderne Berufe, in denen die Jugendlichen viel Hightech-Knowhow bekommen, mit modernsten Maschinen arbeiten und sich automatisierter Prozesse und Robotikunterstützung bedienen", kämpft die 27-Jährige gegen teilweise noch immer lückenhaftes Wissen zum Thema Lehre.

Die Botschaft, die der erfolgreiche Lehrlingscoach mitgeben will, ist simpel: "Traut euch was zu und traut euch was. Den Mutigen gehört die Welt."

Mehr Infos zum Programm "Top Job": www.sfg.at

Das könnte dich dazu auch interessieren:

Hier werden alle Fragen rund um die Lehre beantwortet

Die steirischen Impulszentren sorgen für Innovation und Dynamik
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.